Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
Vom Drogenbaron zum Liebhaber von Zeugnissen uralter ahumaner Kulturen. Eine erstaunliche Karriere. Ich vermute bei Carter irgendein fragwürdiges Erweckungserlebnis dahinter, auch wenn das Anhäufen von Artefakten hier bei manchen Atlantern hoch im Kurs steht. Die betreiben das wie eine Art Schwanzvergleich. Letzte Woche hatte Carter Besuch von einem seiner schärfsten Konkurrenten, einem Typen namens Giorgio Tsoukalos. Die beiden teilten nicht nur ihr Faible für die Hinterlassenschaften von Fremdrassen: Tsoukalos ist beziehungsweise war ebenfalls hauptberuflich Mafioso. Waffenschmuggler, um genau zu sein. Obwohl wir wohl nie wissen werden, was der genaue Grund für Tsoukalos’ Abstecher bei Carter war, können wir davon ausgehen, dass Carter seinen Gast erwürgt hat. Mit explosiven Konsequenzen. Tsoukalos hatte eine offenbar richtig gut getarnte Kortexbombe im Schädel. Eine von der Variante, die Spuren verwischen soll und zündet, sobald ihr Besitzer das Zeitliche segnet. Hat eine fiese Sauerei gegeben.«
»Pollock?« Bruno hob vorsichtig einen Finger. »Miss Presley wird sich sicher fragen, woher wir wissen können, dass Tsoukalos von Carter erdrosselt wurde.«
Pollock schnaubte genervt. »Für den Fall, dass du dich gerade wunderst, woher wir wissen, wer da wen erwürgt hat, Mäuschen: Reste von Carters Fingern hingen noch an einem Fetzen von Tsoukalos’ Hals. So weit, so gut.« Pollock ließ sich auf eine Couch plumpsen. »Was diese ganze Sache so kompliziert macht, ist Folgendes: Betrachtet man jeden Vorfall für sich allein, könnte man sich ein einigermaßen plausibles Erklärungsmodell zurechtzimmern. Der Japanfreund rastet aus, weil seine Zugehfrau seine Lieblingsteekanne ruiniert hat, bringt sie um, kommt wieder runter und hat zurecht solche Gewissensbisse, dass er einen Kopfsprung aus dem zweihundertfünfzigsten Stock macht. Bei der Spielernatur geht eine nette Runde Zitteraal katastrophal in die Binsen. Die Frau an der Fiedel hängt sich auf, weil sie ihre Tage als Medienberühmtheit gezählt sieht. Der Fitnessfanatiker will sich von seiner spießigen Managerin nicht erklären lassen, dass Poppers scheiße für ihn sind, die beiden kriegen sich in die Wolle, und am Ende haben sie sich wechselseitig abgemurkst. Ex-Drogenbaron trifft sich mit dubiosem Waffenschmuggler, Letzterer hat keinen Bock auf irgendeinen krummen Deal und will sich verabschieden, woraufhin diese hässliche Sache mit dem Würgen und der Kortexbombe passiert. Und warum Nadar seine guten Gründe hatte, diesem Schleimscheißer Cayce die Frontallappen wegzuknabbern, hatte ich dir schon in London erklärt.« Er seufzte tief. »Für solche einfachen Nummern müsste man mich im Grunde nicht aus der Versenkung holen. Das Interessante ist erstens die Häufung dieser Vorfälle. Es gibt so über den groben Daumen gepeilt acht Millionen Atlanter. At Lantis gilt als die sicherste Stadt der Erde, wenn nicht gar des gesamten bekannten Universums. Sechs Vorfälle dieser Art in einem Monat mit insgesamt elf Toten sind garantiert mehr als ein statistischer Ausreißer. Das hab ich im Urin.« Nachdenklich strich er sich über den Bauch. »Zweitens haben sich diese Vorfälle in einer auffälligen räumlichen Nähe zueinander ereignet. Alle in einem Umkreis von weniger als fünf Kilometern auf der gleichen Ebene der Hauptinsel. Man könnte also im übertragenen Sinn fast von einem gefährlichen Viertel sprechen, in dem wir derzeit untergebracht sind. Da liegt der Verdacht natürlich nahe, dass irgendeine Verbindung zwischen den Personen besteht, in deren Wohnarealen es zu diesen Tragödien gekommen ist. Und genau da denke ich mir seit Stunden einen Knoten ins Hirn. Denn außer dem Umstand, dass sie quasi Nachbarn und allesamt stinkreich waren, gibt es nichts Relevantes, was diese Leute miteinander gemeinsam gehabt hätten.«
»Äh, Pollock, das ist so leider nicht ganz richtig«, warf Bruno ein. »Sie hatten alle eine kritische Einstellung zu einem kontroversen Thema.«
»So?« Pollocks Multibox brummte. »Das kannst du mir gleich erzählen. Ich muss da erst ran.« Mit Hilfe einiger schneller Wischer über das Display der Box leitete er den eingehenden Anruf auf den Folienmonitor um, auf dem er von seiner Couch aus den besten Blick hatte. »Was machen Sie denn für eine Trauermiene, Trudy?«, begrüßte er die Sicherheitschefin, deren Gesicht gestochen scharf auf der Folie erschien.
»Ich habe eine Nachricht aus dem Himmel erhalten«, antwortete
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