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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Nachnamen nie gehört. Glaube ich.«
    »Wie heißen die anderen aus der Gruppe, die dabei waren?«
    Er zählte Namen auf, erst schneller, dann langsamer. Melina notierte alle.
    »Hast du nicht jemanden vergessen?«
    »Nee. Hatte ich schon   … Pit, Sven   … nee.«
    »Was ist mit Lena?«
    Seine Augen gingen nach unten. Aus dem Fenster. Zur Decke. »Nein.«
    »Was heißt nein?«
    »Kenne ich nicht.«
    »Eine Kleine, mit bunten Strähnen. Blaue Haarsträhnen.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Antworte bitte verbal.«
    »Ja, Mann, mach ich ja!«, rief er. »Kenne keine Lena, klar?«
    »Bülent, konzentriere dich.«
    »Wassollichnnochalles, Mann?«
    Melina schloss für einen Moment die Augen. »Ich stelle einfache Fragen, du antwortest. Du kennst die Spielregel. Dafür bekommst du Geld. Wenn du dich nicht an die Spielregel hältst, bist du raus, und zwar heute Abend. Jetzt sofort. – War das für dich verständlich? – Bist du bereit, ohne Aggression weiterzumachen?«
    »Sie haben mich nicht mal an so ein Dingsda angeschlossen!«
    »Das ist bei diesem Vortest nicht erforderlich. Es geht um deine Erinnerungen. Bisher ist dein Erinnerungsvermögen nicht gerade berauschend. Ich glaube nicht, dass du das nicht kannst, also konzentriere dich. Ich will dich nicht nachher ganz unten auf die Liste setzen müssen.«
    Er nickte.
    »Also, welche Farbe hatte dein Rucksack?«
    »Blau. Mit so grüne Dingers. Sprücheaufkleber.«
    »Gut. Wie hieß eure erste Station, auf der ihr während der Reise Rast gemacht habt?«
    »Übernachtung? – Also, das war Alm Grün oder so.«
    »Gut. Wie hieß der Junge, der den epileptischen Anfall hatte?«
    »Der Zappler? Jan, glaube ich.«
    »Wieso Zappler? Hat er schon vor dem Unfall gezappelt?«
    »Nee, aber dabei halt.«
    »Hast du es gesehen?«
    »Ja. Krasse Sache, Alter.« Er wirkte ernst.
    »Du hast gehört, dass er gestorben ist?«
    »Ja.«
    »Wart ihr befreundet?«
    »Nee, kein Kontakt.«
    »Hatte er Freunde? Mit wem hing er so zusammen?«
    »Keine Ahnung, es war ja der erste Tag oder so.«
    »Wer war Lena?«
    Plötzlich war er wieder aufgebracht. »Wassollndasalleshier? Hab ich ’ne Ahnung, ey, wer diese ver   … wer diese Lena sein soll? Kenne ich nich.«
    »Deine Reaktionen zeigen, dass das nicht stimmt.«
    Kühne Behauptung.
    »Ich sage doch, ich kenne keine Lena-Tussi.«
    »Hey, Bülent, sprich anständig!«
    »Ja.«
    »Lena war dabei. Warum lügst du?«
    »Ey   … « Er haspelte, wusste aber nichts zu sagen. Gesten der Unschuld.
    Melina lehnte sich zurück und blätterte in den zufällig gegriffenen Testbögen. »Eigentlich brauchen wir nicht weitermachen«, sagte sie langsam. »Den Punktestand holst du nicht mehr auf. Schade, eben sah es noch gut aus.«
    »Was denn für’n Punktestand?«
    »Zum Weitermachen. Ich brauche klare, ehrliche Antworten. Wenn ich die schon bei den simpelsten Fragen nicht bekomme, müssen wir uns leider trennen.« Sie stand auf.
    »Moment mal! Was heißt jetzt
trennen

    »Du brauchst nicht wiederzukommen. Geh nach Hause, mach, wozu du Lust hast. Die Zusammenarbeit mit dem
Institut Zucker
endet damit.«
    »Alter!« Er war den Tränen nahe und kämpfte mit lauter Stimme. »Und was ist mit dem Geld?«
    »Für heute Abend wirst du selbstverständlich noch bezahlt. Danach musst du keine blöden Fragen mehr beantworten, und wir müssen nicht mehr bezahlen. Klare Sache.«
    Er sank zusammen. »Ich spare auf Motorrad   … Wie soll ich denn   …? Ich hab meine Brüder versprochen, Alter   … «
    O je, der Ärmste.
    »Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Meine Geduld hat ihre Grenzen. Schickst du mir mal den Pit rein?«
    Er erhob sich, schicksalsergeben. Dann wandte er sich noch einmal um. »Können Sie mir nicht noch eine Chance geben, Frau Doktor? Ich hab meinem ältesten Bruder versprochen, dass ich das hier gut mache. Damit die Familie wieder Respekt vor mir hat.«
    Sie sah ihn kalt an.
    Halte noch einen Moment durch.
    Sie setzte sich. Zeigte auf den Stuhl vor ihr. »Du antwortest auf
jede
Frage. Bei der ersten Gegenfrage von dir packst du endgültig deine Sachen.«
    »Ja, Frau Doktor. Danke sehr!«
    »Also – erinnerst du dich an Lena?«
    »Ja.«
    Was?
    »Du erinnerst dich an Lena? Sie war auf der Reise dabei?«
    »Ja.«
    »Als was?«
    »Sie war so was wie die Co-Leiterin. Ich weiß nicht, wie man das nennt. Nicht richtig Leiterin, nicht richtig Jugendliche. So was dazwischen.«
    »Gut. Na also. – Wo war Lena während des

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