Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
»Aber ich weiß, wie es dazu gekommen ist, dass er einer geworden ist.«
Augenblicklich war sie von Kopf bis Fuß angespannt. »Und du erzählst es mir? Ist es nicht so schlimm?«
»Wie man es nimmt.«
»Oh.«
»Na, wenn du nur zwei Jahre fürs Falschparken absitzen musst, dann ist es kein reizvolles Angebot, wenn einer kommt und sagt, hey, tritt in unsere Dienste, riskier für so ein paar Konzernärsche dein Leben, und mit einer Überlebenswahrscheinlichkeit von zwei Prozent oder so bist du nach fünf Jahren Dienstzeit wieder draußen.«
»Zwei Prozent?«, wiederholte sie entgeistert.
»Ja. Viel mehr ist es nicht. Allerdings ist das natürlich die inoffizielle und aus dubiosen Quellen hochgerechnete Gesamtstatistik. Bei StellarExplorations , wo Argon war, dürfte die Überlebenswahrscheinlichkeit etwas höher sein als bei …«
»Egal! Also ist er verurteilt worden. Für was?«
»Mord.«
Das saß ganz ordentlich. Sie hatte erwartet, dass er herumdruckste, aber er knallte es ihr einfach so hin. Sie schluckte. Sie hatte es ja wissen wollen. »Und wen hat er ermordet?« Streng genommen war es ja auch Mord gewesen, als er Little erschossen hatte. Mit manchen Sorten Mord ging sie, was auch immer das über sie aussagte, gnädiger um als mit anderen.
»Einen gestandenen Familienvater mit vollkommen reiner Akte. Übrigens im Gegensatz zu Argon, der hatte schon mit dreizehn seinen ersten Eintrag, und das auch nur deshalb, weil er sich vorher nicht hat erwischen lassen.«
Ihr Mund war trocken. »Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Raus damit. Ich kann damit umgehen.«
»Der Typ hat Argons beste Freundin überfahren. Vor seinen Augen. Argon war schon immer jähzornig. Immer. Falsches Weihnachtsgeschenk? Bämm! Irgendein Speicherstand bei einem Spiel, der verloren gegangen ist? Bämm! Ein armer Idiot, der ihn angerempelt hat? Bämm! Ich bin platt, wie er es inzwischen im Griff hat. Den Jähzorn haben sie ihm gründlich ausgetrieben bei SE. Oder jedenfalls fast. Du hast ihn ja vorher nicht gekannt – glaub mir, es ist befremdlich, so eine Veränderung bei jemandem zu sehen, den man schon so lange und ganz anders kennt, aber es ist eine Verbesserung. In der Hinsicht war es wirklich ein Segen. Für ihn und für alle anderen.«
»Jetzt hör doch auf mit dem Gefasel!«, schnauzte sie ihn an. »Der Typ hat Argons beste Freundin überfahren? Und dann?«
»Dann ist er ausgestiegen und hat gesagt, Argon solle sich mal nicht so anstellen. Da hat Argon ihn totgeprügelt. Hat ihn zusammengeschlagen und dann sein Gesicht immer wieder auf den Asphalt gezimmert. Sie konnten ihn danach nicht mal mehr am Gebiss identifizieren. Also, höchstens anhand der hinteren Backenzähne.«
»Er hat gesagt, er soll sich nicht so anstellen?«, entfuhr es Nova ungläubig. »Er überfährt eine Frau und sagt zu ihrem Freund, er soll sich nicht so anstellen? Das sind ja wohl mindestens mildernde Umstände. Wie lange hat er bekommen?«
»Arbeitslager auf so einem grauen kleinen Steinklotz von einem Planeten. Schlimmer als der hier. Lebenslänglich. Also ungefähr vier Jahre, das ist dort nämlich die durchschnittliche Lebenserwartung.«
» Was? «
»Tja. Der Mann war unbescholten, Argon vorbestraft. Außerdem gab es da noch ein kleines Problem mit der Freundin.«
»Wieso mit der Freundin? Ich dachte, die war tot?«
»War sie auch. Aber sie war ein bisschen … anders.«
»Eine Beta?«, fragte Nova. »Das war, bevor den Betas wenigstens zum Teil Menschenrechte eingeräumt wurden, oder? Durfte man denn zu der Zeit einfach so Betas umbringen, ohne dass man dafür zur Verantwortung gezogen wurde? Ich habe die Rechtslage nie so genau verfolgt.«
»Nicht ganz Beta. Doppelte tierische Ahnen. Null menschliche.«
»Eine … Voll-Beta?«, fragte Nova, jetzt völlig verwirrt.
»Mensch!« Er grunzte vor Lachen. »Ein Hund. Es war ein Hund. Argon hat einen Menschen getötet, weil der seinen Hund überfahren hat.«
Lange starrte sie ihn nur an. »Aber«, sagte sie. »Aber … der hat gesagt, er soll sich nicht so anstellen?«
»Genau das hat er gesagt.«
»Das …« Sie kratzte sich am Kopf. »Ich finde das Urteil nicht in Ordnung. Ich … er hat sein Leben für einen Hund weggeschmissen?«
»Richtig.« Er boxte ihr leicht gegen die Schulter, und sie flog fast vom Feldbett. »Ich wusste, dass dir das gefällt. Schau, so ist es nämlich – Argon ist jemand, der für seinen Hund ins Arbeitslager geht. Also, nicht in dem direkten
Weitere Kostenlose Bücher