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Jung, blond, tot: Roman

Jung, blond, tot: Roman

Titel: Jung, blond, tot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ich Angst, Nicole könnte das gleiche passieren.« »Du hast Angst vor dem Tod. Vor was? Dem Sterben, dem Danach?«
»Vor dem Tod allgemein. Ich habe gestern abend mehr als eine halbe Flasche Gin getrunken und trotzdem immerzu an Sabine denken müssen. Vielleicht war auch nur der Vollmond an meiner Stimmung schuld. Aber ich hatte als Kind schon Angst vor dem Tod. Ich erinnere mich, wie ich einmal, ich war vielleicht acht oder neun, aufwachte, mich schreiend im Bett aufsetzte und wie wahnsinnig schrie: >Ich will noch nicht sterben, ich will noch nicht sterben. Ich will noch nicht sterben! < Meine Mutter war nicht da, und mein Vater hat mich nur zornig angeschrien, ich solle nicht so ein Theater machen, ich würde ja das ganze Haus aufwecken. Ich glaube, seitdem habe ich Angst vor dem Tod.«
Die kurze Phase des Redens war vorüber. Sie legte sich hin, fuhr allmählich mit der Hand über den flachen Bauch, tiefer, verweilte kurz auf der von einem winzigen blauen Seidenhöschen bedeckten Scham, streichelte lasziv über die Innenseiten ihrer Schenkel. Verweilte nicht lange bei den Schenkeln, sondern glitt wieder höher, unter den Rock, streifte schnell das Höschen ab. »Komm her«, sagte sie, wie immer. »Ich brauche das jetzt.« »Warum?« fragte er, wie immer. »Weil ich Angst habe«, erwiderte sie, wie immer. Patanec öffnete seine Hose, ließ sie zu Boden gleiten. Das Hemd behielt er an. Mit einer kurzen Bewegung schob sie den kurzen Rock über ihren Po. »Ich will es schnell und hart. So hart du kannst.« Sie spreizte die Beine, Patanec drang rasch in sie ein. Sie schrie kurz auf und biß sich in die linke Hand. Ihre Brüste waren von der Bluse bedeckt. Er stieß ein paarmal kräftig zu, dann drehte sie sich, sagte, er solle sie von hinten nehmen. Wieder schrie sie auf, stöhnte, knurrte.
Es dauerte zehn Minuten, es dauerte selten länger. Catherine Bernhardt hatte Schweißperlen auf der Stirn, glättete den Rock und legte sich genauso wieder hin wie vor dem Beischlaf. Patanec zog seine Hose an und setzte sich. »Meine Angst ist weg«, sagte sie. »Für den Moment jedenfalls.«
»Gut.«
»Hast du noch mehr Besucher heute?« fragte sie. »Ja.«
»Oh, dann genießt also noch jemand außer mir das Privileg, den großen Meister am Samstag beehren zu dürfen. Ist es ein Er oder eine Sie?«  »Eine Sie.«
»Ist sie wie ich?« fragte sie anzüglich.
»Du weißt, ich spreche nicht über meine Patienten.« »Das ist auch gut so. Wenn ich nämlich wüßte, was du mit deinen anderen Besucherinnen machst, vielleicht würde ich dann nicht mehr kommen.« Sie setzte sich auf, zog die Stirn in Falten, sagte: »Ich fahre heute abend nach Baden-Baden. Hast du nicht Lust mitzukommen?« »Heute geht es nicht, ein andermal wieder.« »Schade, ich hätte mich gefreut, den Abend mit dir verbringen zu können. Wir hätten in unserem Hotel übernachten können...« »Es tut mir leid, es geht wirklich nicht.« »Na ja«, sagte sie schulterzuckend, »dann ein andermal.« Sie berührte mit ihrer Fingerspitze seine Lippen, machte kehrt, ging, ohne sich noch einmal umzublicken. Baden-Baden! Seine Schwachstelle, genau wie Wiesbaden, Bad Homburg, Monte Carlo, Atlantic City. Seine Schwachstelle und eines Tages sein Ruin. Hunderttausende hatte er schon verspielt, Patanec, der notorische Spieler. Er hätte es sich heute nicht leisten können, mitzufahren, er brauchte erst wieder Geld. Aber das war kein Problem, es war nie ein Problem gewesen.

Samstag, 11.00 Uhr
    Vor ihrem Besuch bei Nicole Bernhardt wollte Julia Durant versuchen, mit den Familien der anderen beiden Mädchen zu sprechen. Sonnenschein, kein kühles Schauerwetter wie angekündigt. Die Straßen waren, wie immer am Samstagmorgen um diese Zeit, von in die Stadt drängenden Einkaufswütigen verstopft, eine unendliche Blechlawine quälte sich von Ampel zu Ampel. Durchdringender Gestank von Abgasen. Durant kurbelte das Seitenfenster herunter, stellte die Lüftung ab. Legte den linken Arm auf den Fensterrahmen und machte das Radio an. Hatte sie erst einmal den Hauptbahnhof passiert, waren es nur noch zehn Minuten.
    Sie hatte sich nicht angemeldet, es war meist besser, die zu Befragenden unvorbereitet anzutreffen. So hatten sie keine Möglichkeit, sich irgendwelche Antworten auf irgendwelche Fragen zurechtzulegen.
Sie bog am Platz der Republik ab, kam am Hauptbahnhof vorbei, der Stahltroß wurde löchriger. Fuhr über eine breite Ausfallstraße, hielt sich rechts, gelangte in eine schmale

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