Junimond (German Edition)
ist noch dran.«
»Nicht drüber sprechen«, sagte Ares. Der Vorhang musste unbedingt aufbleiben, jetzt wo er allein mit Stella war. Andererseits lag er wie ein Idiot am Boden, obwohl sie sich verletzt hatte. Ares nahm die Füße langsam vom Stuhl, schob sich an der Wand hoch und zog die Beine an. Die Olivenölflasche war wundersamer Weise heil geblieben, nur das Öl lief langsam aus. Ares angelte nach der Flasche. Aufstehen ging nicht. Aber sprechen. Wie konnte er an das letzte Gespräch anknüpfen?
»Hör mal ... ich finde das gut, was du mit der Botschaft gesagt hast.«
»Ja?«, sagte Stella leise.
»Ja, unbedingt.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, ich meinte gar nicht Botschaft, sondern Sinn. Das man den Dingen, die man macht, einen Sinn geben sollte. Oje, hört sich pathetisch an, oder?« Sie sah ihn direkt an. »Weißt du, ich halte Mülltrennung und solche Dinge nicht für das Wichtigste auf der Welt.«
»Aber sie sind schon wichtig«, sagte Ares.
»Vielleicht.« Stella sah auf ihren Verband. »Ich ... will Jura studieren.«
»Wow.«
Sie sah unsicher zu ihm hinunter.
»Nur so eine Idee.«
»Wenn es dein Traum ist, dann solltest du es machen.«
Stella nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. »Ich weiß nicht. Entweder werde ich Anwalt, dann muss ich vielleicht Leute verteidigen, die schuldig sind oder ich werde Richter und - was ist, wenn ich mich irre?«
»Richter sind auch nur Menschen.«
»Ja, genau. Ich bin nur ein Mensch. Hacke mir den Finger ab.«
»Bitte keine Details!«
»Sorry!«, sie lachte.
Ares fand ihre Selbstzweifel süß, besonders, weil sie so überflüssig waren. Sie war großartig, engagiert, schlagfertig. »Ich finde, du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen«, sagte er und probierte sein charmantestes Lächeln. »A: Du kannst Zucchini schneiden. B: Du kannst Pläne an Wände zeichnen. C: Du hast tolle Ideen.«
Und D: Sie konnte bestimmt großartig küssen. Verdammt, was redete und dachte er da für einen Schwachsinn? War sein Blut immer noch nicht im Gehirn angekommen? A,B,C, als wären sie in einem Managerseminar. Du kannst Zucchini schneiden ... so ein Blödsinn. Er brauchte mildernde Umstände, ein freundliches Urteil. Zum Glück lächelte sie wenigstens.
»Tja, ich weiß nicht, wie lange Olivia noch braucht ... wollen wir schon mal nach draußen gehen und sehen, was Nick so macht?«
Ares nickte. Er hatte es versaut. Warum sonst, wollte sie nach draußen, zu Nick. Sie wollte zurück zu einem normalen Menschen, ohne Aufzählungen von zweideutigen Eigenschaften.
Er suchte nach etwa, woran er sich hochziehen konnte. Stella reichte ihm die unverletzte Hand, aber er lehnte heldenmütig ab. Aufstehen? Kein Problem. Er schwankte nur etwas, als sie nach draußen gingen.
»Oh, mein Gott, wie siehst du denn aus?«, rief Nick und meinte nicht Stella. Ares konnte sich ungefähr vorstellen, wie blass er war. Nick hatte ein tiefes Loch gegraben und war gerade dabei, Steine in den unteren Bereich zu stapeln.
»Wo ist denn Olli, sie wollte doch Öl holen?«
»Sie ist unterwegs.« Stella hielt ihre Hand samt Handtuch hoch. »Nick, äh, ... mir ist da etwas passiert.«
Nick sah irritiert auf.
»Ich will da nicht so deutlich drüber reden. War was mit einem scharfen Gegenstand.«
»Messer? Blut?«, grinste Nick. »Mensch, ich könnte in einer Quizshow mitmachen.«
»Ganz toll!«, murmelte Ares und setzte sich lieber wieder auf den Boden. Er hasste Nick dafür, wie er den Coolen spielte.
»Soll ich ein Pflaster holen?«
Wie galant! Natürlich wollte er Stella verarzten, warum nicht gleich beatmen ?
»Nein danke, Olivia macht das schon«, sagte Stella und lächelte Nick dankbar an.
Als Olivia kam, hatte sie einen kleinen weißen Kinderarztkoffer dabei, mit einem roten Kreuz darauf. Ares hatte den Koffer schon einmal in Olivias Zimmer gesehen und gedacht, sie würde damit auf Partys gehen und ihn als Handtasche benutzen. Doch offenbar waren tatsächlich Pflaster und Verbände darin. Olivia öffnete den Koffer, schnitt eine Kompresse zurecht und öffnete das Handtuch, um den Daumen zu verbinden.
»Weggucken!«, sagte sie in einem Befehlston an Ares gewandt, aber auch Stella sah zur Seite und als sich ihre Blicke trafen lächelten sie.
41
Olivia hatte auch Brot und Kartoffeln mitgebracht, daher packten sie das gefrorene Fleisch in den Kühlschrank und beschlossen, es irgendwann später zu essen.
Während Nick und Olivia am Grill arbeiteten, saßen Ares
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