Junger, Sebastian
nd Platoon ist
auf dem Rückweg von Loy Kalay angegriffen worden und steckt auf dem offenen
Gelände kurz vor der Basis in der Klemme. Sie schaffen es geschützt von einer
Wand aus detonierenden Granaten hinter den Drahtverhau, und die Shura geht
weiter, begleitet vom Grollen der Explosionen und der A-10-Salven. Nach ungefähr
einer Stunde raffen sich die Ältesten auf und gehen zum Eingangstor. Tim und
ich schließen uns einer Ablösung an, die auf dem Weg nach Restrepo ist.
Wir kommen
spätnachmittags durchs Südtor und lassen unsere Packs vor der Hütte der l st Squad fallen. Nichts hat sich verändert, außer dass Airborne inzwischen groß
genug ist, um mit auf Patrouille zu gehen. Ich komme jetzt seit fast einem Jahr
auf diesen Berg, und zu meiner Verblüffung schmeckt der Ort ein ganz klein
wenig nach zu Hause.
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Kaffee war in Restrepo ein Problem, denn
niemand trank ihn, und daher war ich mehr oder wenig auf mich allein gestellt.
Bestimmten MREs lagen Päckchen mit Kaffee, Milchpulver und Zucker bei, aber
ich konnte mich selten erinnern, welche es waren - im Gegensatz zu
Frühstückstee oder Cider Mix -, und das bedeutete, dass ich im Müll kramen
musste, um genügend Zutaten für eine schöne Tasse Kaffee zusammenzuklauben.
Hatte ich schließlich die kostbaren Ingredienzien in der Hand, ging ich zur
Kommandozentrale, leerte eine Flasche Wasser in den Wasserkocher und stöpselte
ihn ein. Die Zentrale war ein dunkler, gesicherter Bunker neben Gillespies
Koje, in dem Funkgeräte gestapelt standen, und gewöhnlich hatte man dort so
wenig Licht, dass man den Kocher erst fand, wenn man lange genug um sich
getastet hatte.
Während
das Wasser heiß wurde, suchte ich einen Sitzplatz. So ziemlich alles in
Restrepo war unbequem - es gab einen Stuhl, aber der war meistens besetzt, die
Sandsäcke waren steinhart, und der runde Javelin-Behälter aus Plastik, der neben
der Hütte der l st Squad stand, machte jeden Hintern schon nach
Minuten gefühllos. Aber es war wichtig, einen guten Sitzplatz zu finden. Man
brachte es schließlich nur auf eine Tasse Kaffee am Tag, und in Anbetracht all
dessen, was in Restrepo nicht erhältlich
ist, war diese Tasse so ziemlich das Erfreulichste, was einem bis zur Heimkehr
geboten wurde. Ich trank meinen Kaffee am liebsten, wenn ich mit dem Rücken an
einem Hesco unter der nach Süden gerichteten SAW-Stellung lehnte. Dort war man
vor jedem Zufallstreffer sicher und konnte vom Innenhof talaufwärts nach Norden
blicken. Vor mir befand sich ein Haufen Sandsäcke, die einen Fiberglasstab für
das Tarnnetz stabilisierten, und ich konnte meine Beine auf die Sandsäcke
stützen und auf den Knien schreiben. Das Netz brach das Sonnenlicht und
verlieh den Dingen ein gesprenkeltes und schlackerndes Eigenleben, sodass
einem schwindlig werden konnte, wenn man zu lange in den Schatten sah.
Gewöhnlich
machte ich mir meinen Kaffee am späten Vormittag und setzte mich dann an
meinen Platz, um meine Notizen zu bearbeiten, aber eines Morgens schickt
Gillespie eine Patrouille nach Obenau, und wir sind nicht vor Mittag zurück. In
dem Moment, als wir hinter den Drahtverhau kommen, meldet uns Prophet, dass
ein Angriff kurz bevorsteht. Seit Wochen haben uns Informationen erreicht, dass
Munition ins Tal gebracht wird - Mörsergranaten, Raketen, kistenweise
Duschka-Munition -, Sachen, wie sie gegen eine befestigte Stellung eingesetzt
werden und nicht gegen Fußsoldaten. Der Angriff wird für mittags halb eins
vorausgesagt, aber die Stunde kommt und geht, ohne dass ein einziger Schuss
fällt. Die Männer versinken in Hitzetrance und agieren nur noch in Zeitlupe. Es
ist einer dieser tödlich öden Nachmittage im Korengal, an denen sich nichts
bewegt und man kaum die Energie hat, sich die Fliegen aus dem Gesicht zu
wedeln. Ich bereite mir meinen Kaffee und setze mich an meinen Platz, um mit
Gillespie zu sprechen. Richardson putzt sich die Zähne. Einige afghanische
Soldaten stehen an der Munitionshütte. Die meisten Amerikaner haben sich in
ihren Kojen lang gemacht. Airborne liegt im Schatten neben dem nassen Fleck,
der vom Wasserbehälter stammt.
Ich hebe
gerade den Becher an die Lippen, um den ersten Schluck zu trinken, als die Luft
um uns herum mit einem lauten WHAMPF zusammengepresst wird. Gillespie und ich
sehen einander an - ist das möglich? Dann folgen ein Schauer ekliger kleiner
Knallgeräusche und das unvermeidliche Stakkatohämmern in der Ferne. Der erste
Feuerstoß traf, wie ich später
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