Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Stelle.«
Wieder Schweigen. »Na gut«, sagte Arris. Er klang erfreut. »Kann ich machen. Irgendwelche Wünsche? Over.«
»Fang doch mit Burning Rain an. Passt ganz gut, oder?«
»Richtig. Hätte ich selbst drauf kommen können. Sorry. Over.«
Viel Text hatte Arris tatsächlich nicht drauf, selbst der Refrain lautete bei ihm: And I mhmhmmmm, mhmhm my bane, I mhmhmhhhhh rain, burning acid rain mhmhmmmm , aber es war trotzdem so nett, dass Morbus ihn nicht für die Frage unterbrach, ob es seine echte Stimme war oder irgendeine Software.
»Kann sein«, funkte ihn Eddie an, »dass ich dich dafür umlege, wenn Argon nicht schneller ist.«
»Kann sein«, antwortete Morbus friedlich, warf einen Blick auf die reglose Nelly und fragte sich, ob sie Arris wohl hören konnte. Er hoffte es, es hätte ihr gefallen.
Eine halbe Stunde später fanden sie die Höhle.
5
Datum: 24. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Wrack des Raumfrachters Virago
Es dauerte eine Weile, bis es Argon gelang, die Lähmung abzuschütteln. Sie hatte keine körperlichen Ursachen, er war unverletzt, nur ordentlich durchgerüttelt. Seine schlimmste Verletzung, soweit er es überblickte, war die aufgebissene Lippe. Der Geschmack des eigenen Bluts füllte seinen Mund, das strudelartige Chaos Tausender drängender Fragen seinen Kopf. Und Zorn. Richtungslos, betäubend. Sechs Monatsraten und eine kleine Kassette aus Ultrastahl in seinem Quartier. Zum ersten Mal seit gefühlten Jahrzehnten hatte er sich ganz kurz den Gedanken daran gestattet, dass es mit den finanziellen Sorgen bald vorbei sein mochte. Und dann verlor er sein Schiff. Nicht die Ladung, nicht ein Triebwerk, nicht das Bordsystem oder den Reaktor, was alles schlimm genug gewesen wäre. Nein, er verlor das ganze verdammte Schiff. Das fiel nicht mehr unter Pech, das fiel auch nicht mehr unter die Prämisse, dass das Leben einen immer mit neuem Dreck bewarf, sobald man glaubte, bald endlich wieder frei durchatmen zu können, wenigstens für eine Weile, ein paar Tage, ein paar Wochen – vielleicht sogar, davon wagte er ja inzwischen kaum mehr zu träumen, für ein paar friedliche und problemlose Monate .
Das hier war kein neues und ärgerliches Problem. Es war seine Vernichtung.
Nicht mal eine Versicherung hatte er abgeschlossen – das Teuerste, was es zu versichern gegeben hätte, war der Antrieb. Die Versicherung hätte er mit einem Gutachten über den Schätzwert problemlos bekommen, aber wenn er dann eines Tages tatsächlich solche ungeheuerlichen Summen geltend gemacht hätte, wären sie unausweichlich auf die Idee gekommen, sich mal nach der Herkunft des versicherten Objekts zu erkundigen, lückenlose Dokumentation auf einmal obligatorisch. Da machte sich der Schwarzmarkt nicht gut.
Dass die vier Monatsraten im großen Lager noch etwas wert waren, bezweifelte er stark. Ebenso, dass die Passagiere die zweite Hälfte ihrer Transportgebühr zahlen würden. Falls sie überhaupt noch lebten. Und überhaupt war das alles scheißegal. Sein noch längst nicht abbezahltes Schiff war ein Wrack, und er war ruiniert. So einfach war das. Daran gab es nichts zu beschönigen.
Nova stöhnte. Argon wandte den Kopf. Seine Pilotin lag über dem Kontrollpult, die Hände hineingekrallt, und zitterte. So langsam, als bewegte er sich durch Teer, öffnete er seinen Gurt und beugte sich zu ihr. »Nova?«
Sie hob den Kopf. Die grauen Augen standen voller Tränen. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. Für einen Augenblick nahm er an, sie meinte ihn, seine Situation, aber dann brach aus ihr heraus: »Das arme Schiff! Oh, die arme Virago! Hast du es gehört? Hast du gehört, wie sie geschrien hat?«
Kurz verschloss ihm ein unbenennbares Gefühl den Mund. Es rollte heran, wollte ihn verschlingen und flüsterte ihm zu, er solle sie am dichten aschblonden Haarschopf packen und ihr Gesicht auf die Kontrollen schmettern, bis die verdammte Jump ganz und gar eins geworden war mit ihrer beschissenen Virago .
»Es ist nur ein Schiff, Nova«, zwang er sich zu sagen, seine Stimme klang ruhig, nur seine Brust hob und senkte sich zu rasch. »Bist du verletzt?«
Unter Tränen blinzelte sie ihn an, offenbar erstaunt über die Frage. Unbeholfen tastete sie an sich herum. Ihr Haar schien noch wilder abzustehen als sonst. »Nein. Ich glaube nicht.«
»Gut. Schau, ob wir noch irgendwelche Energiereserven haben und ob du die Kommunikationssysteme wieder zum Laufen bekommst. Und die Protokolle extern
Weitere Kostenlose Bücher