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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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Gefängniszelle: ein Bett mit Latexmatratze, ein Tisch, ein Stuhl, ein Waschbecken, eine Toilettenschüssel ohne Brille oder Deckel. Alle waren aus robustem Hartplastik sowie fest und nahtlos in Boden und Wänden verankert. Nadar saß auf dem Stuhl und starrte reglos auf die Tischplatte. Dort glitzerte der Diamant, in den er die Asche seiner toten Gattin verwandelt hatte. Nadar hatte tiefe Ringe unter den Augen, und seine Wangen hatten einiges an Fülle eingebüßt.
    »Du hast Besuch, Colt«, sprach ihn Esquirol an.
    Pollock registrierte nur am Rande, dass man sich im Himmel offenbar der althergebrachten Therapielehre nach Edwin Oggersheimer verpflichtet fühlte, deren Grunddogma darin bestand, die emotionale Distanz zwischen Behandler und Behandeltem so gering wie möglich zu halten.
    Nadar reagierte nicht.
    »Das sind Pollock und Bruno.« Esquirol stand so dicht vor der Scheibe, dass sich sein Atem darauf niederschlug. »Sie würden sich gern mit dir unterhalten.«
    »Sie sind hier, weil ich Cayce umgebracht habe«, sagte Nadar, ohne den Blick von seinem Diamanten abzuwenden. Seine Stimme klang dumpf und ohne jedes erkennbare Gefühl durch die Scheibe. »Sie wollen wissen, warum ich ihn getötet habe. Ist das wirklich so interessant?«
    »Sie haben sein Gehirn gegessen.« Pollock zuckte die Achseln. »So was kommt nicht alle Tage vor.«
    Esquirol räusperte sich diskret.
    »Du brauchst mich nicht vor der Wahrheit zu beschützen, Phillippe. Ich weiß genau, was ich getan habe.« Ein Hauch von Belustigung schwang plötzlich in Nadars Worten mit. »Kannten Sie ihn, Pollock?«
    »Wen? Cayce?«
    Nadar nickte.
    »Ja. Wir waren Kollegen, wenn man so will. Ich bin ihm ein paarmal über den Weg gelaufen. Er war ein ziemliches Arschloch, mit Verlaub.« Pollock ignorierte Brunos überraschtes Ächzen und Esquirols strafenden Blick. »Es mag zwar sein, dass man als Telepath automatisch zum Arschloch wird, weil man immer mitbekommt, was andere Leute so über einen denken. Das kann einem schon den Charakter zerhageln. Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass Cayce schon als selbstgefälliges, aufschneiderisches Arschloch auf die Welt gekommen ist, und es wundert mich kein Stück, dass er so ein schreckliches Ende gefunden hat.«
    »Jeder bekommt am Ende das, was er verdient«, sagte Nadar.
    Pollock steckte die Hände in die Hosentaschen und trat näher an die Scheibe. »Sie wirken sehr gefasst. Kein Zorn, keine Reue, kein Gejammer. Ich habe ein Video von Ihnen und Cayce gesehen, und ich hatte etwas anderes erwartet.«
    Nadar streichelte sanft mit zwei Fingern über den Diamanten vor ihm. »Haben Sie schon mal einen anderen Menschen getötet, Pollock?«
    »Hab ich. Acht Stück.« Die 264 Leute in diesem Drecksbunker auf Gambela nicht mitgezählt, aber wir wollen nicht kleinlich werden. »Hat mir nicht sonderlich viel Freude bereitet.«
    »Was war Ihre Ausrede?«
    Pollock runzelte die Stirn. »Ich kann Ihnen leider nicht ganz folgen.«
    »War es Notwehr?«
    »Könnte man so sagen, ja.« Pollock hörte Esquirol laut schlucken.
    »Da haben Sie Ihre Ausrede.« Nadar nickte versonnen und streichelte weiter den Edelstein.
    »Mister Nadar, bei allem Verständnis für Ihre bedauernswerte Situation.« Bruno drängelte sich neben Pollock an die Scheibe. »Notwehr lässt sich beim besten Willen doch nicht mit einem Mord vergleichen.«
    »Töten ist töten. Und wer aus Notwehr tötet, entschließt sich, selbst zu töten, um sich nicht töten zu lassen.« Nadar drehte das Gesicht zur Scheibe. »Meine Ausrede ist, dass ich nicht Herr meiner Sinne war.«
    »Das ist keine Ausrede, das ist die Wahrheit.« Esquirol blinzelte und fummelte erneut an seiner Krawatte. »Du hast mir erzählt, du könntest dich an nichts erinnern.«
    »Unterbrechen Sie den Mann nicht«, verlangte Pollock.
    »Reg dich nicht auf, Phillippe«, bat Nadar. »Ich habe dich angelogen, weil ich mit der Wahrheit warten wollte, bis jemand zu mir kommt, der sie vielleicht versteht.« Seine Augen nahmen einen sonderbaren Glanz an. »Jemand wie Pollock. Sehen Sie, es spricht vieles dafür, dass mich irgendein äußerer Einfluss zu meiner Tat getrieben hat. Ich weiß, dass ich nicht der Einzige hier in At Lantis bin, der zum Töten verleitet wurde. Ich bin nur der Einzige, der dafür nicht mit seinem eigenen Leben bezahlt hat. Es würde mir also leicht fallen, nun zu behaupten, ich wäre irgendwie benebelt gewesen, in einem Blutrausch, oder wie immer Sie es nennen wollen. Aber es war

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