Jung, sexy und beliebt
zu wirken, während sie direkt unter der Oberfläche richtig fies waren. Aber man konnte sie nie darauf festnageln, denn dann würden sie nur behaupten, man sei paranoid.
Brett verdrehte die Augen. »Wir haben es überhaupt nicht getrieben. Wer würde es schon gern auf dem Sportplatz treiben? Total daneben. Treibst du es mit Easy auf dem Sportplatz? Oder hast du das früher mit Brandon gemacht?« Brett ging unwillig zu ihrem Schrank und hängte ihren Mantel auf.
»Wow. Da hat wohl jemand massiv PMS«, sagte Callie ironisch und betrachtete eingehend ihre Fingernägel.
Jenny musste immer noch daran denken, wie Brett mit Mr Dalton geflirtet hatte, als sie Brandons Namen hörte. »Hat sie gerade Brandon gesagt?«, fragte sie Callie. »Meint sie Brandon Buchanan?«
»Richtig. Ich war fast ein Jahr mit ihm zusammen. Hat er dir das nicht erzählt?«
»Nein.«
»So was. Ich dachte, er erzählt es jedem. Letzten Winter sind wir mit ein paar Leuten nach Park City zum Snowboarden gefahren, und Brandon hat da eine Truppe Schweizer Touristen kennengelernt und ihnen in allen Einzelheiten von unserer ach so beklemmenden Beziehung erzählt, obwohl wir da schon Schluss gemacht hatten. Und danach hat er mich die ganze Nacht angefleht, mit ihm in die Sauna zu gehen.«
Jenny runzelte die Stirn. Das klang aber gar nicht nach Brandon.
Callie schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Total eklig. Saunas sind voll von Erregern. Da geht doch keiner hin außer schwulen alten Männern.«
»Saunas sind super, Callie«, widersprach ihr Brett vom Schrank her. »Easy ist damals auch in die Sauna gegangen.«
Callie wurde rot und biss sich auf die Unterlippe. »Ist ja auch egal«, flüsterte sie Jenny zu. »Wo waren wir stehen geblieben? Ach so, Easy. Also, was hältst du davon?«
»Na ja, ich denke mal...«, fing Jenny an. Eigentlich hatte sie noch eine Frage. Findet es Easy nicht furchtbar, wenn ich mit ihm flirte? Aber vielleicht war das eine Frage, die die Alte Jenny gestellt hätte. Und er hatte schließlich den Rücken der Neuen Jenny gestreichelt …
»Was flüstert ihr da rum?«, wollte Brett wissen und trat von ihrem Schrank zurück.
»Nichts!«, erwiderten Jenny und Callie gleichzeitig.
Callie beugte sich wieder zu Jenny. »Super«, fuhr sie fort. »Das wird lustig. Easy ist süß. Und es ist ja nur für ganz kurz.«
Jenny biss sich auf die Lippe. Hoffentlich nicht zu kurz, dachte sie.
21 Eine Waverly-Eule sollte ihre Herkunft nicht verleugnen
Kurze Zeit später, nachdem es zu regnen aufgehört hatte und der Spätsommerhimmel blassorange wurde, wanderten die Schüler in kleinen Grüppchen von ihren Wohnhäusern in Richtung Speisesaal. Brett eilte den Weg zum Verwaltungsgebäude entlang. Ein frischer Wind ließ die Zipfel ihres reinseidenen taubengrauen Hermès-Schals flattern und Brett musste an den Winter denken. Die meisten Schüler hassten den Winter in Waverly, weil man in den Häusern festsaß und nichts machen konnte, außer in der Bibliothek alte Filme anzusehen und zum Unterricht zu gehen. Aber Brett liebte den Winter. Die Hausmütter zündeten in den Kaminen der Gemeinschaftsräume Feuer an und am ersten Tag mit Schnee ließen die Lehrer den Unterricht ausfallen. Gegen vier war es bereits dunkel und sie und Callie tranken dann oft heißen Kakao mit einem Schuss Pfefferminzlikör und erzählten sich von ihren neuesten Schwärmen. Brett war allerdings ziemlich sicher, dass sie diesen Winter keinen Kakao mit Callie trinken würde – sie redeten ja kaum noch miteinander. Aber vielleicht hatte sie bis dahin ja jemand anderen, mit dem sie Kakao trinken konnte. Nackt.
Sie wich gerade zwei dicken braunen Eichhörnchen aus, die sich um eine Tüte Chips balgten, als ihr Handy eine SMS meldete. Entschuldige, dass wir vorhin unterbrochen wurden, stand da. Küsschen, Schwesterherz!
Brett rief Bree sofort zurück, war aber nur mit der Mailbox verbunden. »Ich geh gleich mit einem Dalton aus«, flüsterte sie begeistert ins Telefon. »Kannst neidisch sein – seeehr neidisch.« Dann drückte sie die Aus-Taste.
Brett betrat das Verwaltungsgebäude. Ein schwummriges Gefühl leichter Übelkeit saß ihr in der Magengrube. Die Empfangshalle war leer und auf dem riesigen niedrigen Teakholztisch lagen säuberlich aufgereiht der New Yorker , der Economist und eine Ausgabe von National Geographic. Ein Vivaldi-Konzert tönte aus der Stereoanlage. Die alten Kirschholzböden knarrten unter ihren neun Zentimeter hohen schwarzen
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