Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
dramaturgischen Gründen – jemand ist, dem Sie vertrauen. Ihre Sicherheitschefin wäre da eine ausgezeichnete Wahl. An und für sich kein schlechter Plan. Wenn man als Grundprämisse davon ausgeht, dass die Kopie von Pollock Shermar genauso gut ist wie das Original.« Beauregard drehte den Kopf in Pollocks Richtung. »Was offenkundig nicht der Fall ist, weil die Kopie lieber unbescholtene Atlanter mit billigen Tricks belästigt, statt sich auf die Suche nach der vorgefertigten Hauptverdächtigen zu machen.«
Pollock zog die Nase hoch und schluckte das Blut hinunter. Original? Kopie? Völlig egal. Du bist dran, solange Wilbur nicht auf deine billigen Tricks reinfällt.
Lantis faltete die Hände und tippte sich mit den Fingerspitzen gegen das Kinn. »Was meinst du dazu, Themis? Könnte Leo recht haben?«
»Es besteht durchaus eine gewisse Restwahrscheinlichkeit, dass dem so ist.« Die Stimme der KI verriet nichts mehr von ihrer Verunsicherung, die sie bei ihrem letzten Treffen mit Pollock empfunden hatte. »Nichtsdestoweniger sollte Mister Shermar ungeachtet der näheren Details seiner in Frage stehenden Herkunft Gelegenheit erhalten, Mister Beauregard mit den Gedankengängen und Indizien zu konfrontieren, auf denen seine Anschuldigungen fußen.«
»Vielen Dank.« Pollock steckte das Taschentuch weg. Showtime! »Zeigen Sie uns bitte das erste Bild, Themis?«
»Gern.« Die KI nutzte die Rundung eines antiken Globus als Projektionsfläche. Auf dem breiten Band des Atlantiks in seiner vergangenen Pracht erschien das Gesicht einer jungen Frau. Das Bild war leicht als Ausschnitt einer größeren Aufnahme zu erkennen, da hinter dem Kopf der Frau die Oberkörper weiterer Personen zu erkennen waren, die alle anscheinend eine Art Galauniform mit blitzblank polierten Knöpfen und auffälligen, geflochtenen Troddeln an den Schulterlitzen trugen.
»Was wir hier sehen«, sagte Pollock, »stammt aus dem Jahrbuch der Abschlussklasse 3019 der Militärakademie Bremen II, einer äußerst renommierten Einrichtung, die von Gauss Industries betrieben wird. Kennen Sie diese Frau, Wilbur?«
Lantis studierte einen Moment lang das Gesicht der frischgebackenen Offizierin. Sie hatte eine zierliche Nase, von Sommersprossen gesprenkelte Wangen und helle, wache Augen, deren Farbe an Kornblumen erinnerte. »Nein, tut mir leid. Ich bin dieser Frau nie begegnet.«
»Und Sie, Leo?«
Beauregard schwieg, doch sein Blick wurde unverkennbar härter.
Die wortlose Reaktion löste tiefe Zufriedenheit in Pollock aus, die er sofort als ersten Wall für ein inneres Bollwerk gegen die Zweifel an seiner wahren Natur nutzte. Ich bin immer noch ich. »Es wird Sie überraschen, wie diese Frau heißt, Wilbur. Ihr Name ist Gertrud Zelle, oder kurz Trudy Zelle.«
»Das ist nicht Trudy Zelle«, erwiderte Lantis.
»O doch«, hielt Pollock dagegen. »Es ist nur nicht die Person, die Ihnen und mir bisher unter dem Namen Trudy Zelle bekannt war. Diese Trudy Zelle hier ist übrigens mit allergrößter Wahrscheinlichkeit tot. Sie wird bereits seit ihrer ersten Mission nach ihrem Abschluss vermisst. Ein Shuttleunfall. Eine Leiche wurde nie gefunden. Themis, das nächste Bild bitte!«
Die Frau auf der nächsten Aufnahme entlockte Lantis ein Brummen. »Und dann kam diese Dame hier vermutlich nicht als Trudy Zelle auf die Welt, auch wenn ich bis vor dreißig Minuten jeden Eid der Welt geschworen hätte, dass sie Trudy Zelle ist?«
»Sehr aufmerksam«, lobte ihn Pollock. Er lächelte Beauregard zu. »Möchten Sie das Rätsel lösen, Leo?«
Beauregard schwieg weiter.
»Na gut, dann eben nicht«, sagte Pollock. »Das ist Natasha Bunkanowa, die in derselben Abschlussklasse wie Gertrud Zelle war. Und jetzt wird es richtig interessant. Die beiden hatten denselben Ausbilder in den Fächern Aktive Interessenwahrung und Langzeitexkursionen. Für die Laien unter uns: Spionageabwehr und verdeckte Infiltrationen. Themis!«
Das dritte Bild zeigte die gesamte Abschlussklasse samt ihrer Ausbilder, die in strahlendem Sonnenschein auf den Stufen vor einem protzigen Säulenbau aufgereiht waren. Themis hatte um den Kopf einer der Lehrkräfte in der hintersten Reihe einen weißen Kringel eingefügt.
Pollock zwinkerte Beauregard zu. »Ich muss Ihnen ein Kompliment machen, Leo. Sie haben sich gut gehalten.« Er zeigte auf Bruno. »Und da ich mich ungern mit fremden Federn schmücke, will ich nicht verschweigen, dass ich auf diesen Zusammenhang ohne die tatkräftige Unterstützung
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