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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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»Niemand hat sie eingeladen, zu uns nach Hail zu kommen. Wir sind gute Christen, Protestanten des Herrn, von Geburt an allen anderen überlegen. Wer nicht zu uns passt und sich nicht beugt, wird entfernt. Wir baten sie freundlich, zu konvertieren oder Hail zu verlassen. Aber wollten sie das?«
    Die aufgebrachten »Nein«-Rufe rollten durch den Saal.
    »Eben, Brüder und Schwestern! Sie wollten NICHT ! Die Geduld, die uns der HERR anmahnte, ist vorüber. Jetzt müssen sie mit den Konsequenzen leben!« Der Imperiale Hexenmeister richtete die Mündung des Impact auf die Doppeltür ihm gegenüber. »Schreiten wir hinaus und stellen die von Gott gegebene Ordnung wieder her.«
    Die Mitglieder des Ky-Klos Clangs erhoben sich von ihren Plätzen. Die Vereinigung war aus dem erloschenen Ku-Klux-Clan hervorgegangen und führte die Traditionen der militanten Verachtung fort. »Ach ja: Und niemand behält etwas von den Sachen für sich. Sämtliche Wertgegenstände und gefundenen Tois gehen in die Kollekte. Die Häuser werden erst abgefackelt, wenn alles Teure draußen ist.« Er umrundete das Tischchen und setzte sich an die Spitze des Trosses.
    Er hatte den Ausgang eben erreicht, als die Flügel vor ihm aufschwangen.
    Auf der Schwelle stand ein älterer Mann mit verlebtem Gesicht und Dreitagebart, dessen lange schwarze Haare in Strähnen über die Schulter hingen. Die blassgrünen Augen erinnerten den Hexenmeister sofort an einen Trinker, der einen Großteil seines Verstands versoffen hatte. Der einfache, graue Mantel, der keinen Blick auf die Kleidung darunter erlaubte, starrte vor planetarem Dreck. Er musste mit einem Hoverbike gefahren sein, und das, obwohl die Atmosphäre gerade vor schweren Graphitpartikeln strotzte.
    Der Unbekannte lächelte, als er die Gruppe sah, und hob den rechten Arm. In den Fingern hielt er einen Zettel. »Ah, gut. Die Adresse stimmt. Ich bin doch richtig hier.« Seine Stimme klang wie geraspeltes Metall mit Rauch und Whiskey, gekrönt von einem Bass, der in solch niedrigen Frequenzen vordrang, dass es durch Mark und Bein ging. Er sprach bedächtig, als hätte er alle Zeit des Universums. Die Gruppe Bewaffneter beeindruckte ihn nicht sichtlich. »Ich bin neu auf Hail und wollte bei euch mal reinschauen. Gläubige, die radikal ihre Ansichten vertreten, das mag ich.«
    Hexenmeister stutzte. »Oh, das ist heute schlecht. Wir wollten eben … aufbrechen.« Er trat nach vorn und wollte ihn zur Seite drängen. »Komm morgen wieder. Es passt gerade nicht.«
    »Klar«, antwortete der Unbekannte und nickte in Richtung Schnellfeuergewehr, ohne sich zu rühren. »Ihr habt was vor. Geht es gegen die Judennigger?«
    »Amen«, rief jemand eifrig aus dem Pulk des Clangs. »Gott sendet uns in der Nacht des gerechten Zorns gegen die Ungläubigen.«
    »Okay. Da stehe ich natürlich nicht im Weg, wenn der HERR seine Leute auf eine Mission schickt.« Der Unbekannte machte einen Schritt zur Seite. Als ihn die Hälfte der Gruppe passiert hatte, sagte er plötzlich: »Ach ja, eine Sache, die mich als wahrer Gläubiger bei eurem Verein schon immer verunsichert hat: Wieso nennt ihr euren Vorsitzenden Imperialer Hexenmeister ? Nicht gerade christlich, was?«
    Die Menge blieb stehen und starrte ihn kollektiv an. Die spitzen Kapuzen bildeten einen lustigen Wald, der an Spargel oder unbemalte Pylonen erinnerte. »Was?«, erklang es von irgendwo irritiert.
    »Imperialer Hexenmeister«, wiederholte der Fremde ruhig und begab sich auf die zwei kleinen Stufen, die zum Eingang des Saals hochführten, damit man ihn besser sah und hörte. »Korrigiert mich, aber Hexen wurden damals doch von der Inquisition verbrannt?«
    Jetzt schauten sich die Clangs reihum an, Köpfe drehten sich hin und her, die Roben und Masken raschelten. Die Szene hatte etwas Comichaftes. Es fehlten lediglich die gemalten Fragezeichen über den Köpfen. Aber niemand konnte etwas zur Erklärung vorbringen, bis endlich jemand rief: »Jeff! Sag du mal was dazu.«
    Jeff entpuppte sich als der Hexenmeister, der mit einem leisen Fluch zurückeilte und sich vor den breit gebauten Fremden stellte. Er musste mit einer Hand seine Maske festhalten, die sonst herabgerutscht wäre.
    »Ja, ich weiß, es gibt auch die Bezeichnungen Großer Drache und Großer Zyklop, aber mal ehrlich … was hat das denn mit Protestanten zu tun?«, redete der Unbekannte weiter, verschränkte die Arme vor der Brust und klemmte die Hände unter die Achselhöhlen. »Der Drache ist ein Synonym für

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