Jurassic Park
Zusammenarbeit von Labors auf der ganzen Welt. Es war so groß wie das Manhattan Project, aus dem die Atombombe hervorgegangen war. »Es ist ein Privatunternehmen.«
»Drei Milliarden Datensätze«, sagte Barney. »Ich weiß nicht, was das sonst noch sein könnte. Vielleicht sind sie bei der Systemplanung einfach optimistisch.«
»Sehr optimistisch«, erwiderte Nedry.
»Vielleicht analysieren sie auch nur Teile der DNS, haben aber sehr RAM-intensive Algorithmen.«
Das klang einleuchtender. Gewisse Datensuchtechniken beanspruchten große Mengen Speicherkapazität.
»Weißt du, von wem ihre Datenbankalgorithmen stammen?«
»Nein«, antwortete Nedry. »Die Firma ist sehr verschwiegen.«
»Also, ich vermute, die machen irgendwas mit der DNS«, sagte Barney. »Was für ein System haben sie denn?«
»Multi-XMP.«
»Multi-XMP? Du meinst, mehr als ein Cray? Whow!« Das gab sogar Barney zu denken. Er runzelte die Stirn. »Kannst du mir sonst noch was sagen?«
»Tut mir leid«, erwiderte Nedry. »Ich darf nicht.« Und damit war er an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt und hatte die Kontrollsysteme entwickelt. Über ein Jahr hatten er und sein Programmiererteam dazu gebraucht, und es war besonders schwierig, weil er von der Firma nie erfuhr, wozu sie die Subsysteme brauchte. Die Anweisungen lauteten einfach. »Entwerfen Sie ein Modul zur Datenarchivierung« oder »Entwickeln Sie ein Modul zur visuellen Datenausgabe«. Sie sagten ihm nur, was sie von dem System verlangten, nicht, wozu sie es benutzen wollten. Er mußte im Verborgenen arbeiten. Und jetzt, da das System installiert war und anlief, wunderte er sich gar nicht, als er erfuhr, daß es Fehler enthielt. Was hatten sie denn erwartet? Dennoch waren sie furchtbar aufgeregt und besorgt wegen »seiner« Programmierfehler und hatten ihn Hals über Kopf auf diese Insel beordert. Einfach ärgerlich, dachte Nedry.
Nedry wandte sich wieder der Gruppe zu. Grant fragte gerade: »Und wenn der Computer die DNS analysiert hat, woher wissen Sie dann, welches Tier in ihr codiert ist?«
»Dazu haben wir zwei Verfahren«, sagte Wu. »Die erste ist die sogenannte phylogenetische Kartographie. Die DNS entwickelt sich im Lauf der Zeit, wie alles andere in einem Organismus - Hände, Füße oder jedes andere Körperteil. Wir können also ein unbekanntes Stück DNS nehmen und mit Hilfe des Computers in etwa bestimmen, zu welchem Evolutionsstadium es gehört. Es ist zeitaufwendig, aber machbar.«
»Und die andere Art?«
Wu zuckte die Achseln. »Einfach wachsen lassen und sehen, was daraus wird«, sagte er. »So gehen wir normalerweise vor. Ich werde Ihnen gleich zeigen, wie man das macht.«
Tim wurde ungeduldiger, je länger die Besichtigung dauerte. Eigentlich hatte er nicht erwartet, daß das alles so kompliziert sein würde. Er mochte technische Sachen, trotzdem verlor er jetzt langsam das Interesse. Sie kamen zur nächsten Tür, diesmal mit der Aufschrift BEFRUCHTUNG. Dr. Wu öffnete sie mit seiner Codekarte, und die Gruppe betrat den Raum.
Auch hier sah Tim wieder Techniker, die an Mikroskopen arbeiteten. Eine Abteilung im Hintergrund war ganz in ultraviolettes Licht getaucht. Dr. Wu erläuterte, ihre Arbeit mit der DNS verlange eine Unterbrechung der Zellteilung zu genau festgelegten Zeitpunkten, und deshalb bewahrten sie hier einige der stärksten Gifte der Welt auf. »Helotoxine, Colchicinoide, Beta-Alkaloide«, sagte er und zeigte auf einige im UV-Licht bereitliegende Spritzen. »Die töten jedes Lebewesen innerhalb von ein oder zwei Sekunden.« Tim hätte gern mehr über die Gifte erfahren, aber Dr. Wu ließ sich über die Verwendung von nicht befruchteten Eizellen von Krokodilen und den Austausch der DNS aus; und danach stellte Professor Grant einige komplizierte Fragen. Auf der einen Seite des Raums standen große Tanks mit der Aufschrift FLÜSSIGER STICKSTOFF. Außerdem gab es begehbare Gefrierschränke mit Regalen voller gefrorener Embryos, jeder in einer Schutzhülle aus Silberfolie. Lex langweilte sich. Nedry gähnte. Und sogar Dr. Sattler verlor allmählich das Interesse. Tim war es leid, all diese komplizierten Labors zu besichtigen. Er wollte die Dinosaurier sehen.
Der nächste Raum trug die Bezeichnung BRUTSTATION. »Es ist ein bißchen warm und feucht da drinnen«, sagte Dr. Wu. »Wir halten die Temperatur bei konstant 37 Grad, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. Auch die Sauerstoffkonzentration ist hier höher. Sie liegt bei bis
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