Jurassic Park
sagte er, »Ich habe etwas entdeckt.«
»Was denn?«
»Einen nicht gekennzeichneten Lagerraum. Ich weiß nicht, was da drin ist.«
»Vielleicht Waffen«, sagte Grant.
Grant stand hinter der Generatorenhalle und sah zu, wie Muldoon die stählerne Falltür aufschloß und hochhob. Eine Treppe führte in die Erde hinunter. »Verdammter Arnold«, sagte Muldoon, während er die Stufen hinunterhumpelte. »Der muß doch die ganze Zeit von diesem Bunker gewußt haben.«
»Vielleicht auch nicht«, entgegnete Grant. »Er hat nicht versucht, hierherzukommen.«
»Na, dann hat Hammond davon gewußt. Irgend jemand muß davon gewußt haben.«
»Wo ist Hammond jetzt?«
»Noch im Hotel.«
Sie erreichten den Fuß der Treppe und entdeckten Reihen von Gasmasken, die in Plastikcontainern an der Wand hingen. Als sie mit ihren Taschenlampen tiefer in den Raum hineinleuchteten, sahen sie mehrere schwere, etwa einen halben Meter hohe Glaswürfel mit Stahldeckeln. In den Würfeln befanden sich kleine dunkle Kugeln. Wie riesige Pfeffermühlen, dachte Grant. Muldoon schraubte den Deckel von einem der Würfel, griff hinein und holte eine Kugel heraus. Stirnrunzelnd hielt er sie ins Licht. »Na, das gibt's doch nicht.«
»Was ist es?« fragte Grant.
»Moro 12«, entgegnete Muldoon. »Ein Nervengas, das über die Atemwege wirkt. Das sind Granaten. Unmengen von Granaten.«
»Dann mal los«, sagte Grant entschlossen.
»Er mag mich«, sagte Lex lächelnd. Sie standen in der Garage des Besucherzentrums neben dem Käfig mit dem kleinen Raptor, den Grant im Tunnel gefangen hatte. Sie streichelte das Tier durch die Gitterstäbe. Es rieb sich an ihrer Hand.
»Sei vorsichtig«, sagte Muldoon. »Die können gemein beißen.«
»Er mag mich«, erwiderte Lex.
»Er heißt Clarence.«
»Clarence?«
»Ja.«
Muldoon hatte ein Lederhalsband in der Hand, an dem ein kleiner Metallkasten befestigt war. Grant trug einen Kopfhörer, aus dem ein hohes Piepsen drang. »Ist es ein Problem, dem Tier das Halsband umzulegen?«
Lex streichelte noch immer den Raptor durch die Gitterstäbe. »Ich wette, mich läßt er«, sagte sie.
»Ich würd's nicht versuchen, die sind unberechenbar.«
»Wetten, daß er mich läßt?« entgegnete sie.
Also gab Muldoon Lex das Halsband, und sie ließ den Raptor daran schnuppern. Dann streifte sie es ihm vorsichtig über den Kopf. Der Raptor wurde dunkler grün, als Lex es festschnallte und den Klettverschluß über der Schnalle festdrückte. Danach beruhigte sich das Tier und wurde wieder heller. »Na sowas«, sagte Muldoon.
»Er ist ein Chamäleon«, sagte Lex. »So ungefähr«, erwiderte Grant.
»Die übrigen Tiere konnten das nicht«, bemerkte Muldoon stirnrunzelnd. »Das in freier Wildbahn geborene ist anscheinend anders. Ach, übrigens«, sagte er, an Grant gewandt, »wenn wir nur Weibchen produziert haben, wie können sie sich da vermehren? Sie haben die Sache mit der Frosch-DNS nie erklärt.«
»Es geht nicht um Frosch-DNS«, antwortete Grant, »sondern um amphibische DNS. Das Phänomen ist nur zufällig bei Fröschen besonders gut dokumentiert. Vor allem bei westafrikanischen Fröschen, wenn ich mich recht erinnere.«
»Welches Phänomen?«
»Funktionaler Geschlechtswechsel«, sagte Grant. »Im Prinzip geht's darum, daß aus Weibchen Männchen werden.« Grant erklärte, daß man bei einer ganzen Reihe von Pflanzen und Tieren die Fähigkeit zur Geschlechtsveränderung festgestellt habe - bei Orchideen, einigen Fischen und Krabben und jetzt auch bei Fröschen. Frösche, die man beim Eierlegen beobachtet hatte, hatten sich im Verlauf einiger Monate in vollkommene Männchen verwandelt. Zunächst nahmen sie die Kampfhaltung von Männchen an, dann entwickelten sie den männlichen Paarungslaut, der Hormonhaushalt veränderte sich, männliche Keimdrüsen wuchsen, und schließlich paarten sie sich erfolgreich mit Weibchen.
»Im Ernst?« sagte Gennaro. »Und wie kommt's dazu?«
»Anscheinend wird der Wechsel in Populationen ausgelöst, in denen alle Tiere vom gleichen Geschlecht sind. In einer solchen Situation verwandeln sich einige der Amphibien spontan von Weibchen zu Männchen.«
»Und Sie glauben, daß das bei den Dinosauriern passiert ist?«
»Solange wir keine bessere Erklärung haben, ja«, sagte Grant. »Ich glaube jedenfalls, daß genau das passiert ist. Sollen wir jetzt das Nest suchen gehen?«
Sie stiegen in den Jeep, und Lex hob den Raptor aus dem Käfig. Das Tier wirkte in
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