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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Ihre Unschuld nicht zweifelsfrei bewiesen ist. Und außerdem sagte ich bereits, daß da auch noch die Presse ist, mit Journalisten, die wie die Aasgeier nur darauf warten, eine tolle Story geliefert zu bekommen. Und glauben Sie mir, ich zögere nicht eine Sekunde, sogenannte vertrauliche Infos weiterzugeben. Also, wie sieht's aus?« »Es ist eine Sauerei, was Sie mit mir vorhaben. Aber gut, wenn sich's nicht vermeiden läßt!« »Kannten Sie Maureen Nettleton, Carola Preusse, Antonia Delgado persönlich?« »Nein, nein, nein! Und diese Delgado schon gar nicht!« Er hielt inne, der eisige Blick der Kommissarin irritierte ihn. Er rollte mit den Augen und sagte: »Ja, ich kannte Maureen.«
»Und Sie hatten mit ihr, wie mit vielen andern Mädchen, Intim verkehr?« »Und wenn?«
»Sagen Sie nur ja oder nein!«
»Ja, ich hatte. Und weiter? Es ist nicht verboten, mit einem Mädchen in ihrem Alter zu schlafen!« »Nein, das nicht, aber mit einer Dreizehnjährigen. Was ist mit Antonia Delgado und vor allem Vera Rückert?« »Mein Gott, was wollen Sie noch alles von mir?« Schweißperlen.
»Das erkläre ich Ihnen vielleicht irgendwann einmal. Beantworten Sie bitte meine Frage!«
»Kann sein, ich weiß es nicht mehr! Bei uns verkehren so viele Menschen; wenn ich mir immer alle Namen merken müßte!«
»Nun, alle Namen nicht, aber ein paar besondere vielleicht. Wie Vera Rückert. Sie ist dreizehn und war Montag nacht hier. Und mit dreizehn ist man minderjährig! Sie haben die Eltern bezahlt und damit die Unschuld dieses Kindes gekauft. Auch dafür werden wir Sie belangen. Dafür und für eine Menge mehr. Und wenn es sein muß, auch für Mord.«
»Reden Sie doch nicht so einen Scheiß! Wo sind Ihre Beweise? Kommen Sie, beweisen Sie Ihre Behauptungen! Und was haben Sie von meinem Blut? Beweist es, ob ich der Mörder bin oder nicht?«
»Unter Umständen. Wenn Sie allerdings Pech haben, reicht es nur für einen Indizienprozeß. Wenn Sie Glück haben, auch für einen Freispruch. Ich werde auf jeden Fall alles in meiner Macht Stehende tun, daß ein Mann wie Sie, der Partys veranstaltet, auf denen sich die obere Gesellschaft von Frankfurt und Umgebung trifft, wo Minderjährige erst willenlos gemacht und dann von Männern, die sich alles leisten können, mißbraucht werden, eines Tages diese Stadt regiert! Ich fände es zum Kotzen, wenn ich nicht alles getan hätte, dies zu verhindern! Ich frage mich, was in einem kranken Hirn wie Ihrem vorgeht! Tut mir leid, Herr Menzel, aber für das, was Sie tun, fehlt mir jegliches Verständnis.« »Ich werde jetzt meinen Anwalt anrufen. Ich lasse mir diese Beleidigungen von Ihnen nicht länger bieten! Ich habe einen Ruf zu verteidigen.« Menzel griff mit zittrigen Fingern zum Telefon und wählte eine Nummer. Wenig später meldete sich der Teilnehmer. Menzel sprach ihn mit Vornamen an. Er sagte ihm, nein, er befahl ihm, sofort aufs Präsidium zu kommen. Er werde beschuldigt, einen Mord begangen zu haben.

Mittwoch, 22.30 Uhr
    Dr. Tschirke, der Anwalt von Menzel, war vor den Beamten auf dem Revier. Keiner, der Tschirke nicht kannte, die einflußreichste und gerissenste Persönlichkeit unter den Anwälten. Für Geld tat er alles, und er machte es exzellent; selbst seine Feinde zogen vor ihm den Hut. Wo andere keinen Ausweg mehr wußten, fand er immer noch ein Schlupfloch. Die Prozesse, die er in den vergangenen dreißig Jahren verloren hatte, waren an einer Hand abzuzählen. Und das machte die Sache für Julia Durant gefährlich. Er saß auf einer Holzbank auf dem Flur, grinste maliziös, stand auf, nahm seinen Mandanten auf die Seite, sprach ein paar kurze Worte mit ihm. Sie kannte diese Typen, ihre Reaktionen, ihr Gehabe, ihr Reden gehörten zum Geschäft. Privat waren manche von ihnen die reinsten Engel, kuschten, wenn die Ehefrau sich nur räusperte, und kümmerten sich nach Feierabend rührend um die Kinder. Als Anwälte aber konnten sie zu Hyänen werden, verteidigten sie ihre Klienten - und ihre Honorare mit eisernen Klauen. Er war etwas kleiner als die Kommissarin. Seine Augen blitzten sie an, er zischte, welche ungeheure Frechheit das sei, Herrn Menzel eines solch schwerwiegenden Verbrechens zu bezichtigen, er sagte, dies werde Konsequenzen für die gesamte Abteilung haben, dann forderte er, sich umgehend mit seinem Mandanten besprechen zu dürfen.
Nach zehn Minuten kamen die beiden Männer zurück. Menzel wirkte entspannt, Tschirke setzte sich, sagte: »Also, mein Mandant, Herr Menzel,

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