Jungen und Maedchen - wie sie lernen
SpielerInnen besser helfen kann. Ob das eine Lehrkraft ist oder ein engagierter Elternteil – ein wenig Einblick reicht vollkommen. Wenn Sie nämlich sehen, wie viele verschiedene „e“ es gibt oder wie unterschiedlich das „r“ ausfällt, dann können Sie jenen wirklich Mut machen, die manchmal verzweifeln. Denn viele falsch geschriebene Wörter spiegeln den tatsächlichen Klang des Wortes besser wider als die offizielle Schreibweise. Daran hat auch die sogenannte Rechtschreibreform absolut nichts geändert. Denn das „Eindeutschen“ von Begriffen aus fremden Sprachen (damit man Portemonnaie nicht mehr französisch schreiben muß) hat keine Auswirkung auf das, worum es mir geht, wie Sie gleich sehen werden.
Ziel des Spiels: Wir versuchen, so akkurat wie möglich aufzuschreiben, was jemand tatsächlich sagt. Dabei geht es um eine akustische Schreibweise, die der Notenschrift näher steht als der Rechtschreibung. Eine Note hält fest, welcher Klang produziert werden soll, so daß jeder Sänger dieselbe Note in derselben Tonhöhe singen kann. Ähnlich versuchen wir mit Buchstaben festzuhalten, was Leute tatsächlich sagen, so daß ein zweiter Sprecher, der das von uns Notierte vorliest, so klingen müßte wie das Original.
Material: Alle brauchen Schreibzeug, inkl. der Möglichkeit, zu radieren oder Fehler zu überkleben, sowie eine akustische Aufzeichnung des Satzes, den man spielen will. Dies ist nötig, damit man denselben Satz in exakt derselben Weise wieder und wieder hören kann . Das ist (zumindest eingangs) sicherer, als den Satz mehrmals durch eine anwesende Person vortragen zu lassen. Optimal ist Ton-Material in einer digitalen Form (CD, MP3 u. ä.). Dies erlaubt uns eine Schleife, d. h., wir können einen einzelnen Satz von der Technik auf Knopfdruck wiederholen lassen, so oft wir wollen (auch als Schleife, vollautomatisch).
Das Basis-Spiel
Erste Zeile: Der/die Spielleiterin startet die Technik, der Satz ist vorerst nur einmal zu hören . Alle versuchen, ihn aufzuschreiben. Beim ersten Durchgang bemüht man sich um „gute Rechtschreibung“, aber niemand wird dies kontrollieren. Dies ist nur die Spielregel: Erste Zeile: normale Schreibweise (so gut wie möglich); z. B.
Zweite Zeile: Nun läßt der/die Spielleiterln den Satz als Schleife immer wieder ertönen, und alle versuchen, wirklich zu HÖREN, was sie hören. Langsam entsteht eine zweite Zeile, in der wir „phonetisch“ schreiben, was „phonetisch“ so aussieht: FONETISCH; z. B.
Langsam merken wir, daß wir genaugenommen nicht „ging“ HÖREN, sondern „gink“, daß in großen Teilen Deutschlands ein „st“ oft genaugenommen „sch“ geschrieben werden müßte, wenn wir FONETISCH schreiben würden. Auch haben wir begonnen zu merken, daß das „R“ oftmals nicht wirklich wie „R“ klingt (das symbolisieren hier die Fragezeichen) und auch das „D“ am Ende von „niemand“ klingt eben auch eher wie ein „T“.
Dritte Zeile: Nach weiterem Hören (solange man will) entdecken wir noch mehr spannende Details, z. B. daß auch das „B“ in „selbst“ nicht wie ein „B“ klingt . . .
Drei Variationen
Dies ist ein neues Spiel, das ich derzeit noch weiterentwickle, es werden sich mit Sicherheit jede Menge Variationen ergeben. Hier die ersten drei:
1.
Jede/r MitspielerIn versucht den Satz so zu sprechen, wie die aufgezeichnete Person ihn gesprochen hat. Dabei stellen alle fest, welche Klang-Nuancen wem leichter oder schwerer fallen. Ein Spieler aus Bremen hatte neulich große Probleme, [schtand] zu sagen, es kam immer wieder ein sauberes [s-tand] dabei heraus (man setzt übrigens Aussprache-Protokolle in eckige Klammern).
2.
Jede/r Mitspielerin versucht den Satz so zu sprechen, wie er laut korrekter Rechtschrift gesprochen werden müßte, wenn unsere Sprache wirklich phonetisch wäre. (Es reicht ein/e einzige/r Spieler, dessen Rechtschreibkenntnisse ihn/sie zum Rechtschreib-Direktor der Spielrunde macht.) Falls eine Gruppe spielen will, die sich da ziemlich unsicher ist, nehme man eine (literarische) Lesung von existierenden Büchern (ein Großteil der sogenannten Hörbücher ist genau das), dann kann man einfach im Buch nachschauen.
3.
Jede/r vergleicht eigene Schreibfehler mit der phonetischen Schreibweise und sucht Stellen, an denen man eigentlich FONETISCH schrieb, statt „recht“ (haha). Dabei erhält man bald ein Gefühl für Standard-Fehler, die sich oft einschleichen. Diese sind, wie unsere ersten Spiele
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