Junimond (German Edition)
Zugang zum Bad.«
»Nein, nein, das ist super«, sagte Ares verlegen.
»Alle mal herhören, Leute!«, rief Olivia und hob beide Arme. Sie trug eine leichte Bluse und einen hellen Rock und das Licht fiel von hinten so auf ihren Körper, dass Nick ihre Körpersilhouette deutlich erkennen konnte. Er spürte ein fast schmerzhaftes Gefühl in seiner Brust und hatte das starke Verlangen, sie in den Arm zu nehmen und festzuhalten. Sie zu beschützen, oder sich beschützen zu lassen. Am besten beides auf einmal.
Olivia wartete, bis alle sie ansahen, dann platzte sie heraus. »Ich koche heute!«
Ares lachte laut. »Ach, ja? Bist du dir sicher, dass du den Herd findest?«
Olivia schubste ihn beiseite und wandte sich an Stella. »Hör nicht auf die Idioten. Kochen ist ja schließlich keine Geheimwissenschaft. Ich habe ein tolles Kochbuch von Jamie Oliver .«
Sie sprang auf den Flur und kramte in zwei großen Taschen mit Einkäufen, die sie dort abgestellt hatte. Die anderen folgten ihr.
»Hier!«
»Oh, toller Typ«, sagte Ares gespielt begeistert. »Hast du sicher nach dem Cover ausgesucht. Hoffentlich kann er kochen.«
»Ich habe ihn nicht mitgekauft«, sagte Olivia trocken. »Ich mache Ratatouille. Wer mitessen will, der kann so in ner Stunde in die Küche kommen.«
Sie hob die beiden Taschen an, zuckte plötzlich zusammen und krümmte sich. Nick sprang schnell zu Hilfe.
Olivia war blass. »Geht schon.«
Doch Nick bestand darauf, ihr die Taschen nach unten zu tragen. Wenigstens das.
33
Eine Stunde später fühlte sich Nick schon so, als ob er seit Tagen in dem Haus wohnte. Ares hatte die Idee gehabt, ein paar der Matratzen aus dem Übungskeller nach oben zu tragen. Als Sitz- und Schlafgelegenheit. Sie hatten sie erst vor vier Wochen dorthin transportiert, um den Keller schalldicht zu bekommen. Es war eine wesentlich bessere Vorstellung, die nächsten Tage auf einer Matratze, als auf einer Isomatte zu schlafen.
Danach hatte Ares mit ihm die Truhe in Nicks Zimmer getragen, die bei ihm stand, ihm reichte der Kleiderschrank. Nick hatte sie gereinigt und bewahrte dort nun sein Werkzeug und den Rucksack auf.
Zufrieden sah er sich in seinem Raum um, die Matratze mit seinem roten Schlafsack, die dunkelroten Dielen, die alte braune Holztruhe. Man brauchte so wenig zum Leben. Zum glücklich sein. Die Vorstellung, gleich nach unten zu gehen und mit den anderen zu essen, in Olivias Nähe zu sein, das Filmprojekt gemeinsam zu erarbeiten und das alles in einem Haus ohne Eltern, ohne Vorschriften und mit allen Freiheiten, fühlte sich großartig an.
Nick war der Erste in der Küche. Auf dem Tisch standen verschiedene große und kleine Schalen mit geschnittenem Gemüse. Auberginen, Zucchini, Tomaten, Paprika, Knoblauch. Olivia war gerade dabei Zwiebeln zu schneiden und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Nicht nur deshalb wirkte sie überfordert.
»Kann ich helfen?«, fragte er und versuchte herauszufinden, was so falsch und unprofessionell an der Situation aussah. Vielleicht die vielen Schälchen, die herumstanden, als ob es um eine Koch-Show im Fernsehen ging, wo immer nur Zutaten zusammen geworfen wurden, man allerdings nie einen Fernsehkoch mit tränenden Augen Zwiebeln schneiden sah. Und wenn er sich recht erinnerte, dann warfen seine Eltern beim Kochen von Ratatouille immer alles nacheinander in den Kochtopf statt es erst auf Deko-Schüsselchen zu verteilen.
»Geht schon«, schniefte Olivia. »Aber vielleicht könntest du in dieser Umzugskiste mal nach einem Topf oder einer Pfanne suchen.«
»Mach du das besser und lass mich die Zwiebeln schneiden, ich kenn da einen Trick«, sagte Nick und nahm ihr das kleine stumpfe Messer ab, mit dem sie die Zwiebel mehr zerquetscht als geschnitten hatte.
»Was für einen Trick?«
Er ging zur Spüle füllte ein Glas mit Wasser, nahm einen Schluck und behielt ihn im Mund. Das hatte ihm sein Vater gezeigt. Dann tauschte er das kleine Messer gegen ein großes Messer aus und begann die Zwiebel fachmännisch zu zerkleinern.
Olivia blieb auf Abstand und sah ihm fasziniert zu. Er hatte nicht gewusst, dass es so einfach war, sie zu beeindrucken.
»Wann hast du das gelernt?«
Da er mit dem Mund voll Wasser nicht sprechen konnte, zuckte er nur mit den Achseln, füllte schließlich die Zwiebelstücke in eine weitere Schale und legte einen Teller darauf, erst dann spukte er das Wasser in den Ausguss.
»Hast du den Topf?«
Olivia zeigte auf eine unausgepackte Umzugskiste. »Hier
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