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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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bekommt er viel weniger Geschenke als ich. Pech gehabt. Und jetzt holt mich Martin immer schon um neun Uhr morgens zum Rodeln ab. Wir haben den Willkommberg ganz für uns alleine, und unsere Spuren sind die einzigen weit und breit im frisch gefallenen Schnee, der ohne Pause fällt. Bis zum Mittag schaffen wir zehn Abfahrten, dann müssen wir zum Mittagessen und uns erst mal wieder aufwärmen. Zweimal in der Woche darf Martin bei uns essen. Oma sagt, dass sie einen Esser mehr auch noch satt kriegt. Heute gibt es Birnen, Bohnen und Speck. Das Geheimnis vom Bohneneintopf ist das Bohnenkraut und dass die Birnen schön durch sind. Wir haben nach dem Rodeln Riesenhunger und essen wie die Weltmeister. Oma nimmt die Speckschwarte ganz in den Mund und lutscht sie aus. Das ist für sie der größte Genuss, sagt sie, genau wie sie ja auch stundenlang an den Hähnchenflügeln knabbert. Nach dem Mittagessen kommen auch Norbert, Axel, Uwe, Heike und Sabine mit zum Willkommberg. Wolfgang darf noch nicht rodeln, weil er angeblich zu klein ist. Eigentlich könnte er ja bei seinem Bruder hinten mitfahren, aber der will das nicht, weil Wolfgang ein Klotz am Bein ist und außerdem ganz empfindlich mit seiner Brille. Wir müssen uns beeilen, um vier wird es schon dunkel, und von einer Minute zur anderen sieht man die Hand vor Augen nicht mehr. Martin schafft insgesamt siebzehn Abfahrten und hat gewonnen, weil ich getrödelt und nur fünfzehn Abfahrten geschafft habe. Mir ist das egal, aber Martin ist es sehr wichtig. Er ruft die ganze Zeit «Siebzehn» und hört gar nicht mehr auf und fühlt sich dabei wie King Louie mit Schlappohren.
    Auf dem Rückweg passiert ein Unglück. Norbert hat einen großen Stock vom Boden aufgelesen und wirft ihn in Axels Richtung, wie im Sommer auf dem Weg zur Außenmühle mit den Steinen, und trifft ihn volle Wucht am Kopf. Axel fällt auf den Boden wie ein Sack. Zuerst dachten alle, er wäre tot. Aber dann hat er mit einem Mal geschrien wie von der Tarantel gestochen. Er hatte ein Loch im Kopf, das mit vier Stichen genäht werden musste. Ein Loch im Kopf hatte ich auch schon mal vom Rollerfahren, als ich mich an den Lenker geduckt hatte, und dann kam ein Huckel. Da habe ich jetzt eine Narbe, und Doktor Willkomm sagt, das bleibt. Norbert hat es mit der Angst zu tun bekommen und ist abgehauen. Wahrscheinlich hat er sich gleich zu Hause verkrochen und die Decke über den Kopf gezogen. Als ob das jetzt noch was nützen würde! Der ist aus Schaden jedenfalls nicht klug geworden. Uwe und ich haben Axel bei sich zu Hause am Gartenzaun abgeliefert. Ganz reinbringen wollten wir ihn lieber nicht, weil wir Angst hatten, von seinem Vater gleich eine gewischt zu bekommen, der ist nämlich Schwerarbeiter, mit dem ist nicht gut Kirschen essen, und wenn er sieht, wie ramponiert sein Sohn ist, bekommt er sicher einen Wutanfall und haut uns windelweich.

    Ich hab trotz des Unglücks einen Bärenhunger.
    «Apfelkuchen, Apfelkuchen!»
    Heute hat Oma tatsächlich Apfelkuchen gemacht, wie immer mit einem Gitter aus Hefeteig obendrauf. Ich schaffe vier Stücke, und Oma hält mir ihre warmen Hände ans Gesicht, bis es glüht.
    Noch zwei Tage bis zum Heiligen Abend, heute ist Martins Geburtstag! Ich gucke immer, wenn Mutter von ihren Besorgungen nach Hause kommt, wie groß die Pakete sind und was da wohl für mich drin ist. Für sie und die Großeltern sind die Geschenke nicht mehr wichtig, aber irgendwas muss ich ihnen basteln oder malen, was von Herzen kommt. Noch habe ich nichts. Draußen hat es sich wieder mal eingeschneit, es wird immer doller mit dem Schnee. Die Großeltern sagen, dass es so einen Winter seit neunzehnhundertsiebenundvierzig nicht mehr gegeben hat, und Großvater kommt gar nicht nach mit dem Schneeschippen. Mareks gucken alle paar Stunden, ob die Wege auch frei sind, und wenn nur eine dünne Schicht Schnee liegt, gucken sie schon böse. Frau Marek sagt, dass jeder für seine Wege selbst verantwortlich ist, und wenn sich jemand etwas bricht, wird’s teuer. Oma hat Angst vor ihr und muss sehr vorsichtig gehen. Wenn sie sich in ihrem Alter etwas bricht, kann es brenzlig werden. Opa hat schon einen ganz roten Kopf vom Schneeschippen, Schneepflüge kommen hier nicht her, weil die Straßen zu klein sind und zu wenig Verkehr herrscht. Die Autos sind alle eingeschneit und können erst wieder im Frühjahr gefahren werden. Mir gefällt es so ohne Motorenlärm gut, von mir aus könnte es noch bis in den April so

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