Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Finger krümmen. Verzweifelt sehnte sie sich danach, dass das Gefühl in ihre Hände zurückkehrte. Aber als es das kurz darauf tat, wusste sie nicht mehr, weshalb sie das gewollt hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendetwas auf der Welt mehr wehtun konnte. Nicht mal ein Schuss aus einer verdammten Laserwaffe.
29
Datum: 27. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Anlage
Wenn jemand Morbus vor Antritt seines Diensts als Justifier gefragt hätte, womit er in den kommenden Jahren wohl seine Zeit verbringen würde, wäre »mich zusammen mit einem Stier-Beta in einem Klo einschweißen« mit großer Wahrscheinlichkeit ziemlich weit unten auf der Liste gelandet. Aber die Türen des Fahrstuhls bekamen sie nicht zu, und somit war die Tür zu den Toiletten die einzige, die sie zwischen sich und die Lucies bringen konnten. Die Überlegung, einen Haufen Kisten in den Schacht zu werfen und ihn so zu verstopfen, hatten sie verworfen … unwahrscheinlich, dass sie genug Kisten geschafft hätten, ehe die Biester da waren. Dafür schwebte dort die bewaffnete Drohne, und vor dem Büro war die winzige Reparaturdrohne positioniert, damit sie halbwegs rechtzeitig wussten, wenn etwas kam.
»Scheiß-Ultrastahl«, brummte Toro und drehte den Schweißbrenner voll auf. »Schmilzt der überhaupt?«
»Dauert halt eine Weile«, erwiderte Morbus, der an der anderen Seite der Tür arbeitete und sich heimlich dasselbe fragte.
Hinter ihnen schickte Eddie seine letzte Drohne durch den Wartungsschacht nach unten, während Arris ein Loch in den Boden bohrte, um einen Stahlhaken zu befestigen, der Toros Gewicht halten würde. Die Toiletten bestanden nur noch aus Löchern im Boden, alles bis auf die Abdeckung des Wartungsschachts war abgebaut worden und befand sich irgendwo in einer Kiste.
»Hab ich durchaus schon gemerkt, dass das dauert.« Toros Fell war schweißnass und kräuselte sich um die Hörner, an den Schläfen und an der Stirn. Immerhin, allmählich waren erste Ergebnisse zu sehen. Die Brenner brauchten eine Weile, um auf volle Leistung hochzufahren.
»Schon was zu sehen?«, fragte Morbus Eddie.
»Nee. Nix. Sag ich dann schon.«
Aus dem Augenwinkel fing Morbus einen Blick des Jungen auf. Wie hieß er noch gleich – Leynard? Er war sehr blass und still, aber er hatte weder einen hysterischen Anfall bekommen noch stand er irgendwem im Weg. Wenn er bedachte, was der Bengel in den letzten Tagen alles mitgemacht hatte – Respekt. Morbus lächelte ihm zu, ehe er sich wieder seiner Arbeit zuwandte. »Wird schon.«
Ein Schulterzucken.
»Such schon mal das Klettergeschirr aus deinem Rucksack«, wies Argon ihn an, der mit dem Lasergewehr dastand und wichtig aussah, obwohl er nichts zu tun hatte.
Für einen kurzen Augenblick stand Leynard reglos da, dann setzte er seinen Rucksack ab und begann darin herumzuwühlen, offenbar froh, etwas zu tun zu haben. Arris war fertig mit seinem Loch und hieb mit zwei kräftigen Schlägen einen Kletterhaken hinein.
»O scheiße«, sagte Eddie und suchte nach seinem eigenen Geschirr. »Da kommen sie.«
»War ich das? Als ich den Haken eingeschlagen habe?«, fragte Arris erschrocken, und Eddie antwortete mit einem Schulterzucken.
»Wir sind noch nicht fertig«, protestierte Toro.
Eddie schnaubte. »Sag das denen. Drei Stück … vier. Still.«
Die Anweisung galt nicht für die Schweißbrenner, das war allen klar, also war sie eigentlich nutzlos. Ohnehin glaubte Morbus nicht, dass die Sinne der Viecher derart fein entwickelt waren, dass sie es dort unten wahrnahmen, wenn sie hier oben redeten. Sehr viel eher würden sie auf die Schwingungen der großen Drohne reagieren, auf Gerüche, am wahrscheinlichsten auf das Getrampel ihrer Kollegen oben. Trotzdem schwieg auch er eisern und schweißte verbissen weiter. Phänomenal war das Ergebnis nicht – mit noch so viel Verbissenheit konnte er weder den Schweißbrenner dazu bringen, heißer zu brennen, noch den Stahl dazu, sich schneller der Hitze zu fügen. Aber ganz langsam schloss sich die Schweißnaht.
»Fünf, sechs … Mann. Weiter zähl ich jetzt nicht. Viele. Viele!« Eddie, der bereits sein Geschirr trug, befestigte das Stahlseil im Haken, schloss kurz die Augen und nickte Arris zu. »Riesenhöhle, wie auf dem Holo. Seil reicht bis zu diesem schmalen Absatz unten, schwing dich rüber und mach es dort irgendwie fest.«
»Eieiei«, machte Arris, der kein Geschirr trug und auch keine Kletterhandschuhe, sondern nur Rucksack und
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