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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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sie, weil einige ihrer Freundinnen bei PALAU Nordic Walking betrieben. Der Mann hielt ihr zwei entgegen.
    »Wer sind Sie?«
    »Dr.   Fogh. Aber das tut nichts zur Sache, Lena.«
    »Woher weiß ich   … «
    »Komm schon!«
    Der Schnee war für ihre einfachen Wanderschuhe zu tief.
    »Geh einfach hinter mir und in meinen Spuren«, sagte Fogh. »Schau nicht zu Seite, richte den Blick einfach nur auf die Spuren.«
    Er lief weiter, und so ging es einigermaßen.
    Lena spürte die Sonne. Sie tat weh, wo sie das Gesicht traf. Ab und zu musste Lena die Augen schließen, weil das Weiß ihren Augen zusetzte. »Wie weit gehen wir?«
    »Hab dich nicht so, Lena. Nimm die Stöcker zu Hilfe. Wenn du hier abrutschst, ist es dumm.«
    Sie trabte weiter in seinen Spuren. Sie verlangsamte ihr Tempo, sie wollte sich umsehen, aber Fogh spürte es und forderte sie auf, nicht zurückzubleiben.
    Schließlich blieb sie stehen. »Wenn Sie mir nicht sagen, was das Ziel ist, kehre ich auf der Stelle um!« Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass sie auf einem Grat standen.
    »Noch bis zu diesem schwarzen Felsen da vorn, Lena. Da ist es nicht so gefährlich. Ich muss es dir zeigen. Du musst es mit eigenen Augen sehen.«
    Zögernd stach sie mit den Stäben in den Schnee und folgte Fogh bis zum Felsstück, das aus der Schneewehe ragte.Der Wind wurde rauer, und auf den Lippen war die Sonne noch aufdringlicher.
    »Setz den Rucksack ab.«
    »Wieso denn?«
    »Herrje«, lachte er. »Musst du alles hinterfragen? Setz ihn ab, dann kannst du dich auf ihn setzen.«
    Lena löste den Rucksack von den Schultern. Sie setzte ihn an einer ebenen Stelle ab und wollte sich gerade aufrichten.
    Da stieß Fogh sie an der Schulter an, so kräftig, dass sie zur Seite flog und strauchelte. Sie dachte an eine übermütige Bolzerei im Schnee. Unpassend, mit einem Fremden. Aber seltsam war ja sowieso alles.
    Doch im Straucheln rutschte sie erneut, versuchte sich zu halten. Blitzschnell kam ihr eine Wand Schnee-Eis entgegen.
    Nein, ich bin auf den Boden geknallt.
    Ihr Körper bewegte sich. Sie rutschte.
    Lena versuchte, sich im Weggleiten festzuhalten. Ohne Handschuhe fanden die Finger keinen Halt, der Stock am linken Handgelenk wirbelte an einer Schlaufe umher, den anderen hatte sie verloren.
    Endlich spürte sie etwas Hartes an der Hand. Sie klammerte sich an den nackten Fels. Gleichzeitig riss ihr Blouson, als schneide man in eine heiße Presswurst. Es fühlte sich an, als ob auch ihr Arm aufgerissen wäre, aber sie konnte nicht sehen, ob das stimmte, weil der Ärmel ihn verdeckte.
    Sie hatte festen Halt und rutschte nicht mehr.
    Sie sah, dass Fogh über ihr war. Er hatte sich Steigeisen an die Schuhe geschnallt und tastete sich vor. Mit einem der Stäbe versuchte er, Lena zu erreichen.
    Sie überlegte, ob sie mit der anderen Hand zugreifen konnte, ohne weiter abzurutschen.
    Warum schubst er mich erst, in so einer Umgebung? Und versucht jetzt, mich zu retten? Schlechtes Gewissen?
    Der Stab erreichte sie. Fogh hatte ihr den Handgriff zugewandt. Er selbst behielt die Schneespitze in der Hand.
    Der Handgriff traf sie gegen die Schläfe.
    »He! Passen Sie auf, wo Sie hin-   … «
    Noch mal.
    Fogh konnte sich offenbar nicht entscheiden, ob er Lena stoßen oder ihr auf den Kopf schlagen sollte. Die Distanz war kritisch, und er wollte sich nicht selbst in Gefahr bringen.
    »Was soll   … « Lena spürte, dass Schreien und Sprechen zu viel Kraft kosteten. Sie konzentrierte sich darauf, den Körper in der Position zu halten und den Stößen auszuweichen.
    »Jetzt mach einen Abgang!«, rief Fogh. Sein Gesicht zeigte Ärger. Als sei Lena schuld, dass er seinen Zug verpasste und Geld verlor.
    »Warum?«, konnte sie gerade so hervorpressen.
    Er hielt inne und schien belustigt. »Weil du Selbstmord machst.« Er stieß zu und traf ihre Stirn. »Du kannst es nicht verwinden, dass Jan Sikorski deinetwegen einen epileptischen Anfall hatte und gestorben ist.«
    Der nächste Schlag. Diesmal konnte Lena den Kopf zur Seite nehmen.
    »Dem alten Brogli wolltest du ein falsches Gutachten unterschieben und hast stümperhaft seinen Suizid vorgetäuscht. Nur hat man dich leider im Krankenhaus erkannt. Gleich zwei gute Gründe für dich, Selbstmord zu begehen, findest du nicht?«
    Fogh zog den Stab zurück, Lena wagte, in seine Richtung zu schauen. Er drehte den Stab um und stach nun mit der Spitze auf sie ein.
    Beim dritten Mal konnte sie den Stab festhalten undFoghs Überraschung ausnutzen. Das

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