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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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ich.«
    »Kurt hat mir von dir erzählt. Du bist ein guter Junge. Ist der Chef zu sprechen?«, fragte er, ohne seinen Namen zu nennen.
    »Nein«, antwortete Milan. »Er ist gerade im Bad.«
    »Das ist schlecht«, die Stimme klang enttäuscht. »Kannst du etwas aufschreiben? Ich habe nicht viel Zeit.«
    Milan eilte ins Wohnzimmer, zu der Nische, in der sich der Schreibtisch von Herrn Stein befand. Dort nahm er einen Stift in die Hand und zog einen Zettel hervor. »O. k.«
    »Sag Kurt, dass ich fündig geworden bin. Er hatte eine Anfrage über einen gewissen Charles Kumalo gestartet. Schreib den Namen auf.«
    »Charles Kumalo?«, Milan hielt erschrocken inne.
    »Ja«, erwiderte der Anrufer. »K–U–M–A–L–O.« Er buchstabierte den Namen und fügte sarkastisch hinzu: »Du weißt sicherlich, wie sich ›Charles‹ schreibt?«
    Das Blut in seinen Adern schien zu gefrieren. Mit zittrigen Fingern notierte Milan den Namen, der ihm bereits so bekannt war. Charles Kumalo. Zenis verstorbener Vater.
    »Ich habe mit dem damaligen Gerichtsmediziner gesprochen«, fuhr der anonyme Anrufer sachlich fort. »Er hat zugegeben, dass Kumalo hinterrücks erschossen wurde. Die Kugel stammte aus einer Polizeiwaffe. Das ist wichtig. Das musst du Kurt sagen. Sieht aus, als wäre er von seinen eigenen Leuten umgelegt worden. Ich habe jemanden gefunden, der bei der Razzia dabei war. Ein Ex-Bulle. Vielleicht weiß er mehr. Den Namen musst du Kurt geben: Smith. Alfred Smith.« Der Anrufer legte eine Pause ein. »Die Adresse ist Hout Bay Road, Hausnummer 145. Hast du das notiert, Junge?«
    Milan klemmte das Telefon zwischen Ohr und Schulter und schrieb eifrig den Namen des ehemaligen Polizisten und seine Anschrift auf. Die Hout Bay Road kannte er.
    »Ich habe alles notiert«, bestätigte Milan mit leicht bebender Stimme.
    »Gut. Gib die Infos an Kurt«, befahl der Anrufer barsch. »Frag ihn, ob er will, dass ich bei diesem Smith vorbeischaue. Er soll sich bei mir melden.« Dann fügte er vorsichtshalber hinzu: »Und du behältst die ganze Sache für dich, ist das klar?«
    Milan schluckte schwer. »Ja klar.«
    »Dann mach’s gut, Junge. Sieh zu, dass dein Lehrer bald wieder auf die Beine kommt.«
    Dann legte der anonyme Anrufer auf. Milan starrte auf die Adresse. Alfred Smith. 145 Hout Bay Road. Einer der Männer, die Zenis Vater als letzte lebend gesehen hatten. Im Badezimmer hörte Milan die Stimmen von Dorothy und Herrn Stein. Sie lachten miteinander wie zwei kleine Kinder. Ohne zu zögern, schnappte Milan seinen Helm und verließ eilig das Haus. Auf dem Weg nach Hout Bay würde er einen Abstecher zu sich nach Hause machen, um die 9mm-Pistole aus seinem CD-Regal zu holen.

Alfred Smith
    Das Haus von Alfred Smith schmiegte sich an die lange kurvenreiche Straße, die sich durch die Berge zwischen dem hübschen Küstenort namens Hout Bay und dem südlichen Vorort Constantia schlängelte. Es lag eingebettet in einen weiten Wald aus gewaltigen Eukalyptusbäumen und Pinien, dunkel und isoliert. Das Haus war umsäumt von dichten Hecken, die einen Blick auf das Grundstück versperrten.
    Bevor Milan am Außentor klingelte, holte er tief Luft und sammelte sich. Er zog die rote Schürze zurecht, die er sich um die Hüfte gebunden hatte. Der Firmenname seiner Mutter stand in gelben Buchstaben darauf: Rent-a-Plant . In der linken Hand trug er einen Strauch Königsproteas, der in einen blauen Keramiktopf gepflanzt war. Die kegelförmigen Zuckerbüsche mit ihren behaarten Blüten in weiß, gelb und rot waren die Wappenblumen Südafrikas. Passend ausgewählt, wie Milan fand. Mit der rechten Hand überprüfte er den Revolver, den er unter seinem Hemd hinten in der Hose trug. Das Magazin war geladen, die Waffe gesichert.
    Milan positionierte sich vor der Sprechanlage, damit die kleine Kamera die Schrift auf der Schürze gut lesen konnte. Dann klingelte er.
    Es dauerte nicht lang, bis eine Stimme über die Sprechanlage ertönte. »Ja?«, fragte der Hauseigentümer. Er hörte sich überrascht und ziemlich angespannt an.
    Milan räusperte sich und setzte ein bemühtes Lächeln für die Kamera auf. »Hallo, Herr Smith? Herr Alfred Smith? Ich habe eine Lieferung für Sie.«
    Zunächst kam keine Antwort. Milan blickte freundlich in die Kamera und stellte sich vor, wie Alfred Smith ihn auf dem kleinen Bildschirm kritisch betrachtete. Milan sah nicht aus wie einer der üblichen Kleinkriminellen.
    Um seine Unaufdringlichkeit zu unterstreichen, fügte Milan

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