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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Puffer mehr zwischen uns. Und die Woche drauf ist auch noch Schulanfang. Trübe Aussichten.
    Mit Martin treffe ich mich seit dem missglückten Überfall kaum noch, und unsere Kindergang gehört endgültig der Vergangenheit an, noch nicht mal mehr Heike kommt nachmittags raus. Die hat sich sowieso total verändert, von der wilden Hummel zum stillen Schwan. Rasant schnell ging das, wenn man bedenkt, dass ihre Eltern sie noch vor einem halben Jahr zur Abreibung in ein Erziehungsheim gesteckt haben, weil die Pferde mit ihr durchzugehen drohten. Dauernd war schon was mit Jungen, und die Schule hat sie auch geschwänzt, und als sie dann noch in der PRO beim Klauen erwischt wurde, war endgültig Feierabend.
    Während ihres Heimaufenthalts hat sie wohl einen Volker kennengelernt, der ist aber ein anderes Kaliber als die Jungen hier! Er wohnt in Hamburg-Wandsbek, und einmal, als er Heike nach Hause brachte, hatte Axel sie, neugierig wie ein Fisch, alles Mögliche gefragt. Als ob er es geahnt hätte, ist Volker noch mal zurückgekommen, von wegen, was Axel von Heike wollte. Sagt die doofe Kuh doch glatt, er hätte sie «ausgefragt». Ausgefragt! So ein Schwachsinn. Daraufhin hat Volker Axel aufgefordert, den «ersten Schlag» zu setzen. Axel wusste natürlich wieder nicht, was los ist, und Volker hat ihm ansatzlos aufs Maul gehauen, mit der Faust direkt ins Gesicht, das hat geblutet wie Schwein. Ein Wunder, dass Axel keinen Zahn verloren hat oder Nasenbeinbruch oder so was. Ich war starr vor Schreck, weil ich dachte, dass ich als Nächster dran wäre, aber der wollte nur ein Exempel statuieren und ist dann abgeschoben. Und was sagt Heike?
    «Kannst von Glück sagen, dass er keinen Schlagring draufgehabt hat.»
    Das war vor einem halben Jahr. Und jetzt ist es so, als hätte man ihr die Luft rausgelassen. Sie ist praktisch genauso geworden wie ihr Bruder Jochen, der, obwohl bereits einundzwanzig, den ganzen Tag auf seinem Zimmer gluckt und darauf wartet, zur Bundeswehr eingezogen zu werden. Jochen bei der Bundeswehr, ausgerechnet. Dort wird er garantiert zerquetscht wie eine Fliege. Rätselhaft, dass es bei Heike jetzt genauso ist. Beide hat es mit dreizehn erwischt. Ich kann’s zwar nicht beweisen, aber ich vermute, dass die Mutter Schuld hat. Irgendetwas Unheimliches geht von ihr aus, denn auch ihr Mann ist nur noch ein Schatten seiner selbst.
    Uwe musste, wie nicht anders zu erwarten war, auf die Hauptschule, und Axel ist mit seinen Eltern nach Harburg-Heimfeld gezogen, mit dem Bus zweimal umsteigen, da hat keiner Bock drauf, aus den Augen, aus dem Sinn, so traurig das ist. Norbert schließlich hat sich total abgekapselt, er hält sich jetzt endgültig für was Besseres und träumt von einer Karriere als Berufsfußballer. Träum weiter, Junge.

    Oma Emmi und ich sitzen beim Essen, als Manfred ohne zu klingeln reinkommt und sich einfach zu uns gesellt. Es gibt mal wieder Kotelett mit Mischgemüse und Salzkartoffeln. Er beäugt mich misstrauisch, als wollte er in meinem Gesicht ablesen, ob ich den Vormittag dazu genutzt habe, Teile des Diebesguts beiseitezuschaffen. Während Emmi abwäscht, geht’s in die Garage zur Bestandsaufnahme: 45 Schachteln Zigaretten, sieben Flaschen Wein und Sekt und 11 Flaschen Spirituosen und Liköre. Manfreds Misstrauen versiegt trotzdem nicht.
    «Ist das wirklich alles?»
    «Was glaubst du denn? Wie viel soll das denn sonst sein? Glaubst du etwa, ich bescheiß dich?»
    «Würde ich dir auch nicht raten.»
    Ein Glück geht es Sonntag nach Hause, Manfreds ganze Art wächst mir langsam über den Kopf. Ich bin mir sicher, dass er nur noch nach einer Gelegenheit sucht, mir eine reinzuhauen. Über kurz oder lang wird er mich zwingen, in der Scharfen Ecke Alkohol zu trinken und vielleicht noch mehr Einbrüche zu verüben. Und wer weiß, was er sonst noch so im Schilde führt. Als ich erzähle, dass ich wegen des Umzugs schon Sonntag losmuss, guckt er dumm aus der Wäsche:
    «Und was wird aus der Waldhütte? Dann hat das ja gar nicht gelohnt.»
    «Kann ich ja nix dafür. Was soll ich denn machen?»
    «Pass auf, du Eddel, wir übernachten da in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Wir nehmen richtig was zu rauchen und zu saufen mit, sollst mal sehen, wie geil das wird. Maik kommt auch mit.»
    Maik?
    «Wer ist denn Maik?»
    «Der wohnt in Tostedt. Kollege von mir.»
    Kollege. Was für ein Kollege denn? Manfred arbeitet doch noch gar nicht! Und wann hat er den überhaupt kennengelernt? Mir schwant nichts

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