Just Listen - Roman
hinaus auf die Veranda zu dem Bierfässchen, um das einige Typen herumstanden, die schon etwas älter waren. »Hallo-o hallöchen!« Der Junge, der mich auf die Weise anquatschte, war groß und dünn und rauchte. »Komm, ich zapf dir ein Bier.«
»Danke, nicht nötig.« Ich bedachte ihn mit einem nachsichtigen Lächeln, während ich mir einen Becher nahm und mir mein Bier selbst zapfte.
»Geht ihr beide auf die
Jackson High
?«, fragte ein anderervon den Kerlen Emily, die sich mit verschränkten Armen etwas abseits hielt. Sie nickte, sah mich an. »Mannomann, ihr Frischlinge aus der Unterstufe werdet jedes Jahr heißer.«
»Wir sind weder aus der Unterstufe noch Frischlinge.« Ich wandte mich von dem Fässchen ab. Ein Typ mit Lockenmähne stand direkt vor mir, blockierte mir den Weg. »Darf ich?«, fragte ich ruhig.
Er musterte mich ziemlich ausgiebig, ehe er zur Seite trat. »Schwer zu kriegen, was?«, fragte er, während ich an ihm vorbeiging. »Steh ich drauf.«
Ich kehrte in die Küche zurück. Emily folgte mir und schloss die Verandatür hinter uns.
»Solche wie die habe ich vorhin
nicht
gemeint«, sagte sie.
»Ich weiß. Aber genau diese Typen hängen auf jeder Party rum.«
Wir wollten zurück zu Sophie, aber da gerade wieder ein ganzer Haufen Leute frisch angekommen war, wimmelte es im Flur von lärmenden Menschen. Es herrschte das reinste Verkehrschaos. Ich versuchte trotzdem, mich irgendwie durchzuboxen, mit dem Ergebnis, dass ich auf der Hälfte des Weges zum Wohnzimmer von allen Seiten eingekesselt wurde und stecken blieb. Ich wandte mich nach Emily um, aber sie war in die Fänge eines Mädchens namens Helena geraten, die wir unter anderem vom Modeln kannten. Sie hielt Emily fest und laberte, vielmehr brüllte, sie gerade zu. Direkt an Emilys Ohr.
»Sorry, pass doch auf«, blaffte mich ein mir unbekanntes Mädchen an, die sich gerade an mir vorbeidrängelte. Ihr Ellbogen stieß heftig gegen meinen. Ich spürte etwas Feuchtes, und als ich nach unten blickte, bemerkte ich, dass mir Bier – ihres oder meines, das war nicht festzustellen– übers Bein lief. Plötzlich erschien mir der Gang noch enger und vor allem heißer. Als sich zu meiner Linken eine schmale Lücke zwischen den Menschen auftat, schob ich mich in eine Nische unter der Treppe, wo ich endlich wieder Luft bekam.
Ich lehnte mich zurück, drückte mich gegen die Wand und nahm einen Schluck von meinem Bier, während die Leute sich an mir vorbeischoben. Ich bereitete mich schon innerlich darauf vor, mich wieder ins Gewühl zu stürzen, da schlenderte Will Cash an mir vorbei. Entdeckte mich. Blieb stehen.
»Hey«, sagte er. Zwei Typen drängten sich in der Gegenrichtung an ihm vorbei. Einer von ihnen hob die Hand, verstrubbelte mit einer raschen Geste spielerisch Wills Haar. Der schnitt eine Grimasse. »Was treibst du hier?«
»Nichts. Ich wollte nur …«
Ich unterbrach mich, denn er hatte sich plötzlich zur Seite gewandt, um sich – leicht gebückt – neben mich zu stellen. Die Nische war eigentlich zu klein für uns beide, gedacht wahrscheinlich für ein dekoratives Tischchen oder eine Skulptur. Trotzdem rückte ich so weit wie möglich nach links, um Abstand zwischen uns zu schaffen.
»Versteckst du dich ein bisschen?« Beim Reden lächelte er nicht, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass die Frage scherzhaft gemeint war. Typisch Will. Man wusste einfach nie, woran man bei ihm war. Jedenfalls ich nicht.
»Es war … es wurde da draußen vorübergehend einfach ein bisschen zu viel. Hast du schon mit Sophie geredet?«
Nach wie vor starrte er mich mit diesem ausdruckslosen Blick an, den er immer draufhatte. Ich spürte, dass ich wieder einmal rot wurde. »Noch nicht«, antwortete er. »Wie lang seid ihr denn schon hier?«
»Ich bin nicht mit den anderen gekommen.« Hillary Prescott ging an uns vorbei. Als sie uns bemerkte, blieb sie kurz stehen, warf uns einen prüfenden Blick zu, bevor sie sich um die nächste Ecke schob. »Ich bin erst später … äh, bin nicht pünktlich von zu Hause weggekommen.«
Will schwieg. Sah mich nur weiter unverwandt an.
»Du kennst das ja.« Ich trank noch einen Schluck Bier; ein paar Mädels liefen laut lachend und schwatzend an uns vorbei. »Familiendramen und andere Kleinigkeiten.«
Keine Ahnung, warum ich ihm das erzählte. In Will Cashs Gegenwart wusste ich sowieso nie, warum ich was tat. Etwas an ihm brachte mich dermaßen durcheinander, dass ich viel zu offen war.
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