Jung, blond, tot: Roman
können, doch es stimmte, ein Mann wie Menzel machte sich nicht selbst die Finger schmutzig. Nur an seinem verdammten Schwanz klebt dieser Dreck, dachte die Kommissarin wütend und fühlte sich beschissen.
Donnerstag, 23. September, 9.00 Uhr
»Ich habe von Ihrem Mißerfolg gehört«, sagte Kullmer mitfühlend, der sich allein im Büro aufhielt und gerade in die Akten vertieft war. »Ich hätte Ihnen den Erfolg gegönnt. Was ist mit seiner Vorliebe für kleine Mädchen? Diese Vera Rückert, kann man ihm nicht daraus einen Strick drehen?«
»Dazu brauchten wir die schriftliche Aussage des Mädchens und vor allem ihrer Eltern. Und ich fürchte, die werden wir nicht mehr bekommen. Er war gestern nach dem Gespräch mit Tschirke so verdammt selbstsicher, er weiß genau, daß die Rückerts nicht mehr reden werden. Ehrlich gesagt, ist mir fast alle Lust vergangen, mich weiter mit diesem ekelhaften Typ auseinanderzusetzen. Berger hat wohl doch recht gehabt, an Menzel ist nicht ranzukommen. Ich sehe nur, daß wir wieder am Anfang stehen.«
»Was ist mit Antonia Delgado? Haben Sie schon mal daran gedacht, daß vielleicht auch sie auf einer von diesen Partys von Menzel gewesen sein könnte?« fragte Kullmer, stand auf und schenkte sich von dem frisch aufgebrühten Kaffee ein, sah kurz zu Julia Durant, füllte einen zweiten Becher und stellte ihn auf den Tisch. »Natürlich«, unterbrach sie ihn und hängte ihre Lederjacke über die Stuhllehne, »er gibt ja zu, daß er sie kennt, aber nur oberflächlich. Kein Sexualkontakt, wie er behauptet.« »Ach, Menzel behauptet viel, und nichts davon stimmt. Als ich letzte Nacht eine Weile wachlag, kam mir die Idee, daß eine Verbindung zwischen den Mädchen bestehen müsse. Wir sollten herauszufinden versuchen, ob diese Antonia auf den Partys war. Wenn Menzel sich Mädchen einfach so beschaffen läßt, warum nicht auch diese Delgado? Wenn wir zum Beispiel wüßten...« Durant unterbrach ihn: »Genau das gleiche habe ich auch schon gedacht, doch was ist mit Carola Preusse? Sie war definitiv nie auf einer von Menzels Partys. Sie ist aber unserem Mörder in die Hände gefallen.« »Das besagt nicht viel. Wir haben Sabine, Maureen, Antonia und Annette. Menzel behauptet zwar, Antonia nur flüchtig zu kennen, was bei diesem Aasgeier aber nichts 186 heißt. Was, wenn diese Mädchen allesamt auf den Partys waren und dort ihren Mörder kennenlernten?« »Aber Carola Preusse?«
»Darüber bin ich mir noch nicht im klaren. Es muß aber trotzdem eine Verbindung geben«, sagte Kullmer und tigerte im Zimmer auf und ab. Die Tür ging auf, Berger trat ein. Er wirkte muffelig, schlecht gelaunt, murmelte ein »Guten Morgen«, riß das Fenster auf und zündete sich eine Zigarette an, blieb am Fenster stehen. »Bitte«, sagte er an Kullmer gewandt, »ich will Sie nicht unterbrechen. Fahren Sie fort.« »Wir suchen nach einer Verbindung zwischen den ermordeten Mädchen. Und wahrscheinlich oder wenn überhaupt gibt es diese Verbindung über Menzels Partys. Nur Carola Preusse paßt im Augenblick noch nicht ins Bild.« Kullmer setzte sich und legte die Beine auf den Schreibtisch, was Berger mißmutig registrierte, aber nicht kommentierte. Kullmer steckte sich einen Kaugummi in den Mund, kaute genüßlich, formte das Papier zu einer winzigen Kugel, zielte auf den Papierkorb, verfehlte ihn aber knapp. »Menzel kommt nicht in Frage, er ist Rechtshänder«, sagte Berger. »Menzel scheidet als Mörder sowieso aus, aber vielleicht haben wir es mit jemandem zu tun, der immer oder fast immer auf diesen Partys anwesend ist?« sagte Durant. »Legen wir doch einfach Menzels Chauffeur die Fotos der ermordeten Mädchen vor! Wenn er wirklich wie behauptet alles von Menzel kennt, dann müßte er auch die Mädchen kennen.«
»Es werden aber nicht immer dieselben Gäste dagewesen sein. Wie wollen wir denjenigen herausfiltern...« Er schüttelte den Kopf. »Ich halte es für nahezu aussichtslos. Wie viele Gäste waren am Montag dort?« Durant zuckte die Schultern. »Zwischen sechzig und hundert, schätze ich.« »Und wie viele Männer?«
»Keine Ahnung, die Hälfte vielleicht. Kann auch sein, daß die Männer in der Minderheit waren. Und natürlich waren viele Verheiratete dort. Ich denke an diesen Staatsanwalt und seine Frau, Tomlin, der Schönheitschirurg, der auch mit seiner Frau da war, und noch der eine oder andere.« »Ich schlage vor«, sagte Kullmer, »daß wir uns auf die Unverheirateten beschränken. Daß wir von
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