Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
hatte seinen Doctor Watson, Batman hatte seinen Robin, Barbarhianna hatte ihren Bodybot Kevin, Captain Galactic seinen Stiefelmaat Bootsy. Ganz ehrlich, Süßer, Duette bringen mehr Stimmung in die Hütte.«
»Hm. Süßer …« Pollock kniff die Lippen zusammen. »Das hört sich verdächtig nach Madonna an. Hat sie das zu dir gesagt?«
»Wortwörtlich«, bestätigte Bruno. »Drei von vier Befragten würden sich für einen Relaunch von Pollock, Private Eye einen Sidekick für den Helden wünschen.«
4
27.09.3042 A.D., 09:25
System: Sol
Planet: Erde
Ort: über dem Restatlantik
»Nervös?«, hauchte die Flugbegleiterin mit dem Dauerlächeln von ihrem Platz vor der Cockpittür aus quer durch die geräumige Passagierkabine des Privatgleiters.
Bruno schüttelte den Kopf. Nein, Todesangst.
»Möchten Sie jetzt vielleicht einen Drink?«, fragte die gertenschlanke Frau, die aussah, als wäre sie in ihr enges Kostüm hineingenäht worden. Bruno hatte vergleichbare Angebote bereits mehrfach abgelehnt. »Ihrem Freund hat es gutgetan.«
Bruno warf dem leise neben ihm schnarchenden Pollock einen verstohlenen Blick zu. Mein Freund? Ich weiß ja nicht …
Wieder schüttelte er stumm den Kopf, schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken, in welcher wahnwitzigen Höhe der Gleiter in einer noch wahnwitzigeren Geschwindigkeit über die Wellen schoss – und daran, wie wenig von ihm übrig bleiben würde, falls die immerzu als absolut sicher angepriesene Technik wider Erwarten doch versagen sollte.
Er war nun einmal ein Nacktmullbeta, und Nacktmullbetas waren nicht fürs Fliegen gemacht. Als Nacktmullbeta fühlte man sich wohl, wenn man mit beiden Beinen auf der Erde stand, und am allerwohlsten fühlte man sich, wenn man unter der Erde herumstromern durfte.
Der Gleiter sackte durch ein kleines Luftloch. Die Sitzlehnen, um die Bruno seine Hände gekrallt hatte, knackten bedenklich. Ist das die Strafe, die mir das Schicksal für das Lügenmärchen verpasst, das ich Pollock aufgetischt habe? Wenn ja, dann ist das alles nur Miss Presleys Schuld!
Aber hätte er Pollock überhaupt die Wahrheit erzählen können? Vermutlich nicht. Außerdem wäre die Wahrheit eine viel zu lange, viel zu komplizierte Geschichte geworden. Und sie jetzt preiszugeben, wäre mit viel zu vielen peinlichen Geständnissen verbunden.
Zum Beispiel, dass er bei der Prügelei in diesem Pub eigentlich alles andere als hilflos gewesen war und sich nur von Pollock hatte retten lassen, weil er genau wusste, dass Pollock gern als Retter auftrat. Oder dass Pollock sein allererster und einziger Klient war. Der Klient, um den er sich seit fast zwanzig Jahren kümmerte. Nun ja, ›kümmern‹ war bisher stark übertrieben gewesen. Bis gestern hatte Brunos Arbeit für Alliance hauptsächlich darin bestanden, regelmäßig ein paar Stunden in einem speziellen Raum zu sitzen und sich Aufnahmen von wildfremden Leuten anzusehen, die kreischten, tobten, Möbel zerschlugen, sich mit Spiegelscherben die Arme aufritzten oder sonst auf irgendeine Weise die Beherrschung über sich verloren hatten. Alles nur, damit in Brunos Hirn die passenden Synapsen feuerten und den passenden Drüsen die passenden Befehle schickten, um die passenden Pheromone abzusondern. Diese Pheromone wiederum hatte man unter hohem Aufwand aus der Luft um Bruno herum gefiltert und in unterschiedlichen Dosen heimlich, still und leise in Pollocks Luft gemischt. Ein langweiliger, aber lukrativer Job. In finanzieller wie emotionaler Hinsicht, denn Dr. Woo-Suk hatte mit Lob nie gegeizt, auch wenn ihr Projekt anfangs mit übleren Startschwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatte als ein großer Raumkreuzer, bei dem die Antigrav-Einheiten ausgefallen waren. »Ohne dich wäre unser gesamtes Vorhaben sinnlos«, hatte sie oft gesagt. »Du bist etwas ganz Besonderes. Außer dir gibt es niemanden, der auf einer so tiefen Ebene eine so enge Verbindung zu unserem Patienten aufweist.«
Unter Aufbietung seines gesamten Willens öffnete Bruno das rechte Auge einen Spalt und lugte daraus zu Pollock hinüber, der immer noch schlummerte wie ein Baby. Mittlerweile schnarchte er nicht einmal mehr. Ich mag ihn. Ich will nicht, dass er sauer auf mich wird. Und wenn er sauer auf mich wird, war alles umsonst . Die langen Trainingseinheiten zur Überwindung seiner schweigsamen Schüchternheit und die Basisschulungen in Neurologie und Psychologie – umsonst. Der Kurs, bei dem ihm ein überaus freundlicher und geduldiger
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