Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
ergänzte Morbus tonlos.
Sie kicherte kurz und nervös auf.
»Schaut nach vorn«, wiederholte Argon, »nicht in den Rückspiegel.« Er ließ das Fenster ein Stück herunterfahren, beugte sich hinaus und warf etwas. Kurz darauf zuckte hinter ihnen ein greller Lichtblitz, gerade als sie über eine üble Bodenwelle rumpelten, und Morbus zuckte heftig zusammen. »Beim heiligen Mondk…«
»Fuck«, brüllte Eddie. »Ist dir klar, du Arschloch, dass ich hinter euch gerade durch die Kameraaugen einer hochempfindlichen Drohne schaue?«
»Ich habe euch doch gewarnt.«
»Einen Scheiß hast du! Nicht in den Rückspiegel sehen, hast du gesagt. Ich schaue in keinen Rückspiegel. Sag doch, dass du eine verschissene Blendgranate wirfst!«
Morbus schaute in den Rückspiegel. Der Abstand war etwas größer geworden. »Scheint gewirkt zu haben.«
»Sie berappeln sich gerade wieder«, knurrte Eddie. »Soweit ich das bei all den grünen Flecken vor meinen Augen sagen kann. Wie viele von den Dingern hast du?«
»Noch eine.«
»Dann verschwende die nicht so wie die eben, klar? Ihr habt ein paar Meter gewonnen, die ihr nicht braucht. Großes Kino.«
»Reg dich ab«, sagte Morbus. »Wie viele sind es?«
»Keine Ahnung. Echt nicht, keinen Schimmer. Fahrt einfach, ja?«
»Elf Uhr«, sagte Nova ausdruckslos. Sie klang wie die Ansage eines Bordcomputers.
Ehe er bewusst einsortieren konnte, was sie meinte, ging er instinktiv vom Gas, schwenkte hinter ihr quer über die nicht existente Fahrbahn und sah, was sie meinte: Auf elf Uhr war einer dieser riesigen Felsen, und von dort aus, noch nicht nah, aber auch nicht wirklich weit weg, kam etwas angerast.
»Gutes Dutzend«, steuerte Eddie bei, offensichtlich bei seiner Ehre gepackt, was das Zählen gefräßiger xenobiologischer Lebensformen anging.
»Wir schaffen es nicht«, sagte Nova heiser.
Niemand antwortete. Hinten im Wagen fuhr Argon wieder das Fenster herunter, schob den Lauf der Laserkanone hinaus und begann zu feuern.
»Na gratuliere«, sagte Sky. Sie kauerte auf dem Tisch im Aufenthaltsraum der Virago , oder was auch immer es für ein Raum sein mochte, und betrachtete ihn kopfschüttelnd.
Nox beachtete sie nicht, sondern schaute sich um. In der Küche fand er eine wunderschöne Frau, die nie geatmet hatte und jetzt in verwesungsfreier Leichenstarre auf dem Boden saß, den Blick auf eine Ladestation gerichtet. Einige Schranktüren standen offen, es herrschte ziemliches Durcheinander. Er schnüffelte, roch Fleisch, war aber satt und vermerkte es in seinem Hinterkopf für später. Erst einmal schlich er im schwachen Licht der glimmenden Streifen und Pfeile an Wänden und Boden zum Cockpit, darauf bedacht, keine Erschütterungen zu verursachen. Draußen war es nicht still geworden, aber das wilde Kreischen vor der verschlossenen Tür des Mannschaftsquartiers war verstummt.
»Sieh an«, sagte er leise und ließ sich in einen der Sitze gleiten. Es war ein großes Cockpit, jedenfalls wenn man die verwarzten Schuhkartons der Shuttles gewöhnt war, die SE den hochgeschätzten Mitarbeitern am untersten Ende der Nahrungskette zugestand, in die man seinen Piloten mit vereinten Kräften hineinschieben musste, damit er es durch die Tür schaffte. Drei Sitze, ein respektabler Schirm in kleidsamem Schwarz, das vermutlich exakt das widerspiegelte, was draußen wirklich zu sehen gewesen wäre, würde er noch funktionieren. Genug Platz, um fast aufrecht zu stehen und sich vorsichtig umzudrehen … in seinen Augen war dies hier die Präsidentensuite unter den Cockpits.
Die Virago atmete Schweigen und hatte bereits angefangen zu vergessen, wer hier gelebt hatte und was geschehen war. Er strich über die Kontrollen und verspürte seltsame Feierlichkeit bei dem Gedanken, dass er in einem verlorenen großen Schiff saß, das möglicherweise in hundert oder tausend Jahren wieder ausgegraben wurde und für große Aufregung sorgte.
»Ach, Freiheit und Reichtum«, spottete Sky und schmiegte sich in den Navigatorsitz, als hätte sie nie woanders gesessen. »Jetzt gehört sie ganz dir, die Virago . Freust du dich?«
»Für dieses Schiff bist du gestorben«, erinnerte er sie.
Verärgert, als sei es ungehörig, sie daran zu erinnern, zuckte sie mit den Ohren. »Ganz so direkt ist der Zusammenhang nicht.«
»Direkt genug. Es ist ganz schön groß, nicht?«
»Für ein Schiff, auf dem man mehr als ein paar Stunden am Stück Zeit mit einer Menge anderer Leute verbringen muss?« Skeptisch verzog sie das
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