Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
wenn er sie oben schreien hörte, möglicherweise als Letztes seinen Vater, der nach unten rief: »Du musst überleben, mein Sohn!« –, etwas Persönlicheres fiel Leynard nicht ein. Dann sich schließende Türen und die schreckliche Gewissheit: Er und Scar waren die letzten Überlebenden des Raumfrachters Virago .
Er leuchtete eine der Kisten an, sie bestand aus splitterfreiem, ultraleichtem Kunststoff. Er setzte sich darauf und stellte sich vor, wie er durch die Anlage streifte und den Strom wieder in Gang kriegte. Natürlich musste er dabei ein Teil irgendwoher holen, wo alles mit Aliens verseucht war, und als er es knapp geschafft hatte, fiel ihm eine schwere Hand auf die Schulter. Er erschrak, aber es war nur Scar, die röchelte: gut gemacht!
»Und dann finden wir heraus, dass das hier das Quartier von Weltraumpiraten war«, sagte er zu Scar. »Wir setzen einen Notruf ab, aber keiner glaubt daran, dass wir noch leben, nur Jet, mein bester Freund. Er stiehlt ein Shuttle und macht sich auf den Weg, um uns zu retten. Er schießt sich den Weg frei, aber irgendwann haben sie ihn fast. Wir können ihn retten, denn inzwischen haben wir irgendwo in einer vergessenen Waffenkammer Flammenwerfer entdeckt. Es wird sehr knapp, aber wir schaffen es. Aber …« Er überlegte. »Bei der Landung ist Jets Shuttle zerstört worden, aber wir entdecken ein anderes in der Anlage. Draußen ist noch immer alles voller Aliens. Wir schaffen es, das Shuttle der Piraten zu reparieren, und starten. Wir wollen nach Hause, aber unterwegs holen sie uns ein und greifen an, und da entdecken wir, dass wir einen Schatz an Bord haben. Irgendwas total Wertvolles. Sie fangen uns mit einer Art Traktorstrahl ein und wollen uns töten, aber sie haben nicht damit gerechnet, dass wir uns wehren können und einen Justifier dabeihaben. Wir machen sie alle kalt, es wird sehr knapp, aber am Ende gewinnen wir.« Grübelnd starrte er sie an. Es musste am Ende noch eine interessante Wendung geben, sagte Jet. Ohne interessante Wendung taugte das alles nichts.
Vorsichtig näherte er sich Scar, kauerte sich vor ihr nieder und leuchtete ihr ins Gesicht. Ihre Augen waren einen winzigen Spalt offen, er sah blutunterlaufenes Weiß. Sie war noch immer bewusstlos.
»Dann auf einmal wendest du dich gegen uns. Es stellt sich raus, dass du von Anfang an hinter dem Schatz her warst und wir nur deinetwegen hier gelandet sind, weil du die Maschinen manipuliert hast. Weil du uns magst, lässt du uns am Leben, aber du haust mit dem Shuttle ab. Wir kriegen es hin, das Piratenschiff zu manövrieren, aber Jet ist völlig fertig, weil wir jetzt doch wieder in unsere blöde Siedlung zurückmüssen und ich zu meiner Mutter und er zu seiner Schwester. Na gut, eigentlich ist seine Schwester ganz cool, aber im Film halt nicht. Tja, und da zeige ich ihm, was ich gemacht habe. Ich habe nämlich das wertvollste Stück aus dem Schatz an mich gebracht, als wir noch nicht wussten, was mit dir los ist. Weil das Glück den bevorzugt, der vorbereitet ist. Und da haben wir also ein riesiges Schiff und einen Schatz, und wir beschließen, dass wir nicht mehr nach Hause zurückkehren. Ende.« Zufrieden betrachtete er seine Antagonistin und fand, dass sie dafür bestens taugte. Wenn man ihr hässliches Gesicht ignorierte – die Figur schien ihm ganz gut zu sein, soweit es unter der leicht gepanzerten Kleidung zu beurteilen war. Und im zweiten Teil konnte Scar dann Jagd auf sie machen. Klar, ein bisschen musste man die Story noch glattschleifen, aber im Großen und Ganzen gefiel es ihm sehr gut.
Stille. Dunkelheit. Er lauschte.
Es war nichts zu hören.
Er fragte sich, wo sein Vater jetzt war. Ob es nicht alles ein bisschen sehr lange dauerte. Und er machte sich klar, dass er darauf hätte bestehen müssen, eine Waffe zu bekommen. Gar nichts hatte er. Zögernd leuchtete er an Scar entlang und fand ein leeres Holster – offenbar hatte Wolf ihr die Waffe abgenommen. Natürlich.
Der Strahl der Taschenklampe wanderte weiter zur zweiten Kiste. Er starrte sie an.
Wenn er nichts von oben hörte, drang sicher auch kein Laut von hier unten an die Ohren der Männer dort hinauf, richtig?
Er fragte sich, was Jet wohl gesagt hätte, wäre er jetzt hier.
Mach auf , dachte er. Mach das Scheißding auf, das würde er sagen .
Kurz entschlossen stand er auf. Die Kiste war offenbar schon einmal geöffnet worden, er bekam sie problemlos auf und leuchtete erwartungsvoll und mit jagendem Herzen hinein,
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