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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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das Mondlicht floss über ihre Rücken wie Vanillesauce. Orientierungslos schwankten sie umher, und er schaute zu und konnte sich nicht entscheiden, ob er sie schön oder hässlich fand. Wie die klobigen MPs der beiden Betas entsprachen sie ganz dem Prinzip form-follows-function , da war kein Schnörkel, kein Zierrat, keine Spielerei. Ihre Beine waren zum Laufen da, die Krallen und Zähne zum Reißen, mehr nicht, sie trugen weder hübsch geflecktes Fell noch glänzende Schuppen noch schmeichelte ihr symmetrisch geschnittener Schädel oder der schöne Schwung ihres Rückgrats dem Auge des Betrachters. Alles an ihnen taugte entweder für die Jagd oder für die Verdauung, und diese Konsequenz gefiel ihm.
    Interessiert beobachtete er, wie sie sich allmählich berappelten, wie ihre Schritte sicherer wurden, wie ihre Verwirrung Gereiztheit wich. Ihm wurde klar, auf einer dumpfen, primitiven Ebene, dass die Explosionen sie geweckt hatten und sie in der Erwartung von Beute herausgekommen waren. Er beobachtete sie und kam zu dem Schluss, dass sie so leichtfüßig auf den Felsen springen würden wie er selbst. Dass diese sieben, wach und auf der Jagd, ihm unter Umständen durchaus gefährlich werden konnten.
    »Sie würden dich zerfleischen«, flüsterte Sky ihm ins Ohr. »Du zerlegst mit den Händen den einen, mit den Füßen zugleich den zweiten, den dritten beißt du in zwei Stücke, und die übrigen vier reißen dir das Fleisch von den Knochen, dein Blut fließt über ihre bleiche Haut, und dann reitest du mit mir bis in alle Ewigkeit auf den Mondstrahlen. Kein Schmerz mehr, keine Angst, keine Träume, kein Warten auf den Schlaf, der nicht kommen will.«
    »Verlockend, mein Herz«, flüsterte er zurück, ohne den Blick von den Gestalten zu wenden, die unruhig wie wütende Hunde herumstöberten, suchten, weite Kreise zogen, immer hektischer. Lucies war ein unpassender, ein respektloser Name, der ihm nicht gefiel. Er taufte sie die Jäger , und während er ihnen zuschaute, wünschte er sich, er könnte sich in einen von ihnen verwandeln.
    Unvermittelt hielten sie inne, ein verstreutes Rudel unruhiger Gestalten. Senkten die schmalen Köpfe. Hielten ganz still. Und dann schossen sie los, wie auf ein geheimes Zeichen, das er nicht wahrnehmen konnte. Direkt auf die Anlage zu, in der die Betas verschwunden waren.
    Spätestens der Geruch bestätigte Stray, dass hier niemand mehr lebte. Es war diese unverwechselbare Mischung aus ungeatmeter Luft, aufgewirbeltem Staub, der über Jahre oder Jahrzehnte friedlich dagelegen hatte und nun bei jeder Regung in ganzen Wellen aufstieg, und Vergessen, so alt, dass es sich ablagerte wie eine Sedimentschicht.
    Hinter dem kurzen Gang lag eine große Halle, so aufgeräumt wie frisch erbaut, allerdings entsetzlich staubig. Es war so dunkel, dass er zwei Lidschläge brauchte, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten. Alles atmete Stille.
    »Oh, ja«, nörgelte Scar und ließ die winzige Drohne, die sie von der Virago mitgenommen hatten, von ihrer Handfläche aufsteigen. »Genau dafür hau ich ein halbes Kilo hochpotenten Stoff raus und jage zwei dicke Stahltüren in die Luft. Für ein bisschen Scheißstaub.« Sie hustete. »Vielen Dank auch.«
    Stray antwortete nicht. Weit fort, am anderen Ende der Halle, klaffte das dunkle Rechteck einer offenen Tür, zu ihrer Linken gab es einen breiten Durchgang, auf den die Drohne zusteuerte. Sie war nicht sehr leistungsstark, eine winzige Erkundungsdrohne – Nachtsicht-Kamera und Wärmescan, mehr nicht. Dafür leise und unauffällig. Nicht dass das hier eine große Rolle spielte.
    »Bist du etwa immer noch sauer wegen dem bisschen Bumms?«, wollte Scar wissen.
    »Quatsch. Ist ja schon mindestens drei Minuten her.«
    »Anders wären wir nicht reingekommen. Entspann dich mal.«
    »Halt mal kurz die Klappe«, erwiderte er. »Einfach nur so.« Ganz sicher würde er jetzt keine Diskussion darüber anfangen, dass sie ihre Fähigkeiten sehr unterschiedlich einschätzten, wenn es um Sprengstoff ging.
    Sie senkte den Kopf und schaute auf den kleinen Bildschirm ihres JUST s, auf dem zu sehen war, was die Drohne aufnahm: Im Nebenraum gab es eine Theke, die den Raum in zwei Bereiche schnitt, im Regal hinter der Theke standen ein paar vergessene Flaschen, stumm und eingehüllt in Mäntel aus Staub. Mit einer Daumenbewegung auf dem Steuerfeld ließ sie die Drohne rotieren, dann kam das Ding wieder zurück. Obwohl Stray wusste, dass sie da war, hatte er Mühe, sie

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