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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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ihren Enthusiasmus.
    »Aber wir müssen Ares da rauslassen. Der hat seine eigenen Probleme. Und er hat schon erstklassige Aufnahmen gemacht. Am besten holt ihr die von ihm ab.«
    Olivia wusste, was Nick meinte. Stella musste das in Ordnung bringen. Sie und Nick sahen zu Stella.
    »Ihr meint ... ich? Aber die Reporter?«
    »Hey, so weit ich weiß, seid ihr zusammen auf das Grundstück in der Spitzweggasse gekommen, da wird es ja nicht so schwierig sein, in den Nachbargarten einzusteigen.«
    Stella nickte »Verstehe. Okay, ich versuch's.« Sie wurde leicht rot und Nick und Olivia grinsten sich kurz an. Es war ein Blick wie früher: wortloses Verstehen.

    Olivia atmete etwas auf und dachte an Ares. Hoffentlich ließ er sich von den Dummheiten seiner Eltern nicht so mitnehmen. Sie kam sich sehr abgeklärt vor, was das anging, aber sie wusste, dass Ares anders war.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Ares' Eltern ... was können wir noch tun?«
    »Wenig«, sagte Nick, »aber ich glaube, er ist viel stärker, als er selber denkt. Hey, ich muss euch was zeigen.« Er fuhr seinen Computer hoch, dann öffnete er das Filmprogramm.
    Sie standen auf und stellten sich hinter Nick.
    »Was ist das?«
    »Der Wahnsinn! Hab ich schon erzählt, das ich die Sache gefilmt habe?«
    »Was?«
    »Ares in Bestform. Sein Fahrradstunt auf der Treppe.«

71
    »Man wirft doch nicht sein ganzes Leben weg, nur weil es ein bisschen beschädigt ist.«
    (Seabiscuit)
    Mittwochabend
    Es war Vollmond. Stellas Mutter war nach Berlin gefahren um dort mit Antje und ein paar anderen Frauen aus ihrer Yogagruppe die zu erwartende totale Mondfinsternis anzusehen und irgendein Mondritual zu vollziehen. Ihre Mutter sagte, der Zyklus von Nomadenfrauen, die unter freiem Himmel lebten, würde sich dem Mondzyklus anpassen, sie würden alle exakt zur gleichen Zeit menstruieren, und dann zu Vollmond ihren Eisprung haben. Bei einem Eisprung waren Frauen wiederrum auf dem Höhepunkt ihrer weiblichen Anziehungskraft und sonderten Duftstoffe ab, die Männer unbewusst wahrnahmen und in den Bann schlugen. Dies sagte sie mit einem kleinen Augenzwinkern, als Stella andeutete, dass sie vielleicht noch mal weggehen würde. Das war nicht besonders hilfreich, denn wie Stella das sah, würde sie in dieser Nacht, wenn ihre Mutter mit ihren lesbischen Freundinnen versuchte den roten Mond im Kernschatten der Erde zu erspähen, durch das Gras des Nachbarhauses schleichen, um dann an der Hinterseite des Haues entweder an der Fassade hochzuklettern oder in den Keller einzubrechen. Anders würde sie nicht zu Ares gelangen können, denn dort ging niemand mehr ans Telefon und auf e-Mails oder Skype-Anfragen antwortete Ares auch nicht. Und natürlich würde auch niemand die Tür öffnen, wenn sie klingelte. Das war klar, wenn man sich das Aufgebot von Reportern vor dem Haus ansah. Stella hatte also nur die Wahl, entweder Rauchzeichen zu senden oder sich in Ares' Haus zu schleichen, um ihn persönlich anzutreffen.
    Stella hatte sich ganz in Schwarz angezogen, eine enge Hose, ein enges Sweat-Shirt mit Kapuze und wenn sie sich im Spiegel betrachtete, dann kam sie sich wie Catwoman vor. Nur war sie sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war. Wie würde Ares reagieren, wenn sie als Actionfigur bei ihm anklopfte? Wäre ein Kleid nicht besser, in dieser warmen Juninacht? Und dann waren da noch die Duftstoffe. Natürlich ging es nicht nur um die Filmaufnahmen. Sie war verliebt. Stärker als jemals zuvor. Seit Ares verschwunden war, dachte sie an ihn. Hoffte jeden Morgen, dass er wieder zur Schule kam und sie ihn sehen konnte. Sie hatte sogar eine Nacht auf der Matratze in dem Zimmer verbracht, in dem er geschlafen hatte. Sie war vollkommen aus dem Gleichgewicht und am liebsten wäre ihr, Ares würde einfach vorbeikommen, wie damals, mit ihr joggen und alles andere würde sich finden. Doch das hier war nicht das Mittelalter oder die Steinzeit, sondern das Zeitalter, in dem sich Frauen trafen, um eine Mondfinsternis und ihre Unabhängigkeit vom männlichen Geschlecht zu feiern. Eine Zeit, in der es Lara Croft gab und Catwoman. Sie musste schon selber aktiv werden.
    Vor dem Haus stand nur noch ein Auto mit einem Journalisten, die Nachtwache, aber sie wählte trotzdem den Weg über den Zaun, am unteren Ende des Grundstücks, wo niemand sie sehen konnte Auf der anderen Seite war der Rasen sauber gemäht und Solarleuchten markierten den Weg bis zur Terrasse. Sie schlich sich seitlich durch die Büsche

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