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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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mitbekommen.
    »Lena?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Für Sie auch ein Bier, der Herr? Grüezi und willkommen auf Alp Grüm.«
    »Guten Tag, Frau Wirtin! Für mich Alkoholfreies.«
    »Alkoholfreies Bier?«
    »Nein, lieber viel Wasser, das sprudelt. – Seit wann ersäufst du deine Sorgen in Bier, Melpomene?«
    »Ich fange an, mich daran zu gewöhnen. – Heute Vormittag gab es eine Beerdigung. Die Geschäftsführerin   … « Sie flüsterte. »Das ganze Personal der Alp Grüm war nachTirano gefahren. Die Tote ist eine Putzhilfe aus Italien, eine ganz junge Frau. Riccarda. Die Geschäftsführerin sagte mir eben, dass jemand Riccarda ermordet hat, während einer Fahrt in der Berninabahn.«
    Das Mineralwasser kam. »Haben Sie schon gewählt?«
    Jenissej zog aus seiner Weste ein Foto. Lena. »Das ist meine Tochter. Haben Sie sie gesehen?«
    Die Frau sah auf das Foto, dann auf Melina. »Nein, das hatten wir schon. Sind Sie der Vater? – Darf ich mich setzen?«
     
    »Fogh? – Hier Lascheter. Wo stecken Sie?«
    »Morteratsch. Die Sache hat nicht geklappt.«
    Ein Moment Stille. »Was ist schiefgelaufen?«
    »Sie hat sich gewehrt. Und ist geflohen.«
    »Mann! Was für ein Versager sind Sie, Fogh?«
    »Ich bin schwer zugerichtet. Ich muss mir noch heute Nacht was Richtiges zum Desinfizieren besorgen, sonst   … «
    »Fogh! Es kommt auf Tempo an und darauf, dass Sie die Sache zu Ende bringen. Setzen Sie dem Luder nach und schalten Sie es aus. Wenn die auspackt, bricht alles zusammen. Alles! Einschließlich Ihrer Zukunftspläne, Herr Kollege!«
    »Professor – mit Verlaub   … Ich habe mich um Noëlle gekümmert, oder? Ich habe es so erledigt, dass die nächsten Monate keiner nachfragt. Ich habe   … «
    »Das ist Vergangenheit. Jetzt geht es um Lena! Sie wird reden, wenn Sie sie nicht erledigen. Und wenn Sie schon dabei sind – diese Streberin Melina, die kann uns nicht weiter zu Lena führen. Die hatten sie schon ganz gut umgarnt. Machen Sie sich an die ran und erledigen Sie die gleich mit. Das ist die zweite Plaudertasche. Sie war es, die die Polizei eingeschaltet hat. Keine Ahnung, wozu sie fähig ist.«
    »Wie viele Leute soll ich denn noch umbringen, Herr Professor?«
    »Kapieren Sie nicht, was passiert, Fogh? Lena weiß Bescheid, und wenn wir Melina gewähren lassen, bringt die alles auf. Christine hat mir jeden Schritt von ihr berichtet. Jetzt ist schon Lenas Vater unterwegs. Bald sind die Schweizer Berge gespickt mit Lenas Fanclub.«
    »Der Vater   …?«
    »Um den kümmere ich mich. Keine Sorge. Sie müssen nur kleine Mädchen unschädlich machen. Die eine ist vierzehn, die andere knapp über zwanzig, das werden Sie wohl schaffen.«
    »Herr Professor, ehrlich gesagt: Ich weiß nicht.«
    »Was wissen Sie nicht? Sie wissen nicht mehr, was wir mit dem Myelin erreicht haben? Bedeutet das nichts mehr für Sie? Es ist nur ein Hauch bis zum Durchbruch, Mann. Wollen Sie nicht mehr mit mir auf dem Treppchen stehen? Die Väter der Pubertäts-Revolution? Die Männer, die den natürlichen Umbau des jugendlichen Gehirns steuern und aus dem
Leiden der Pubertät
die
Revolution jugendlicher Vernunft
machen? Wissen Sie das nicht mehr?
Der Nobelpreis
für Medizin geht an Dr.   Hans-Henrik Fogh, Deutschland. Für
seine bahnbrechenden Beiträge zur künstlichen Myelinisierung
des pubertären Hirns   … «
    Ein merkwürdiger Lachlaut. »Ja   … Wenn ich dafür morden muss, Professor   … Dann   … «
    »Ja? Darf ich Sie daran erinnern, welche Herrschaften bereits auf Ihrer Liste stehen und
abgehakt
sind, Sensenmann Fogh? Sie können nicht zurück. Ganz einfach. Aber das Ende ist absehbar. Lena und Melina können uns gefährlich werden, vielleicht auch dieser komische Vater. Denken Sie nach vorne, Fogh.«
    »Das tue ich. Ich habe nur überlegt, ob der Ruhm das wert ist.«
    »Ruhm, das sagen
Sie
. Mir ist der Ruhm egal. Von mir aus können Sie für mich nach Stockholm fahren.
Schreiben
Sie drüber, dann bekommen Sie noch den Pulitzer obendrauf. – Ich will, dass wir den präfrontalen Kortex bezwingen, Fogh! Ich will diese Prozesse beherrschen. Ich will, dass wir die verdammten Jahre der Quälerei in der Pubertät auf den Misthaufen der menschlichen Biologiegeschichte werfen. Ich will den Durchbruch.«
    »Ich ja auch   … «
    »Hm. Wollten Sie nicht meinen
Veyron
? Um damit anzugeben? Bitte sehr. Überlasse ich Ihnen. Als Anzahlung. Sechzehn Zylinder, reicht Ihnen das erst mal? – Fogh, wenn Sie jetzt

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