Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
schloss die Tür hinter ihm und legte den Riegel vor. Dann musterte er den Stier-Beta.
Toro schaute reglos zurück. »Wo ist Nelly?«, fragte er schließlich.
Eddie neigte den Kopf. »Lass mich eins klarstellen: Das hier ist keine witzige Situation, in der irgendwelche alten Geschichten Platz haben. Wir sind hier. Ihr seid hier. Wir brauchen alle einen klaren Kopf, wenn wir das hier überleben wollen. Wenn es nach mir geht, kann jeder direkt wieder dort rausgehen, der unbedingt Ärger haben und sich abreagieren will.«
»Ich frag ja nur.«
»Und ich sage dir, dass ich Professionalität erwarte. Nox und Argon reichen mir schon. Die werden sich noch in irgendeinem ungünstigen Moment auf die Fresse hauen. Und wer weiß, vielleicht macht Morbus auch noch mit. Ich habe auf das Kindergartentheater keinen Bock. Ich will hier lebend rauskommen. Das wird eng genug.«
»Hm«, brummte Toro. Mehr sagte er nicht, und sie warteten.
Leynard musterte die Waffen der Männer. Die Knarre des Stier-Betas gefiel ihm gut, sie sah übel aus, als könnte man damit ganze Häuserblöcke weghauen. Die der beiden anderen fand er nicht bemerkenswert.
»Ihr habt hier wohl keine Flammenwerfer, oder?«, fragte er Eddie.
Der warf ihm einen Blick zu, als wäre er gerade von einer Toilette angesprochen worden, und machte sich nicht die Mühe zu antworten. Dafür streckte Wolf eine Hand aus, wuschelte Leynard durchs Haar und lächelte kurz. »Tut mir leid, Kleiner.«
Leynard zog eine Grimasse. »Schon gut«, murmelte er und zog sich zwei Schritte zurück, um dem Risiko eines weiteren Angriffs auf seine Würde und die Reste seiner Frisur vorzubeugen.
»Wir sollten sie vielleicht schon mal nach unten bringen«, schlug Wolf vor und deutete auf die bewusstlose Scar. »Falls es hier gleich ein bisschen wilder werden sollte.«
»Wollen wir mal nicht hoffen«, brummte Eddie.
»Nur für den Fall. Gibt es einen Raum, in dem wir sie erst mal einschließen können? Ich weiß nicht, wie vernünftig sie ist, wenn sie aufwacht.«
»Wann wacht sie denn in etwa auf?«
»Stunde? Zwei? Ist schwierig einzuschätzen bei Betas, oder?«
Eddie musterte sie, kratzte sich im Nacken und seufzte. »Wartet hier.« Er verschwand im Fahrstuhlschacht, sie hörten seine Schritte auf metallenen Sprossen. Er blieb eine ganze Weile weg.
»Gefällt mir nicht«, grollte Toro. »Das alles. Das gefällt mir überhaupt nicht. Hier ist irgendwas faul.«
»Selbst wenn, könnten wir im Augenblick nicht viel dagegen unternehmen«, erwiderte Wolf.
Das war keine Antwort, die Leynard gefiel. Nicht nur inhaltlich, sondern vor allem, weil sie ihm nicht besonders markig vorkam.
Er war nicht blöd – ihm war vollkommen klar, dass Serien und Filme mit der Realität nicht viel zu tun hatten. Vor allem, weil sie allesamt von unterschiedlichen Konzernen gesponsert wurden, die, so hatte Jet ihm erklärt, ein Interesse daran hatten, dass bestimmte Bilder vermittelt wurden. Beispielsweise erkannte man bei UI- gesponserten Filmen immer schon am Anfang, wer überleben würde, wenn man darauf achtete, wer die neueste Waffe aus dem Hause trug. Die einzige Überraschung hatten sie bei Kaliber: tödlich letztes Jahr erlebt, in dem die Waffe im Showdown gestohlen und der Besitzer selbst damit erschossen wurde. Das war in dem Sommer gewesen, als UI eine verfeinerte Technologie rausgebracht hatte, bei der biometrische Sensoren an der Waffe angebracht und auf einen bestimmten Träger programmiert wurden – stimmten die Werte nicht überein, ließ sie sich nicht abfeuern.
In der Realität war es weniger berechenbar, wer es schaffte und wer nicht, aber trotzdem galt Jets Leitspruch auch in Wirklichkeit: Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist . Sie würden eines Tages Filme und Serien drehen, die sich nach diesem Motto richteten. Ehrliche Filme, realistische Filme, in denen alles richtig gemacht wurde. Aber: Auf gute Sprüche würden sie nicht verzichten. Davon lebten Filme, erklärte Jet gern, und Leynard fand, dass er recht hatte. Selbst wenn, könnten wir im Augenblick nicht viel dagegen unternehmen – das war nix. Dafür konnte man von niemandem Eintritt verlangen. Der gute Eindruck, den Wolf bei ihm gemacht hatte, als er die Hyäne unterwegs abgefertigt hatte, erlitt erhebliche Einbußen.
Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist . Auf einmal bereitete ihm Jets Lebensmotto Unbehagen. Sein Vater war noch da draußen, und niemand hier schien sich gut vorbereitet zu haben. Nicht dass
Weitere Kostenlose Bücher