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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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weiß keiner außer uns und der Gerichtsmedizin, daß er mit einem harten Gegenstand das Schambein von innen zertrümmert. Und sie haben weder Infos über die seltsame Aufbahrung der Leichen bekommen noch über die Rattenschwänze und die roten Schleifen. Sabine ist genau so umgebracht worden, wie es auch in der Zeitung stand. Aber warten wir einfach ab, was der Obduktionsbericht sagt.«
»Sind Sie immer so klug?« fragte Schulz abfällig. »Sie brauchen sich nicht unbedingt vor mir zu profilieren, ich habe auch so schon erfahren, wie verdammt schlau Sie sind!« »Dann ist es ja gut, Herr Schulz«, erwiderte Julia Durant kühl und mit einem Hauch von Arroganz und hätte sich dafür ohrfeigen können, konnte sich jedoch nicht verkneifen hinzuzufügen: »Somit kennen Sie ja die Regeln in diesem Spiel.« »Ich kenne die Regeln zur Genüge, ich bin lange genug in diesem Scheißgeschäft! Länger als Sie!« Berger verfolgte das Duell, ohne einzugreifen, und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Machen Sie sich nichts draus«, sagte er schließlich grinsend, »Hauptkommissar Schulz kann manchmal richtiggehend bösartig sein. Aber er meint's nicht so. Stimmt doch, oder?« »Ach, leck mich!« sagte Schulz, machte eine wegwerfende Handbewegung und wandte den Kopf ab. Es klopfte an der Tür, ein schlaksiger junger Mann trat grußlos ein, legte einen Aktenordner auf den Tisch. So grußlos er gekommen war, so grußlos verließ er das Büro wieder. Berger nahm den Ordner in die Hand, blätterte ihn auf. Die Gerichtsmedizin hatte sich beeilt. Berger las etwa zwei Minuten still. Durant beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, Schulz rauchte und schmollte. Dann sah Berger auf, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, sah Julia Durant an.
»Bingo!« sagte er und nickte ihr anerkennend zu. »Gratuliere, Kollegin, sieht aus, als hätten Sie recht! Die kleine Lindner scheint tatsächlich ein anderer Fall zu sein. Oder er hat sich tatsächlich etwas anderes einfallen lassen. Hier, lesen Sie.« Er schob den Ordner über den Tisch. Sie las. Eine andere Tatwaffe, keine Würgemale, der Vaginalbereich bis auf einige Schnittwunden unversehrt. Die Todeszeit wurde ziemlich genau auf einundzwanzig Uhr festgelegt. »Verdammt«, sagte sie plötzlich und zog an ihrer Zigarette. »Die liebe Sabine war vielleicht doch nicht ganz so lieb. Schwanger im dritten Monat. Und sie hatte kurz vor ihrem Tod Sex. Mal sehen, was ihre Eltern dazu zu sagen haben. Und vor allem Nicole. Dann, Herr Schulz«, sagte sie und schlug den Bericht zu, »fahren wir.« »Nee, ohne mich«, sagte Schulz und winkte ab. »Fahren Sie allein. An diesem Wochenende stehe ich nicht zur Verfügung. Ihr könnt mich entweder im Krankenhaus oder zu Hause finden. Es gibt mehr als nur diese Scheiße hier!« »Ausgerechnet jetzt?« fragte Berger verärgert. »Ja, ausgerechnet jetzt!« brüllte Schulz, sprang auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, seine Augen funkelten zornig. »Verdammt noch mal, Sabrina liegt im Sterben, falls du das noch nicht mitgekriegt haben solltest! Und weißt du, wie lange es her ist, seit ich sie zuletzt gesehen habe? Montag. Ich habe sie am letzten Montag für fünf Minuten gesehen, und heute ist Samstag!« »Schon gut, schon gut, beruhig dich wieder. Geh! Und komm wieder, wenn du dich beruhigt hast.« »Ich werde wiederkommen, wenn ich es für richtig halte! Ich werde so lange bei ihr bleiben, wie ich das Gefühl habe, daß sie mich braucht! Wenn unsere liebe Kollegin wirklich so wahnsinnig gut drauf ist, wird sie auch ohne mich zurechtkommen, oder?! Ciao!« Er machte kehrt, knallte die Tür hinter sich zu. »Was ist mit seiner Tochter?« fragte Julia Durant verstört. »Genau weiß ich es nicht, nur daß sie unter einer besonders schweren Form von Leukämie leidet und nur durch eine Knochenmarktransplantation gerettet werden könn te. Aber gerade diese Operation kann nicht in Deutschland durchgeführt werden, die Kleine müßte in England operiert werden, aber das würde über hunderttausend Mark kosten, und die Krankenkasse sträubt sich, diese hohen Kosten zu übernehmen, und...« Er seufzte, machte eine hilflose Handbewegung. »Aber Sie wissen ja, wer von uns hat schon so viel Geld. Wir sind eben nichts als einfache Bullen.«
»Das tut mir leid, ich wußte nicht... Wie alt ist sie?« »Fünf. Und sie ist Schulz' Lieblingskind. Aber was soll's, wir können uns nicht auch noch damit belasten.« »Wahrscheinlich

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