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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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und begann zu schreiben. »Raabe prügelt sich im Unterricht und zerstört mutwillig die Wand im Chemiesaal.«
    Ich stand auf. »Also, wennschon, dann habe ich mich vor dem Unterricht geprügelt!«
    »Außerdem ist Simon ihr auf den Fuß getreten«, sagte Leni. »Es war ein reiner Reflex, das hätte wohl jeder getan.«
    Die Klemperer tat, als habe sie nichts gehört. »Des Weiteren legte sie Widerspruchsverhalten an den Tag« , sagte und schrieb sie gleichzeitig.
    »Sissi kann nichts dafür«, sagte Simon.
    »Das ist wirklich unfair«, sagte Valerie.
    »Möchte hier noch jemand einen Eintrag?« Die Klemperer sah von ihrem Klassenbuch hoch.
    »Nein«, sagte ich. Widerspruch war hier sowieso zwecklos. Es reichte, wenn ich den Ärger am Hals hatte. Ganz artig nahm ich das Klassenbuch entgegen und ging damit zur Tür.
    »Der Direktor soll seine Unterschrift und einen Stempel daruntersetzen, damit ich sehe, dass du auch wirklich da warst«, sagte die Klemperer. »Und dann soll er den Hausmeister schicken, um diese Katastrophe zu besichtigen. Hoffen wir mal, dass deine Eltern eine gute Haftpflichtversicherung haben.« Sie dachte wohl, ich würde mich vor lauter Angst verpissen, aber da kannte sie mich schlecht. Ich ließ mir doch die Gelegenheit nicht entgehen, dem Direktor meine Version der Geschichte vorzutragen.
    In seinem Vorzimmer musste ich ein paar Minuten warten und schüttete daher zuerst der Sekretärin mein Herz aus. Offensichtlich fand ich die richtigen Worte, denn sie war voller Mitleid, und weil sie mich so nett bedauerte, fiel es mir gar nicht so schwer, in Tränen auszubrechen.
    Der Direktor war dann nur noch bemüht, meinen Tränenfluss zu stoppen, aber wenn ich einmal zu heulen anfange, kann ich nur sehr schwer wieder aufhören. Mir fallen dann nämlich all die anderen Dinge ein, die mir Kummer bereiten. Unter Schluchzen gelang es mir geschickt, die alte Klemperer in ein sehr ungünstiges Licht zu rücken, und ich hatte es fast geschafft, den Direktor von einer Benachrichtigung an meine Mutter abzubringen, als er das Klassenbuch aufschlug und meine Verweise durchlas. Jetzt überkamen ihn natürlich Zweifel, ob ich wirklich so unschuldig war, wie ich aussah. Ich aktivierte noch einmal alle meine Tränenkanäle und ließ meine letzten Wasserreserven fließen. Mit Erfolg, zumindest teilweise. Der Direktor versprach mir, nichts zu unternehmen, bevor er sie Sache nicht gründlich mit der Klemperer und den anderen Kollegen abgestimmt habe.
    »Gut«, schluchzte ich. »Denn meine Mama ist nicht nur völlig verarmt, sondern auch ziemlich krank. Ich weiß nicht, ob sie so eine Nachricht verkraften würde.«
    »Ach ja?«, sagte der Direktor, aber er sah nicht ganz so mitleidig aus, wie ich mir erhofft hatte. Offensichtlich hatte ich den Bogen überspannt. »Was hat sie denn?«
    Ja, was hatte sie denn? Es musste schon etwas Schlimmes sein, aber natürlich nicht so schlimm wie Krebs. Am besten etwas, das keiner kannte, das sich aber unheimlich medizinisch anhörte. Jörg-Thomas, Annas BeinaheArzt-Freund warf ständig mit solchen Wörtern um sich. Aber wie es der Teufel wollte, auf die Schnelle und vor lauter Panik fiel mir natürlich nichts ein.
    »Pfeiffersches Drüsenfieber«, sagte ich und klopfte mir innerlich auf die Schulter, dass mir gerade noch der rettende Einfall gekommen war. »Hochansteckend. Wenn Sie Mama in die Schule beordern, müssen Sie wahrscheinlich damit rechnen, dass Sie eine ganze Epidemie auslösen.«
    »Ach ja?«, sagte der Direktor trocken. »Nun – ich schlage vor, die Entscheidung überlässt du uns. Du gehst jetzt erst mal zurück in den Unterricht und versuchst, zur Abwechslung mal nichts anzustellen.«
    »In Ordnung«, sagte ich und lächelte ihn unter Tränen an. Bevor ich zurück in den Pavillon lief, setzte ich im Mädchenklo mein Gesicht unter Wasser, bis man mir nicht mehr ansehen konnte, dass ich geweint hatte. Ärgerlicherweise hatten wir Chemie in einer Doppelstunde, sodass ich noch mehr als die Hälfte vor mir hatte, als ich zurückkam. Die Klemperer setzte so ein widerwärtiges Lächeln auf, dass ich ihr am liebsten das Klassenbuch auf den dauergewellten Schädel gehauen hätte. Aber ich tat, was der Direktor mir geraten hatte, gab das Klassenbuch mit seiner Unterschrift zurück und setzte mich stumm auf meinen Platz.
    «Höchste Zeit, dass du anfängst zu lernen, dass du keine Sonderbehandlung bekommst, nur weil du blond bist!«, versuchte mich die Klemperer zu

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