Jurassic Park
weil die DNS einen Fehler hat, wie Sie sehen, hier unten in Zeile 1201. Ein Großteil der DNS, die wir extrahieren, ist zerstückelt oder unvollständig. Zuallererst müssen wir sie also reparieren - oder genauer, der Computer tut das. Er zerschneidet die DNS unter Benutzung von Restriktionsenzymen, wie wir sie nennen. Er wählt dabei eine Reihe von Enzymen aus, die dazu geeignet sind.«
»Hier sehen Sie denselben Ausschnitt der DNS; die Stellen, an denen die Restriktionsenzyme angreifen, sind hier allerdings bereits markiert. Wie Sie sehen, schneidet je ein Enzym auf einer Seite der Schadstelle. Normalerweise lassen wir den Computer entscheiden, welches er verwendet. Wir müssen aber darüber hinaus wissen, welche Basenpaare wir einfügen sollen, um den Schaden zu reparieren. Dafür müssen wir verschiedene Schnittstücke einander zuordnen, etwa so:« Er zeigte auf den Monitor.
»Jetzt suchen wir ein DNS-Fragment, das sich mit der Schadstelle überschneidet und das uns sagen wird, was fehlt. Wie Sie sehen, finden wir es und können so die Reparatur durchführen. Die dunklen Balken, die Sie da sehen, sind Restriktionsfragmente –
kleine Ausschnitte der Dinosaurier-DNS, die von Enzymen aufgebrochen und analysiert werden. Der Computer setzt sie jetzt wieder zusammen, indem er nach sich überschneidenden Teilstücken des Codes sucht. Es ist ein bißchen wie bei einem Puzzle. Aber der Computer erledigt das alles sehr schnell.«
»Und hier haben wir jetzt den vom Computer reparierten DNSStrang. Die Operation, die Sie eben beobachtet haben, hätte in einem konventionellen Labor Monate gedauert, aber wir schaffen es in wenigen Sekunden.«
»Dann arbeiten Sie also mit dem kompletten DNS-Strang?« fragte Grant.
»O nein«, erwiderte Wu. »Das ist unmöglich. Wir sind zwar ein großes Stück weiter als damals in den 60ern, als ein ganzes Labor vier Jahre brauchte, um eine einzige solche Bildschirmseite zu entschlüsseln. Jetzt schaffen es die Computer in wenigen Stunden. Aber trotzdem ist das DNS-Molekül viel zu groß. Wir untersuchen nur die Abschnitte des Strangs, die sich von Tier zu Tier unterscheiden oder von moderner DNS abweichen. Nur wenige Prozent der Nukleotiden unterscheiden sich von einer Spezies zur anderen; bloß diesen Teil analysieren wir, und das ist immer noch eine Riesenarbeit.«
Dennis Nedry gähnte. Er vermutete schon lange, daß InGen etwas engagiert hatte, um das Kontrollsystem für den Park zu entwerfen, hatten zu den Anforderungen an das System Dateien mit 3 x 10 Datensätzen gehört. Nedry nahm einfach an, daß es sich dabei um einen Fehler handelte, und rief in Palo Alto an, um sich das bestätigen zu lassen. Von dort erfuhr er aber, daß die Spezifikation korrekt war. Drei Milliarden Datensätze.
Nedry hatte schon mit einer Menge großer Systeme gearbeitet. Er hatte sich mit der Einrichtung weltumspannender Telefonsysteme für multinationale Konzerne einen Namen gemacht. Solche Systeme hatten oft Millionen von Datensätzen. Daran war er gewöhnt. Aber InGen wollte etwas sehr viel Größeres...
Verwirrt hatte sich Nedry damals an Barney Fellows von Symbolics in der Nähe des M. I. T.-Campus in Cambridge gewandt. »Welche Art von Datenbank hat drei Milliarden Datensätze, Barney?«
»Das ist wohl ein Fehler«, erwiderte Barney lachend. »Da sind ein oder zwei Nullen zu viel.«
»Es ist kein Fehler. Genau das wollen die.«
»Aber das ist verrückt«, sagte Barney. »Das Ding wäre ja gar nicht funktionsfähig. Auch wenn du die schnellsten Prozessoren und wahnsinnig schnelle Algorithmen hättest, würde eine Suche immer noch Tage dauern. Vielleicht sogar Wochen.«
»Ja«, entgegnete Nedry. »Ich weiß. Gott sei Dank verlangen die keine Algorithmen von mir. Die wollen nur, daß ich Speicherkapazität reserviere. Aber trotzdem.« Wozu konnten die das brauchen? Barney runzelte die Stirn «Arbeitest du unter Geheimhaltungspflicht?«
»Ja.« Bei fast allen seinen Aufträgen wurde Geheimhaltung verlangt
»Kannst du mir einen Tip geben?«
»Es ist eine Gentechnikfirma.«
»Gentechnik « wiederholte Barney. »Hm, dann liegt es auf der Hand.«
»Und zwar?«
»Ein DNS-Molekül «
»Ach, komm«, sagte Nedry. »Die können doch nie ein DNS-Molekül analysieren.« Er wußte zwar, daß Biologen über das Human Genome Project sprachen, ein Projekt zur Entschlüsselung eines kompletten menschlichen DNS-Strangs. Aber das war auf zehn Jahre angelegt und verlangte die intensive
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