insbesondere wenn die Sache sie langweilt. Drittens definieren Mädchen sich über ihre persönliche Leistung, Jungen hingegen über ihre Akzeptanz in Gruppen (vgl. Seite 51 ff.). Demzufolge können Jungen sich mit anderen Schlechtlesern identifizieren und gerade deshalb kein Interesse entwickeln, ihre Fähigkeit zu verbessern, wenn die anderen im „Clan“ sie als Streber ablehnen würden. 1)
Technik 4: TARP (Tape Assisted Reading Program)
John MEDCALF , ein Sonderschullehrer (Flaxmere special Educ. Service) hatte begriffen, daß Kinder (weitgehend Jungen) Lese-Probleme entwickeln, wenn sie die Verbindung zwischen KLANG und SCHRIFTBILD nicht herstellen können (s. oben). Als der WALKMAN das Licht der Welt erblickte, sah er eine (technische) Lösung, die zuvor nicht denkbar gewesen war. Daraus entwickelte er folgende Methode, die er TARP nannte. Wir könnten sie als ALP eindeutschen (Audio-Lese-Programm). Vorbereitung: Helferinnen (z. B. Eltern) LESEN Kinderbücher auf Band (heute könnten solche Lesungen auf MP3 oder mit Hilfe neuerer Verfahren sogar im Internet gepoolt werden).
Anmerkung: Wir werden einen solchen Pool in unserem Lehrer-Forum auf www.birkenbihl.de einrichten (Kontakt bei Interesse:
[email protected] ).
Dadurch kann auch die bei Technik 3 angeführte Idee integriert werden, bei der wir Aufzeichnungen von Kinderschilderungen nehmen und sie in transkribierter Form zu „Lesestoff“ machen.
1.
AUSWAHL: Die Kinder müssen eine gute Auswahl an Lese-Texten haben und selber wählen dürfen, was sie lesen wollen! Jedem Text liegt ein Audio-File bei (bzw. ein Paßwort, um im Intranet der Schule das Audio-File auf den Player „runterzuladen“).
2.
LESEN und HÖREN: immer gleichzeitig. Der Walkman ist de facto ein individueller Vorleser, der, wann man will, vorliest und den man einzelne Passagen so oft und lange lesen lassen kann, wie man will. Heute ist es noch leichter, weil man eine schwierige Passage in eine Wiederholungs-Schleife packen kann. Es ist übrigens kein Zufall, daß auch ich diese Methode vor 25 Jahren in mein Programm zum Fremdsprachenlernen übernahm (vgl. Sprachenlernen leichtgemacht , derzeit in der 29. Auflage bzw. als Vortrags-Mitschnitt auf DVD erhältlich). Die Kinder bestimmen, wie oft oder lange sie den Text „bearbeiten“. Erst wenn sie glauben, ihn gut zu beherrschen, gehen sie damit zur Lehrkraft. Auch hier haben wir die Kontrolle beim Kind, das entscheidet, wann es geprüft werden will (s. oben).
3.
MINI-PRÜFUNG: Das Kind liest der Lehrkraft einen Absatz eigener Wahl vor, danach noch einen von der Lehrkraft ausgewählten. Ist die Lehrkraft zufrieden, trägt sie das Buch als gelesen in die Lese-Liste dieses Kindes ein, und es sucht sich ein weiteres Lese-Projekt.
Im Buch finden sich Stimmen von zwei Jungen, die dieses Programm zum erstenmal durchlaufen hatten.
Junge 1: „Wenn du so (= hörend) liest, dann kommen dir die Worte ENTGEGEN. Ich meine das wirklich so!“
Junge 2: „Ja. . . Als ich damit anfing. . . Es war wie ein WUNDER: Ich mußte einfach lachen. Ich konnte mir nicht helfen, es war so großartig, plötzlich 100 % besser zu lesen als vorher.“
Die Ergebnisse in der ausgedehnten Schul-Studie zeigten:
Die Kinder erzielten in 8 bis 10 Wochen einen Fortschritt, der dem von 3 Jahren entspricht. Und die SchülerInnen erleben (oft zum erstenmal im Leben) die FREUDE, die LERN-LUST, die mit erfolgreichem Lernen einhergeht.
Kein Wunder, daß sie freiwillig mehr lesen wollen!
Technik 5: Look & Listen
Ein Lehrer, Forbes ROBINSON , entwickelte eine Technik, die eine direkte Parallele zur eben geschilderten darstellt, mit zwei wichtigen Unterschieden: Erstens wählt er als Lehrer aus, was er IM KLASSENZIMMER einsetzt (während die Walkman-Methode zu Hause bzw. in Freizeiten in der Schule eingesetzt wird). Hier kann man ebenfalls daran denken, Texte, die sich aus Schilderungen der Kinder selbst ergeben haben (vgl. Technik 3, Seite 71 f.), zu verwenden. Zweitens plaziert er sein Lese-Material in einem Diaskop, das ist der „Tages-Leser“ im ursprünglichen Sinn: Man kann jedes Material (also auch Gegenstände oder Karten etc.) unter das Lesegerät legen, und es erscheint groß und dick an der Wand. Er stellt fest, daß diese Methode den Vorteil hat, daß er das Tempo selbst wählen kann. So kann er z. B. einen neuen Text bzw. schwierige Passagen beim ersten Mal besonders langsam lesen, was ein Bandgerät nicht konnte (heute können wir mit Texten elektronisch