Jussifs Gesichter
Dritte begann den Generator anzuwerfen, der so schwer war, dass er ins Straucheln kam und Jussif auf die Füße trat. Jussif musste so tun, als wollte er ihm helfen. Er stützte die Maschine mit der freien Hand und konnte so das Büro betreten. Mit Leichtigkeit drang er durch das Gewühl der Ratsuchenden und ihr lautes Geschrei. Es kam ihm so vor, als seien sie allesamt gerade aus dem Tiefschlaf erwacht. Jetzt eilten sie hinter dem Angestellten her, der wie im Galopp den Korridor durchquerte, als sei er auf der Flucht. Er wehrte verzweifelt die Hände ab, die sich ihm entgegenstreckten und um Unterstützung baten. Am Ende des Korridors blieb er vor einer großen Tür stehen.
Jussif beobachtete, wie der Angestellte sich mitten im Gedränge bemühte, die große Tür zu öffnen. Dann hörte er den jungen Mann mit den abgeschnittenen Ohren rufen: »Das Leichenschauhaus!« und sah, wie dieser mit seinem Kumpel, dem Dicken, auf die große Tür zustürmte.
Der Angestellte, ein älterer Herr, wandte sich Jussif zu: »Bitte sehr. Es steht Ihnen ins Gesicht geschrieben, dass Sie zum ersten Mal hier sind.«
Jussif sammelte seine Kraft und sagte: »Ich bin gekommen, um mich nach einer unbekannten Leiche zu erkundigen, die hier abgegeben worden sein soll.«
»Eine unbekannte Leiche?«, fragte der Angestellte spöttisch. »Als würden wir jemals bekannte Leichen entgegennehmen! Was meinen Sie, warum all diese Menschen hier herumlungern, mein Herr?«
Er stand auf, als hätte er schon lange darauf gewartet, die folgenden Worte auszusprechen, als würde er eine Rede halten oder jemandem etwas diktieren. Dabei begann er, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Jeder Einzelne legt das Wort in den Mund eines Zweiten. Es ist wie mit einem Virus: Alles ist ansteckend. Das Leben ist ansteckend, und der Tod ist ansteckend. Erinnern ist ansteckend, und Vergessen ist ansteckend. Die Freude ist ansteckend, und die Traurigkeit ist ansteckend. Alles ist ansteckend. Sogar der Terror, das Morden. Vielleicht ist es das, was diese Menschenmassen veranlasst hierherzukommen, hier nach Gutdünken ein und aus zu gehen, Papiere in Empfang zu nehmen und Leichen zu identifizieren. Es reicht ihnen nicht, eine Leiche zu identifizieren, oh nein. Sie identifizieren alle Leichen. Sie suchen nicht nach der Leiche eines Verwandten, sondern nach der all ihrer Freunde! Am nächsten Tag kommen sie erneut und setzen ihr Suchen fort.«
Der Mann griff nach der Plastiktüte und holte ein Mobiltelefon hervor.
»Kauf und Verkauf sind auch ansteckend. Vor Jahren verkaufte die Hälfte dieses Pöbels Kekse. Haben Sie die Kekse je in einem Laden gesehen? Heute verkaufen sie Satellitenschüsseln, Bananen und Handys.«
Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Ihr Koffer, den Sie partout nicht abstellen wollen, obwohl er sicher keine wertvolle Ware enthält, weist darauf hin, dass Sie ein Hausierer sind. Möchten Sie ein Handy kaufen? Es ist nagelneu und originalverpackt. Eine solche Gelegenheit bietet sich Ihnen nicht wieder!«
Jussif war ratlos, wie er sich verhalten sollte. Schließlich murmelte er: »Seit wann haben wir hier denn ein Mobilfunknetz?«
Der Mann warf das Telefon auf den Tisch. »Sind Sie ein Höhlenmensch?«, fragte er entnervt. »Wo waren Sie denn die ganze Zeit?«
»Ich bin hier, um nach der Leiche eines Verwandten zu suchen, wenn ich es so ausdrücken darf.«
»Auch Sie sind also von dieser Krankheit befallen ... Wie ist der Verwandtschaftsgrad?«, fragte der Angestellte in demselben Tonfall.
»Ersten Grades.«
»Und wie heißt er?«
Der Mann stand auf, ging zu einem Schrank und schleppte ein großes Register herbei. »Dies ist das einzige alte Register.«
Er legte das Register auf den Tisch und fragte: »Wie, sagten Sie, ist der Name?« Dann fügte er hinzu: »Jussif? Es gibt hier tausende Jussifs. Ich brauche den vollständigen Namen.«
In Windeseile begann er die Seiten zu durchblättern. Dann hielt er plötzlich inne, legte eine Hand auf die aufgeschlagenen Seiten und hob die Augen: »Sagten Sie Jussif? Kommen Sie mal her und werfen Sie einen Blick in dieses Register.«
Jussif näherte sich dem Register. Den Koffer weiterhin fest in der Hand, beugte er sich zum Lesen ein Stück weit hinunter. Dort, mitten auf einer Seite, klein und mit rotem Stift geschrieben, stand sein Name.
»Diese Leiche wurde sofort zum Friedhof gebracht.«
»Ich weiß nicht, ob dies die Leiche ist, nach der ich suche«, sagte Jussif verwirrt. »Jussif Mani. Sie sagten
Weitere Kostenlose Bücher