Jungen und Maedchen - wie sie lernen
übliche LESE-ÜBUNGEN, zu quälen – ich hoffe, daß die ersten 6 Techniken hier helfen, LESE-Übungen interessanter und effizienter zu gestalten. Zweitens schreiben Kinder Handschrift, während sie Druckschrift lesen sollen. Dies kann eines der Probleme sein.
Anmerkung: Bei Interesse das Modul Probleme mit dem Lesen? in meinem Buch Stroh im Kopf? lesen (bitte Schreibzeug bereithalten und die kleinen Experimente durchführen, damit Sie erleben, wovon wir dort sprechen). Sie lernen nämlich eine Geheimschrift als Parallele zum Leselern-Prozeß jener, die ihn noch nicht gemeistert haben, damit Sie erleben können, wie es sich anfühlt und daß das Schreiben weit leichter ist als Lesen – aber erleben Sie es selbst . . .
PS: Zwei wichtige Ideen betreff LESEN
Ein Autor, der sich u. a. intensiv mit dem Lesen befaßt hat (Stephen KRASHEN ), stellt etwas immens Wichtiges fest: „Wenn Kinder lernen müssen, passiv zu lesen, wie das im normalen Unterricht weitgehend der Fall ist, dann werden sie auch passiv.“ Ich vergleiche diese Art der geistigen Inaktivität immer mit der Form des passiven Konsumierens vor dem Fernseher. Wenn meine Seminar-Teilnehmerinnen berichten, daß sie (gemäß meinem Rat) mehr Dokus sehen, fügten sie früher oft hinzu, daß sie sich leider nichts davon merken könnten. Dies leuchtet ein, wenn man in Schule und Ausbildung lediglich gelernt hat, PASSIV zu erleiden, was passiert. KRASHEN stellt fest: Wenn es keinerlei Wahl-Möglichkeit gibt, was man lesen möchte (wie in den Vorschlägen oben!), dann empfindet man auch tolle Texte möglicherweise als schlimm, einfach weil man keine Wahl hat. Des weiteren wird in der Schule der Eindruck erweckt, alles (was man lesen muß) sei irgendwie gleich wichtig, somit lernen SchülerInnen, keinerlei Wertmaßstab für gutes LESEMATERIAL zu entwickeln, zumindest nicht innerhalb des Schulsystems.
Anmerkung: Deshalb schlage ich vor, aktiv mitzudenken. Einige Techniken hierzu finden Sie in meinem Büchlein Intelligente Wissens-Spiele oder auf den beiden DVDs meiner TV-Serie Kopf-Spiele .
Des weiteren sollten wir eine Unterscheidung kennen, die Frank SMITH uns anbietet, wenn er uns das Denk-Modell (nach ROSENBLATT, 1978) vorstellt, welches zwischen MUSS- und GENUSS-LESEN unterscheidet:
1.
MUSS-LESEN zeichnet sich dadurch aus, daß wir eigentlich gar nicht lesen wollen. Wir suchen eine Info, sei dies eine Telefon-Nummer oder die Lösung zu einem Problem (z. B. in einem Handbuch). Genaugenommen wollen wir nur die Information selbst, und wir wären genauso glücklich (oder glücklicher), wenn es uns jemand SAGEN würde. Deshalb rufen wir die Telefon-Auskunft so oft an, selbst seit es Geld kostet. Merke: Wenn man in der Schule gezwungen wird, Texte zu lesen, die einen absolut langweilen, dann ist dies ebenfalls MUSS-LESEN!
2.
GENUSS-LESEN ist das genaue Gegenteil. Hier wollen wir keinesfalls, daß jemand uns erzählt, was wir lesen (z. B. wer der Mörder ist) – im Gegenteil. Während wir MUSS-LESEN so schnell wie möglich absolvieren, neigen wir bei GENUSS-LESEN in dicken Büchern dazu, das letzte Drittel eher langsamer zu lesen, um länger „im Buch“ bleiben zu können. Merke: In der Schule erleben die meisten SchülerInnen extrem selten GENUSS-LESEN, viele nie!
Tja, wann haben Sie das letzte Mal GENUSS-gelesen? Merke: Eltern und Lehrkräfte sind immer Modelle, ob sie das sein wollen oder nicht. Was glauben Sie: Werden Kinder jemals GENUSS-LESEN entdecken, wenn sie NIEMALS eine Lehrkraft GENUSS-LESEN sehen? Deshalb sind die Kinder aus bildungsfernen Familien so benachteiligt – wenn sie in der Schule nicht mitbekommen, was zu Hause ebenfalls fehlt, haben sie keine Chance . . .
SCHREIBEN
Stephen KRASHEN weist auf eine andere Schwäche des Systems hin, die letztlich auch das Lesen beeinflußt: Wenn wir selbst nie schreibend denken dürfen, lernen wir ebenfalls nicht, zu erwarten, daß Texte uns an wichtigen Gedankengängen oder Argumenten teilhaben lassen können:
Die Schule will, daß wir nur schreiben, was wir bereits wissen, z. B. in Aufsätzen, die an einem Stück geschrieben werden sollen, möglichst ohne viel zu streichen und umzuformulieren. Angenommen wir sollen in einer Geschichtsprüfung 3 Gründe für den amerikanischen Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert auflisten und, während wir schreiben, fällt uns ein vierter ein (der im Schulbuch nicht vorgesehen ist). Den Gedanken müssen wir zurückhalten, wir dürfen nicht explorativ denken . .
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