Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
»Das schaffen wir unmöglich allein, Mann. Das sah mir nach einer mächtigen Anlage aus. Und mächtige Anlagen, die irgendwer mitten in der Wüste versteckt, haben leider normalerweise auch mächtig viel Sicherheitspersonal.«
»Du warst schon immer ein Angsthase.«
»Echt jetzt, wir brauchen Verstärkung.« Jost stützte sich schwerfällig auf die Ellbogen. »Jemanden, der uns im Notfall da rausballern kann.«
»Okay, okay. Aber ein Mann mehr muss reichen.«
»Ein Mann reicht doch nie im Leben, wenn man uns da drin erwischt«, protestierte Jost.
»Dann dürfen wir uns eben nicht erwischen lassen.«
Pablo hatte das, was man von einem angeheuerten Helfer erwartete, der prinzipiell bereit war, für Geld wirklich alles zu tun: unansehnliche Kunstmuskeln an Brust, Armen und Nacken, eine brutale Schlägerfresse, ein ganzes Bündel von Hundemarkenketten um den Hals und neben allerlei kryptischen Gangtattoos eines auf dem Oberarm, bei dem ein J und ein Adler eine prominente Rolle spielten. »Ich bin dabei.«
» Schön. Wir gehen da aber auf keinen Fall blind rein.«
»Was schwebt dir da vor, Boss?«
»Die Betreiber des Bunkers lassen Mulle aus der Kolonie entführen. Die Mullsammler kommen immer nur nachts. Zu dritt. In einem Laster. Sie parken ihn hinter den Barracken und warten ab, bis sie einen einzelnen Mull sehen. Dann steigen zwei aus, um sich ihn zu schnappen, und der dritte lässt schon mal den Wagen an. Sie machen es sich sehr leicht.«
Der Söldner nippte an seinem Dosenbier. »Ich soll dir einen Entführer entführen, was?«
»So sieht’s aus.«
Pablo schien einen Moment lang stumm verschiedene Strategien abzuwägen. Schließlich massierte er sich mit den Fingerknöcheln die Magengrube, rülpste leise und sagte: »Wenn wir einen Mull als Lockvogel haben, dürfte das kein Problem werden.«
»Keine Sorge, ich habe da einen Freiwilligen.«
Die Gefangene hatte kurz geschorenes Haar wie die meisten Gardeure, zu deren Standardausrüstung ein Helm gehörte. Sie war jung, vielleicht gerade mal Anfang zwanzig, und hatte eine trotzige Miene aufgesetzt. Die Furcht in ihrem Blick war allerdings selbst in dem Auge, das nicht zugeschwollen war, nicht zu übersehen. Es war wahrscheinlich das erste Mal für sie, dass sie in einem dreckigen Kellerloch an einen Stuhl gefesselt war. Gut.
» Hör zu. Ich verlange nicht viel von dir. Nur ein paar Infos darüber, wie euer Bunker aufgebaut ist. Wo und wie man am besten rein- und wieder rauskommt, ohne aufzufallen. Eventuell eine Handvoll Codes und Passwörter. Ach ja, und was die meisten Leute so anhaben, die da drin durch die Gegend marschieren. Ob das Kittel sind oder Overalls und welche Farbe die Dinger haben. Danach sperren wir dich hier ein kleines Weilchen ein, und anschließend lassen wir dich laufen. Das hört sich doch gar nicht schlecht an, hm?«
Sie biss die Zähne aufeinander.
»Ich weiß, was du denkst. Du denkst: ›Lass den Wichser doch labern! Ich muss nur durchhalten, bis meine zwei Kameraden mich hier rausholen.‹«
Ihr Kinn ruckte nach oben.
»Ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Der Kleine, den ihr euch krallen wolltet, ist schlauer, als ich dachte. Und grausamer. Er war eigentlich nur dazu da, euch anzulocken. Tja, leider sieht es so aus, als hätte er dem Rest von seinen Artgenossen Bescheid gesagt, was wir vorhaben. Du kannst wirklich froh sein, dass du nur die Fahrerin warst. Verstehst du?«
Sie unterdrückte ein Schluchzen, nickte und begann zu erzählen.
»Ich möchte aber mitkommen«, beharrte Bruno auf seiner Forderung.
» Du hast schon mehr als genug getan, Kurzer. Wir können dich da drin nicht brauchen. «
Der Nacktmull fasste nach seinem Arm und hinderte ihn daran, zu Jost und Pablo in den Gleiter zu steigen. »Sie müssen es mir versprechen, Mister Shermar!«
»Was?«
Bruno schaute in den nachtklaren Himmel. »Dass Sie dafür sorgen, dass niemand mehr von meinen Geschwistern hier leiden muss.«
»Ist gebongt.«
Der Kittel, in dem Pablo tatsächlich auch nur annähernd wie ein Laborant aussah, war noch nicht geschneidert, geschweige denn designt. Der Griff der Maschinenpistole, der aus der rechten Seitentasche des Kittels spitzelte, half auch nicht dabei, die krude Illusion glaubwürdiger zu gestalten, aber was sollte man da machen? Immerhin verstand er sich auf den Umgang mit einem Schneidbrenner, und ohne seine tatkräftige Unterstützung hätte Jost niemals die Spitze des als Felsnadel getarnten Abluftrohrs erreicht.
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