Jungen und Maedchen - wie sie lernen
Kinder einer Klasse, weil theoretisch jedes einmal Coach sein könnte, vielleicht auch zu Hause für jüngere Kinder in Familie, Freundeskreis oder Nachbarschaft; vgl. die Wichtigkeit, daß auch Kinder Wissen/Fertigkeiten weitergeben dürfen, Seite 113 ff.)
2.
Die Technik besteht in den 3 Ps (PAUSE, PROMT, PRAISE), welche ich wie folgt übersetze:
PAUSE = pausieren (mindestens 10 Sekunden warten, wenn eine Pause eintritt)
PROMT = soufflieren (s. unten)
PRAISE = kommentieren (kurz: „gut“, „prima“ – keine langen Bemerkungen)
PAUSIEREN : Lehrkräfte, Nachhilfe-LehrerInnen, Eltern und Coachs laufen Gefahr, bei Pausen der Lernenden zu schnell einzugreifen. Die Motivation „Ich will ja nur helfen“ kann selbstgefälliges Angeben überdecken (indirekte Nachricht: „Ich kann es besser als Du“). Deshalb werden die Coachs kurz „ausgebildet“, daß sie diese Tendenz einschätzen und bekämpfen können (sie lernen die 10 Sekunden zu zählen, wie oben erwähnt: ein-und-zwan-zig, zwei-und-zwan-zig etc.).
SOUFFLIEREN : Das englische Wort „to promt“ kann von einem leisen Anstupsen bis zu einem schmerzhaften Kick alles bedeuten; deshalb habe ich es mit SOUFFLIEREN übersetzt. Denn das meint GLYNN: Ein leises Anstupsen, wenn die Pause zu lang wird, als kleine Hilfe – das erinnerte mich ans Theater. Einige Silben reichen oft schon, um über eine schwierige Stelle hinwegzukommen, so auch beim Lesen. Es ist oft nur ein Wort, das einem fremd ist, und schon kann man weiterlesen.
KOMMENTAR : Es gibt inzwischen eine Menge Hinweise, daß Lernende beim Lernprozeß keine großen Lobeshymnen wollen, sondern FEEDBACK . Deshalb habe ich den Begriff mit KOMMENTAR übersetzt, was m. E. der Intention von GLYNN entsprechen dürfte, denn auch er will nur kurze Worte, kein echtes „Lob“. Ich vermute, das PRAISE entstand vor allem, damit die Formel ein drittes P enthalten konnte.
3.
Die Lehrkraft oder der Helfer ermittelt das Niveau der Kinder, so daß ein gutes Paar für diese Pairing-Strategie gefunden werden kann. (vfb: Unsere Erfahrungen in einer Pilotgruppe zeigen, daß Kinder ihre Fähigkeiten ganz gut einschätzen können, d. h., man kann sie durchaus selber wählen lassen, wer mit wem arbeiten will, und muß nur in Einzelfällen eingreifen. Eltern und Lehrkräfte müssen lernen, daß sie nicht immer alle Details selbst entscheiden dürfen, wenn sie wollen, daß Kinder zu Menschen heranreifen, die proaktiv handeln können, im Gegensatz zu jenen, die immer nur warten, bis jemand ihnen zeigt, wo es „langgeht“.)
4.
ELTERN wissen Bescheid und helfen mit, daß das Coaching regulär stattfindet: Optimal wäre täglich, das Minimum liegt bei 3mal pro Woche. Die Coaching-Sessions werden immer aufgezeichnet und die Bänder an die Lehrkraft (oder HelferInnen) abgegeben. Es werden Stichproben gemacht, damit die Lehrkraft den beiden etwas über die Schultern schauen kann, ohne beim Coaching selbst anwesend zu sein. Außerdem hilft es nicht nur Kindern, wenn sie wissen, daß eine Kontrolle besteht. (So gebe ich meine Trainingszeiten an einen Freund durch. Da es mir peinlich wäre, wenn ich mehrmals berichten müßte, daß ich nicht oder nicht genug trainiert habe, sind Ausfälle selten und kurzfristig.)
Auch hier berichtet das Buch über großartige Fortschritte:
Wichtig:
Normale Leserinnen konnten in einem halben Jahr einen Kompetenz-Sprung machen, der normalerweise 4 Schuljahren entsprach. Langsame Leserinnen „sprangen“ nur 2 Jahre nach vorn.
Das macht doch Mut, oder? Wie gesagt: Die Coachs profitieren mindestens ebenso sehr wie die LernerInnen: Erstens, weil sie lehrend selber lernen, zweitens, weil jede Möglichkeit, in der wir um Rat gefragt werden oder Wissen weitergeben bzw. anderen beim Üben helfen können, gut für unser Selbstwertgefühl ist (vgl. Buchstabe „J“ im ABC-Modul, Seite 103 ff.).
Technik 7: Lesen durch Schreiben (Methode Dr. REICHEN)
Eine weitere wichtige Methode, die das Thema Lesen-Lernen von einem ganz anderen Blickwinkel angeht, ist die Methode nach Dr. REICHEN . Der Grundgedanke, daß wir LESEN lernen, indem wir die Buchstaben oft genug geschrieben haben, leuchtet schnell ein: Jede Stenografielehrerin bestätigt dies, auch hier arbeitet man seit langem mit Schreibübungen! So werden nämlich Nervenbahnen im Gehirn angelegt, die später erlauben, etwas (z. B. die Form eines Buchstabens) wiederzuerkennen. Nur machen wir erstens den Fehler, Kinder (oder erwachsene Analphabeten) durch
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