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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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gewisser Geringschätzung
auf jeden, der es besser hat als sie, und das sind im Grunde alle anderen. Die
Männer der Gefechtsinfanterie schleppen am meisten, essen am schlechtesten,
sterben am frühesten, schlafen am wenigsten und haben am meisten zu fürchten.
Aber sie sind die echten Soldaten, die einzigen, die das führen, was im
klassischen Sinn als »Krieg« angesehen werden kann. Und das wissen alle. Ich
habe mal jemanden im 2 nd Platoon gefragt, warum die Grunts an der
Front nicht mehr bewundert werden.
    »Weil alle
sie für blöd halten«, sagte der Mann.
    »Aber sie
sind doch diejenigen, die am meisten kämpfen.«
    »Ja«,
sagte er. »Eben.«
    Draußen im
Osten, wurde mir gesagt, bessert sich die Kriegslage ein ganz klein wenig.
Kunar ist inzwischen ein so lebensgefährlicher Ort für Aufständische, dass dort
der Lohn fürs Kämpfen von fünf Dollar pro Mann am Tag auf zehn gestiegen ist.
Die »PID and engage«-Rate - das heißt, der Feind wird erkannt und vernichtet,
bevor er angreifen kann - ist von vier Prozent aller Kampfhandlungen auf fast
die Hälfte gestiegen. Tracks der Battle Company sind im nördlichen Korengal
auf einen Sprengkörper gefahren, aber niemand wurde verletzt. Die Taliban
haben pakistanische Handynummern auf Felsen gemalt, um Kämpfer zu rekrutieren.
Sie haben von einem Scharfschützen das LRAS zerstören lassen und einen alten
Mann und einen fünfzehnjährigen Jungen ergriffen, die im KOP arbeiteten, und
ihnen nur ein paar Hundert Meter außerhalb des Drahtverhaus die Kehle
durchgeschnitten. Die Männer auf der Basis konnten sie schreien hören.
Offizielle Informationsquellen werden verlauten lassen, die Taliban würden
immer brutaler, weil sie den Krieg verlieren, aber so gut wie alle anderen
sagen, sie seien von Anfang an so brutal gewesen.
    Ich
erreiche einen Flug nach Blessing und fliege in einem Chinook mit den Soldaten
der Chosen Company ins Korengal. Sie werden ein paar Tage im Tal sein, um für
Einheiten der Battle einzuspringen, die sich in einer »Rest-and-Refit«-Pause
erholen. Der 3 rd Platoon plant eine frühmorgendliche Operation, um
die Stadt Marastanau auf der anderen Seite des Tals zu säubern, und der
Lieutenant lädt mich ein, dabei zu sein. Da ich aber dringend eine ganze Nacht
schlafen muss, lehne ich ab. Wir werden dennoch vom Geschützfeuer geweckt: Der
3 rd Platoon wird aus drei Richtungen beschossen und sitzt hinter
einer Steinmauer fest. Steilfeuer kommt von den Kämmen, und Geschosse der
amerikanischen .50 cal zischen über ihren Köpfen hinweg in die andere Richtung.
Die Schlacht dauert eine Stunde. Phosphorgeschosse blitzen auf und greifen wie
riesige weiße Spinnenbeine über die Berghänge. Die Apaches und A-10s tauchen
auf und verrichten ihre Arbeit, bis schließlich alles vorbei ist. Jeder
schlurft zurück in die fliegenverseuchte Dunkelheit seiner Hütte, um noch ein
paar Stunden Schlaf zu finden.
    In den
Tagen nach meiner Ankunft arrangiert Kearney eine Shura der Dorfältesten, und
dazu fliegt der Provinzgouverneur ein. Das Treffen beginnt auf eine für die
Einheimischen kaum fassbare Weise: Eine junge amerikanische Frau von USAID
spricht auf Paschtunisch über Pläne für das Tal. Danach hält der Gouverneur
eine leidenschaftliche Rede darüber, was aus dieser Gegend werden könnte, wenn
die Einheimischen zu kämpfen aufhören und die Autorität der Regierung
anerkennen würden. Er trägt Anzug undWeste, und es könnte durchaus möglich
sein, dass es der erste Anzug und die erste Weste sind, welche die
Einheimischen gesehen haben. Als er fertig ist, steht ein junger Mann mit
hasserfüllten Augen auf und sagt, dass die Amerikaner eine Bombe auf das Haus
seines Bruders in Kalaygal geworfen und dreizehn Menschen getötet haben. »Wenn
die Amerikaner keine Sicherheit bringen können mit all ihren Waffen und
Bomben, dann sollten sie das Tal verlassen«, ruft er. »Sonst wird es Dschihad
geben.«
    Der
Gouverneur will davon nichts mehr hören. »Wir haben alle Dschihad geführt und
Familienmitglieder verloren«, sagt er. »Aber die Taliban schießen auf
afghanische Soldaten. Warum? Sie sind doch ebenfalls Muslime. Es tut mir leid,
aber wenn ihr nicht Manns genug seid, die Taliban aus dem Tal fernzuhalten,
dann werdet ihr eben bombardiert.«
    Eine
Minute lang ist der junge Mann zu fassungslos, um etwas zu erwidern. Dann ist
talabwärts plötzlich Geschützlärm zu hören, und Kearney verlässt eilig den
Versammlungsraum, um die Mörser zu dirigieren. Der 2

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