Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
Vom Netzwerk:
Lust?«
    Milan blickte verstohlen zu Zeni. Ein großes Fest? Die ganze Familie? Alle Verwandten und Freunde auf einmal? Zunächst zögerte er, doch dann schlug er seine Bedenken in den Wind. »Ich komme gerne.«
    Schließlich würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis er Zenis weitere Familie und ihren Freundeskreis kennenlernte. Warum nicht alle auf einmal?
     
    Am selben Abend kam Werner Julitz zu Besuch. Milans Großvater war fast achtzig Jahre alt und wohnte immer noch auf seiner Farm im Vorgebirge außerhalb Kapstadts. Als Kind hatte Milan die Farm geliebt, weil er dort stundenlang mit den Kindern der Bediensteten spielen durfte und auch weil er die vielen Tiere auf der Farm liebte. Die beiden schwarzen Familien, deren Oberhäupter seit Jahrzehnten für Werner Julitz arbeiteten, wohnten ebenfalls noch immer auf dem Hof. Ihr Beschäftigungsstatus war allerdings jetzt deutlich besser als früher. Obwohl Werner seine schwarzen Landarbeiter immer sehr fair behandelt hatte – so gut er das während der Apartheid gekonnt hatte –, gleichberechtigt waren sie nie.
    Jetzt durften die Menschen, die für ihn von Anfang an gearbeitet hatten, endlich an dem Erfolg des Unternehmens teilhaben. Sie lebten dort mietfrei und erhielten zwei Drittel des Gewinns. Es war die angemessene Entlohnung für die jahrelange Treue und gute Arbeit, mehr als ein faires Abkommen. Milan war stolz auf seinen Großvater. Nach dem Ende der Apartheid hatte er das Richtige getan. Werner Julitz hatte etwas zurückgegeben.
    Seit Jahren fuhr Werner jeden Sonntag in die Stadt und besuchte dort seine Familie. Er war ein Farmer der alten Schule, ein Machertyp, der kein Blatt vor den Mund nahm, aber er besaß auch eine gewisse Sensibilität. Seit Kurzem zeigte er die ersten Anzeichen von Altersschwäche. Er war in letzter Zeit oft krank gewesen und hatte seinen regelmäßigen Familienbesuch mehrfach abgesagt. Seine Farmarbeiter kümmerten sich liebevoll um ihn, aber die zweistündige Autofahrt nach Kapstadt in seinem alten Transporter strengte ihn zunehmend an. Deswegen hatte er seinen einzigen Enkelsohn seit über einem Monat nicht mehr gesehen.
    Wie immer wenn das Wetter gut war, grillte die Familie Julitz im Garten. Der Großvater brachte frisches Fleisch und Gemüse vom Land mit und in einem vertrauten Ritual bereiteten sie ein regelrechtes Festmahl vor. Werner und Milan kümmerten sich um den Grill. Peter und Sabine Julitz setzten sich mit einer Flasche Rotwein an den Gartentisch.
    Während Milan und sein Großvater schweigend die brutzelnden Springbock-Steaks wendeten, musterte Werner seinen Enkelsohn aus dem Augenwinkel. Werner Julitz war ein großer drahtiger Mann, der seinen athletisch gebauten Enkelsohn überragte. Er zog genussvoll an seiner Zigarette. Sein Gesicht sah durch die jahrelange Landarbeit unter der heißen südafrikanischen Sonne aus wie zerknittertes Leder. Er blickte Milan schmunzelnd an und fragte mit seiner ihm eigenen Unverblümtheit: »Und? Hast du jetzt eine Freundin?«
    Milan wurde rot. Zunächst wusste er nicht recht, was er sagen sollte. Seine Eltern saßen am Gartentisch und redeten über Sabines Blumengeschäft. Er hatte ihnen bisher nichts von Zeni erzählt. Seine Mutter wusste nicht einmal, dass sie sich überhaupt begegnet waren.
    Normalerweise hätte Milan die Frage verneint, aber aus irgendeinem Grund wollte er seinem Großvater die Wahrheit sagen. Er war außerdem gespannt, was seine Eltern zu seinem Bekenntnis sagen würden.
    »Ja, habe ich«, erwiderte er knapp.
    Aus dem Augenwinkel sah Milan, wie seine Mutter überrascht von ihrem Teller aufschaute. Auch Milans Vater hatte offensichtlich die Antwort seines Sohnes gehört.
    Werner zog die Augenbrauen hoch. »Und? Wer ist die Glückliche?«
    »Sie heißt Zeni«, erwiderte Milan. »Zeni Kumalo.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde blieb die Grillgabel in Werners Hand mitten in der Luft stehen. Es war eine minimale Bewegung, aber Milan sah sie. Ansonsten ließ sich sein Großvater nichts anmerken. Keine Überraschung, keine Freude. Sein Gesicht war wie aus Granit.
    Am Gartentisch sah es anders aus. Sabine sprang sofort auf und kam zielstrebig auf Milan zu. Auch sein Vater strich sich nachdenklich durch den Bart.
    »Zeni Kumalo?«, staunte Sabine fassungslos. »Du meinst nicht etwa die Tochter von Frau Kumalo?«
    Etwas verwirrt runzelte Werner die Stirn und folgte dem Gespräch zwischen Mutter und Sohn.
    »Ja, genau die«, erwiderte Milan. »Zeni Kumalo.«
    Sabine

Weitere Kostenlose Bücher