Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)
hin.
«Gleich komm ich mit der Polizei und klingel an jeder einzelnen Tür, wart nur mal ab.»
Nichts passiert. Sie gehen zurück zum Trecker und fahren los. Wir warten noch eine Ewigkeit und schleichen dann zur Straße zurück. Keiner sagt etwas. Dann trennen wir uns. Norbert sagt:
«Ihr wisst ja, was los ist, wenn auch nur einer quatscht.»
Ich klingele, und damit Oma nichts auffällt, rufe ich ganz laut «Apfelkuchen, Apfelkuchen». Dann versuche ich, mich schnell an ihr vorbeizudrängeln, doch Oma hat schon den Rauch gerochen. Sie hat zwar keine guten Augen, aber dafür eine sehr feine Nase.
«Du riechst ja von oben bis unten nach Rauch. Was habt ihr denn gemacht?»
«Lagerfeuer. Am Bach.»
«Das ist doch gefährlich, Mathias, ohne Erwachsenenaufsicht kommt das nicht in die Tüte.»
«Wir haben das Feuer aber ganz sorgsam gelöscht, mit Wasser.»
«Was da alles passieren kann bei dem stürmischen Wetter! Die Glut sieht man oft gar nicht. Ein Windstoß, und die ganze Siedlung steht in Flammen!»
Opa sitzt in der Küche und isst Windbeutel. Ich setze mich an den Tisch. Er kräuselt die Nase und sagt:
«Wie riecht’s denn hier?»
«Reg dich nicht auf, Walter. Die haben Lagerfeuer gemacht, aber Frau Sunkel war dabei.» Oma weiß, wie ungemütlich Opa bei Feuer werden kann.
Gleich ist es sieben, und dann kommt Mutter. Ich gucke aus dem Küchenfenster, weil ich jeden Augenblick Bauer Rolff mit den Knechten und der Polizei erwarte. Der braucht nur einmal an den Sachen zu riechen oder Oma zu fragen. Oma lügt nämlich niemals und schon gar nicht Bauer Rolff ins Gesicht. Langsam dämmert’s, und ich sehe etwas Helles. Das ist Mutter in ihrem Mantel. Zum Glück riecht sie nichts, oder sie macht sich nichts draus, und Oma sagt auch nichts. Als die Tagesschau anfängt, weiß ich, dass Bauer Rolff nicht mehr kommt. Ich kann trotzdem lange nicht einschlafen und bete zum lieben Gott und verspreche ihm, so etwas nicht mehr zu tun.
Das Mondauto
Jetzt schneit es schon seit einer Woche. Schnee ist fast noch gemütlicher als Regen oder mindestens so gut. Wenn es schneit, ist alles so still, dass man nur noch flüstern mag, und die Erde ist zugedeckt und friedlich. Nur hört man leider nichts, wenn es schneit, da ist dann wieder Regen besser.
Von der französischen Kinderschule hat mich Mutter endgültig runtergenommen. Als sie mich einmal unangemeldet abholen wollte, hat sie schon von weitem gehört, wie Monsieur Durand uns Kinder zusammengebrüllt hat. Dann hat sie sich auf die Lauer gelegt und sich selbst ein Bild gemacht und hat eingesehen, dass ich recht hatte und nichts erfunden habe von Monsieur Durands Missetaten. Sie hat ihn zusammengestaucht, dass er am Ende weder piep noch papp sagen konnte. Obwohl sie klein und dünn ist, hat sie Bärenkräfte, und später hat sie zu Oma gesagt, dass sie gekämpft hat wie eine Löwenmutter! Sie hat auch bei den anderen Eltern angerufen und sie informiert, und alle außer den Eltern von Karsten Sunkel haben ihre Kinder runtergenommen. Jetzt soll Monsieur Durand mal sehen, wo er bleibt. Seine Kinderschule kann er am besten gleich dichtmachen, weil er spätestens nächsten Monat pleite ist. Das gönne ich ihm, denn Monsieur Durand ist ein böser Mann, und jeder weiß es jetzt, und er bekommt seine gerechte Strafe. Ich war sehr stolz auf meine Mutter und außerdem heilfroh, dass der Spuk endlich ein Ende hat und ich das halbe Jahr bis zur Schulzeit freihabe, weil, jetzt noch in den richtigen Kindergarten zu gehen lohnt nicht mehr.
Jetzt habe ich den ganzen Tag frei und kann schon vormittags rodeln gehen. Direkt beim Wald ist ein Hügel, der von allen Willkommberg genannt wird, nach unserem Hausarzt Doktor Willkomm, der ganz in der Nähe wohnt. Von da aus geht die Abfahrt am Sägewerk vorbei bis nach unten zur Winsener Straße, das ist bestimmt ein Kilometer. Leider kommt vorher ein Kartoffelacker, und damit man da drüberrodeln kann, müsste es noch viel mehr schneien, jetzt ist es noch viel zu hubbelig. Aber wenn es weiter so schneit, dann ist es bestimmt bald so weit, und man kommt bis zur Straße runter.
Gestern war der zweite Advent, ich kann es kaum noch erwarten, bis endlich Weihnachten ist. Ich finde Weihnachten besser als Geburtstag. Wie schön der Geburtstag wird, hängt davon ab, wie weit weg der von Weihnachten ist. Ich habe Glück, weil ich im Mai Geburtstag habe und zwischen den Festen sehr viel Zeit liegt. Martin hat am 22. Dezember Geburtstag, deshalb
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