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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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mehr hat und er jetzt nach Hause muss. Ich will noch hierbleiben und sage das auch. Uwe ist beleidigt und stiefelt mit hochroter Birne davon.
    Auf der Suche nach neuen Mitspielern werden wir nicht fündig, und weil wir auch keine Lust haben zu warten, ob uns Trainer irgendwann auf dem großen Platz mitspielen lässt, geben wir auf. Martin sagt, er würde hinter dem Hünengrab einen guten Kletterbaum kennen. Wir gehen hin, und es ist dort der beste Kletterbaum, den ich je gesehen habe, weil der Abstand der Äste so ist, dass man ohne Probleme bis fast ganz nach oben kommt, bestimmt zehn Meter. Wir klettern hoch wie die Weltmeister, bis die Äste plötzlich so dünn werden, dass ich mich nicht mehr weitertraue. Martin stört das nicht, und er klettert noch höher. Ich bekomme es mit der Angst zu tun, dass ein Zweig bricht oder morsch ist und ich abstürze. Ich bin vor Schreck wie gelähmt und rufe Martins Namen, doch er antwortet nicht, sondern klettert einfach noch weiter. Als ich runtergucke, sehe ich, wie hoch ich schon bin, und spüre ein dolles Ziehen in den Beinen. Am liebsten würde ich mich fallen lassen, damit es endlich vorbei ist. Ich kralle mich an der Rinde fest und bewege mich keinen Millimeter. Martin klettert jetzt auch nicht mehr weiter.
    «So weit oben war ich noch nie», ruft er herunter. Ich habe solche Angst, dass ich gar nichts sagen kann. Wenn ich nur ein Wort sage, verliere ich bestimmt endgültig das Gleichgewicht! Jetzt fangen auch noch meine Beine an zu schlottern! Ich werde es nie wieder bis nach unten schaffen.
    «Was hast du?», ruft Martin.
    «Ich komm nicht mehr runter.»
    Da merkt er, dass es ernst ist, und steigt vorsichtig zu mir herab.
    «Was ist denn, hast du Schiss?»
    Mir ist jetzt alles egal, auch dass ich mich blamiere und er überall erzählt, was für ein Angsthase ich bin. Jetzt muss ich auch noch weinen.
    «Ich helf dir. Ich steig unter dich, und dann nehm ich dein Bein und zeig dir genau, wohin du treten musst.»
    Ich sage gar nichts. Als er an mir vorbei runterklettert, zittere ich am ganzen Leib und habe Angst, dass er mich aus Versehen runterreißt. Er fasst mir an den linken Knöchel und sagt, ich soll den Fuß ganz locker lassen und keine Angst haben. Doch ich kann nicht und kralle mich nur noch fester an den Baum.
    «Nein, nein, ich bleib hier oben sitzen. Du musst die Feuerwehr holen, die sollen mich runterholen.»
    Doch statt zu antworten, greift er meine Wade und stellt meinen Fuß auf den nächstunteren Ast. Das war knapp. Ich zittere wie Espenlaub und rechne damit, dass ich jeden Moment abstürze, aber nach einer Ewigkeit haben wir es geschafft und endlich wieder sicheren Boden unter den Füßen. Ich bin so erleichtert wie in meinem Leben nicht und schwöre mir, nie wieder höher als einen Meter oder zwei auf einen Baum zu klettern. Plötzlich fällt mir meine Mutter ein und die Puppe! Ich sage Martin, dass ich langsam mal losmuss, und stumm trotten wir den Weg zurück. Am Garagenplatz verabschieden wir uns, er muss ja noch weiter nach Hanhoopsfeld.
    «Treffen wir uns morgen wieder?», fragt er.
    «Von mir aus. Holst du mich ab? Ich wohne da, Bispinger Weg 7b. Um halb zwei.»
    Ich zeige auf unser Haus. Er verspricht, dass er kommt.
    Mutter ist immer noch nicht da. Langsam reicht’s, sie müsste doch nun wirklich jeden Moment kommen! Ich laufe ihr entgegen, und als ich bei Langwerner bin, sehe ich sie schon. Sie hat eine große Tüte in der Hand, da muss die Puppe drin sein. Mein Herz hüpft, und die Geschichte mit dem Baum ist schon fast wieder vergessen. Als sie mich sieht, stellt sie ihre Sachen ab und breitet die Arme aus, und ich springe mit Anlauf hinein.
    «Mein Goldstück», sagt sie.
    «Ist das für mich?», frage ich. Sie lächelt, und ich gucke in die Tüte hinein, in der ein Karton ist. Aber es ist keine Puppe drin, sondern nur ein Paar Schuhe.
    «Was ist denn, Mathias, freust du dich gar nicht?»
    «Ich dachte, es wäre eine Puppe.» Ich bin schon wieder den Tränen nahe.
    «Ach, Mathias, ich kann dir doch keine Puppe schenken! Wo denkst du hin?»
    Sie nimmt mich bei der Hand, und wir trotten nach Hause, wo Oma auf einem Stuhl sitzt und mit Frau Klippstein telefoniert. Wenn Oma zum Telefonieren auf einem Stuhl sitzen muss, ist das ein schlechtes Zeichen. Das heißt, dass sie schon mehr als eine Stunde mit Frau Klippstein telefoniert und nicht mehr stehen kann.
    «So, Frau Klippstein, Gretchen und Mathias sind gerade gekommen, wir müssen für heute

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