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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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provozieren.
    Für heute hatte sie offenbar noch nicht genug Kinder gequält.
    »Lassen Sie Sissi doch in Ruhe«, sagte Kati ganz leise, aber die Klemperer hatte Ohren wie ein Luchs. Sofort stürzte sie sich auf ihr neues Opfer.
    »Was sind das denn eigentlich für neumodische Sitten, im Unterricht Hüte zu tragen?«, wollte sie wissen und zeigte auf meine Federkappe, die Katis lila Problemzonen abdeckte. »Die anderen Lehrer lassen euch das vielleicht durchgehen – aber bei mir seid ihr da an der falschen Adresse.«
    Nun muss man wissen, dass Kati keineswegs der geborene Rebell ist, eher im Gegenteil, sie ist ein ausgemachter Schisshase. Aber ich hätte geschworen, dass sie in diesem Fall lieber gestorben wäre, als die Kappe abzusetzen und aller Welt zu zeigen, was darunter war.
    »Runter mit dem Ding, ich zähle bis zehn! Eins, zwei, drei . . .!«
    Kati war den Tränen nahe. Prompt meldete sich wieder der Kämpfer für Ehre und Gerechtigkeit in mir, aber diesmal ignorierte ich ihn. Für heute hatte ich genug Probleme am Hals. Diese Sache musste sie allein lösen.
    Kati rührte sich natürlich nicht. Sie schüttelte stumm den Kopf. Ihre verzweifelte Miene hätte jedes schockgefrostete Fischstäbchen der Welt aufgetaut, aber die Klemperer war viel kälter als Eis.
    »Acht, neun, zehn«, zählte sie. Und damit griff sie nach der Kappe und Sekunden später ließ ein Strahl der fahlen Wintersonne Katis Stirn und Haar in wildpflaumiger Herrlichkeit aufleuchten. Kati sank schameslila auf ihr Pult nieder.
    Trotz des Sonnenstrahls wäre vielleicht niemandem aufgefallen, dass mit Katis Haar etwas nicht stimmte.
    Kati ist eine unscheinbare Persönlichkeit, bei einer Klassenumfrage hätten höchstens fünf Prozent ihre echte Haarfarbe gekannt. Das Lila schien keinem irgendwie komisch vorzukommen. Ich muss sagen, dass ich es auch gar nicht so schlimm fand, bis auf den lila Haut-streifen auf der Stirn und ihre Frisur, die völlig platt an der Kopfhaut klebte. Kati musste meine Kappe auch nachts getragen haben. Aber wie gesagt, kaum jemand schenkt ihr Beachtung. Bis ausgerechnet Alyssa, die blöde Ziege, laut aufquiekte, auf Katis Kopf zeigte und ausrief: »Du meine Güte, Kati ist ja ganz lila!«
    Jetzt war es endgültig vorbei mit Katis Selbstbeherrschung. Sie brach in Tränen aus. Ein neuerlicher Tumult brach in der Klasse aus.
    »Tatsächlich, die Haare sind ja ganz lila!«
    »Welche Haare? Ich dachte, das sei eine Badekappe!«
    »Wie war die denn vorher?«
    »War das Gesicht schon immer quer gestreift?«
    »Frau Klemperer, können Sie uns nicht sagen, wie man so etwas chemisch erklären kann?«
    Bis zum Ende der Stunde gelang es der Klemperer nicht mehr, uns unter Kontrolle zu kriegen. Sie verteilte kräftig Klassenbucheinträge nach links und rechts und spuckte, was das Zeug hielt. Wie ein gereiztes Lama. Auch Alyssa bekam einen Eintrag, wegen »Anstiftung zum Aufruhr«.
    Kati war natürlich so sauer auf Alyssa, dass sie nie wieder mit ihr sprechen wollte. Und sie wollte die Kappe wiederhaben, die die Klemperer konfisziert hatte, denn ohne Kappe fühlte sie sich zu Recht wie Freiwild kurz vor dem Abschuss. Ich ging in der kleinen Pause mit ihr zum Lehrerzimmer, in der Hoffnung, dass die Klemperer die Kappe freiwillig wieder herausrücken würde. Unterwegs wurde Kati von vielen Schülern angeglotzt, die mit dem Finger auf sie zeigten und sich kaputtlachten, und da fing sie wieder an zu heulen, stellte sich hinter einen Betonpfosten und weigerte sich, ihr Versteck zu verlassen, bevor sie die Kappe wiederhatte. Jetzt erst sah ich, dass auch ihre Ohren ganz lila waren.
    Also musste ich allein weiter ins Lehrerzimmer. Die Klemperer saß dort in einer Ecke, vor sich eine Tasse Kaffee und die blaue Federkappe. Sie starrte vor sich hin. Sicher dachte sie über ihre verfehlte Berufswahl nach. Leise, um sie nicht zu stören, schlich ich näher, nahm meine Kappe und verschwand. Die Klemperer sah nicht einmal auf.
    »Wenn ich dich nicht hätte«, schluchzte Kati hinter ihrem Pfosten, setzte sich die Kappe auf und gab mir einen Kuss. »Ich bin dafür, dass wir Alyssa aus der Band werfen, du nicht auch?«
    »Ja, aber Valerie und Leni sind dagegen«, sagte ich.
    »Die werden schon auch noch merken, was das für ein blödes Biest ist«, sagte Kati. Und genau so war es auch.

FÜNF
    Am Montag war Jakob immer noch krank, ich hatte zweimal bei ihm angerufen und er hatte wirklich ein bisschen wie ein Hamster geklungen. Ein armer fiebriger

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