Jung, sexy und beliebt
Präsidenten-Suite im Sherry-Netherland geschnappt, beim Zimmerservice Veuve Clicquot und pochierte Eier auf Toast bestellt und stundenlang schweißtreibenden Sex bei geöffneten Vorhängen gehabt, sodass sie die Pferdekutschen im Park beobachten konnten.
Als sie das einzige Mal mit Jeremiah in New York ausgegangen war, hatte Brett gerne einen Martini im Harry Cipriani trinken wollen, in der Bar, die ebenfalls im Sherry-Netherland-Hotel war. Aber Jeremiah hatte darauf bestanden, zu Smith & Wollensky zu gehen, weil er wusste, dass dort das Spiel der Yankees gegen die Sox auf Großbildleinwand übertragen wurde. Ihr plumpste ein Stein in den Magen, als sie daran dachte, dass Jeremiah am Nachmittag vorbeikommen wollte. Sie war nicht in der richtigen Verfassung, um ihn zu treffen.
Brett presste die Zähne aufeinander, während sie zu Erics Büro hinaufstieg. Am liebsten würde sie jetzt auf Callies Bett sitzen, ihren selbst kreierten Bananen-Daiquiri-Protein-Shake direkt aus dem Mixer trinken und ihrer Freundin von jeder einzelnen Sommersprosse auf Erics perfektem Gesicht erzählen. Aber seit sie zurückgekommen waren, hatte sie kaum ein Wort mit Callie gesprochen. Sie hatte versucht, etwas über die Jenny/Easy-Geschichte herauszubekommen, als sie nach dem Vormittagsunterricht in ihrem Zimmer gewesen war, aber Callie war sofort in der Dusche verschwunden, ohne ihr zu antworten. Was war los, waren sie keine Freundinnen mehr? Oder hatte Callie vielleicht Angst, dass sie aus Versehen verraten könnte, wie sie Tinsley losgeworden war, wenn sie nicht auf der Hut war? Schon möglich.
Brett klopfte an Erics Bürotür und roch, dass drinnen Kamillentee aufgebrüht wurde. Er riss die Tür auf und ein anbetungswürdiges Lächeln zog über sein Gesicht.
»Hey«, sagte er und trat zurück, um sie vorbeizulassen.
Brett lächelte zurück und zwang sich, ihm nicht gleich die Arme um den sexy gebräunten Hals zu werfen. Er sah umwerfend aus, von seiner adrett gebundenen Krawatte bis zu seinen … Karo-Socken. Keine Schuhe, nur grüne, flauschige Karo-Socken. Sie erbebte innerlich. Denn immerhin befanden sich ja direkt unter dem, was sie für Brooks-Brothers-Kaschmirsocken hielt, seine Füße. Er war praktisch so gut wie nackt.
»Danke«, sagte sie und riss sich zusammen. Dann entdeckte sie auf einem Beistelltisch ein großes Tablett mit Käse, Kaviar, Oliven, geräuchertem Lachs, Kräckern und Teekuchen. Es war genau die opulente Art von Leckerbissen, die die Patienten ihres Vaters ihm als Dank für eine Fettabsaugung in Geschenkkörben zukommen ließen.
»Sie mögen doch Käse? Schafskäse? Ziegenkäse?«
Als ob sie überhaupt was essen könnte. »Aber sicher. Alles.«
»Auch Oliven?« Er deutete mit der Hand hinüber. »Ich liebe kleine Picknicks.«
Brett nahm bescheiden ein winziges Stück Manchego und schob es zwischen die vollen Lippen. Das Salz reizte ihren Gaumen und sie schluckte geräuschvoll.
»Solche kleinen Mahlzeiten einzunehmen hat bei uns in der Familie Tradition.« Eric kratzte sich an der Seite seines schlanken, glatt rasierten Halses. »Alle in meiner Familie – oje, die sind ganz verrückt nach Käse.«
»Tatsächlich.« Brett war völlig betört von seinem klassischen Neuengland-Akzent. Sie hatte keine Ahnung, woher er kam, aber es musste irgendwo an der Ostküste sein. Vielleicht aus Boston, auch wenn er auf keinen Fall den typischen Bostoner Downtown-Akzent hatte. »Was machen Ihre Eltern?«, brachte sie schließlich hervor.
Er schwieg kurz. »Äh. Also, mein Vater ist in der Verlagsbranche – Zeitschriften. Meine Mutter… sie hat so ihre kleinen Beschäftigungen, denke ich. Und Ihre Eltern?«
Ziemlich vage. »Mein Vater ist Arzt.« Brett zuckte die Schultern. Sie war nicht gewillt, Dalton zu sagen, was für ein Arzt. »Und meine Mutter … genau, die hat auch so ihre kleinen Beschäftigungen.« Dazu gehörte zum Beispiel, haufenweise Designer-Pullis für ihre sieben Chihuahuas zu kaufen.
»Wie ich meinen Quellen entnehme, waren Sie eine Weile in Italien«, sagte Eric und strich sich Brie auf einen Kräcker, dann nahm er wieder Platz.
Brett sah ihn an. »Stimmt. Woher wissen Sie das?«
Er senkte etwas verlegen den Kopf. »Also, um ehrlich zu sein, es steht in Ihren Unterlagen.«
Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Puh. Natürlich hatte er sich ihre Unterlagen angesehen. Deswegen hatte er sie ja auch gleich erkannt. Sollte das heißen, dass er auch über ihre Eltern Bescheid
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