Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
ihn beobachten. Dabei sprang er auf Gennaro zu, der zitternd am Boden lag und dennoch versuchte, die Waffe wieder auf ihn zu richten.
Aleksej schoss ihm mitten ins Gesicht.
»Na? Wie fühlt sich das an?«, kreischte er, doch Gennaro rührte sich nicht mehr, die Hand mit der Waffe fiel kraftlos zu Boden. Das Töten ging schnell, was dauerte, war der Entschluss, es zu tun.
»Na?« Aleksej stieß ihm mit der Fußspitze in die Seite und fragte erneut: »Wie fühlt sich das an, so mit weggeschossenem Gesicht?«
Natürlich bekam er keine Antwort.
Bist du dir sicher, dass er von euch beiden der Irrsinnige war? , fragte die Stimme in seinem Kopf.
»Schnauze!«, brüllte Aleksej. Er wusste nicht einmal, ob er die Frage eben wirklich an den toten Nashornbeta gerichtet hatte.
»Für mich fühlt es sich großartig an. Großartig! Hörst du?« Er starrte in das zerfetzte Gesicht, spürte das Adrenalin und die Aufputschpille und die brennende Wut und alles Mögliche durch seine Adern rasen, doch Freude und Glück waren nicht dabei. Das würde sich schon noch einstellen, wenn er erst wieder zu Atem gekommen war.
Ja , dachte er. Er hatte es geschafft.
»Das war für dich, Doreen«, murmelte er, doch auch sie antwortete nicht. Alles, was in seine Ohren drang, war das Heulen des Windes.
Er starrte auf Gennaro hinab und wartete auf das Gefühl der Befriedigung. Es kam nicht, doch der Hass in ihm wurde schwächer, das Verlangen zu töten, der Rachedurst. Es war ein erster Schritt in Richtung inneren Frieden. Gerechtigkeit.
»Warum hast du sie nur erschossen, verrücktes Nashorn?«, fragte er. »Wir waren Kameraden. Du hast mir das Leben gerettet, ich dir. Und jetzt? Warum hast du mit dem ganzen Irrsinn angefangen?«
Kindergarten , höhnte die Stimme in seinem Kopf. Er war’s, er hat aber angefangen. Rabääää!
»Ich hab dir gesagt, du sollst die Schnauze halten«, murmelte Aleksej, auch wenn er wusste, dass sie sich nicht daran halten würde. Er wusste nur nicht, was die Stimme wollte, ihm schien es, als wäre es immer etwas anderes, als wäre sie immer gegen ihn. Eine Stimme, die einfach meckern und höhnen wollte. Wenn er nicht darauf hörte, würde sie schon wieder verstummen.
Erst jetzt sah er nach seinem Arm und stellte fest, dass er einen leichten Streifschuss erlitten hatte. Zum Glück hatte Gennaro mit den Waffen eher herumgefuchtelt als gezielt.
Er riss sich einen Fetzen von Gennaros Uniform ab und improvisierte daraus einen Verband. Nicht der sauberste, aber erst einmal galt es, die Blutung zu stoppen. Um alles andere würde er sich später kümmern.
Noch einmal sah er zu Gennaro, dann ging er davon. In Richtung Baba Yaga . Er schien gerade eine Glückssträhne zu haben, und die sollte er nicht verstreichen lassen, ohne sich um Howard zu kümmern.
29
31. Dezember 3041 (Erdzeit)
Planet: Deadwood
Ohne Gennaros Schüsse und irres Gebrüll war es merkwürdig still im Nebel, und für einen kurzen Moment flaute sogar der Wind ab. Nichts regte sich mehr. So musste der Tod aussehen, ewiges, regloses, helles Grau, nur die gelbliche Färbung war zu lebendig.
Dann kehrte der Wind heulend zurück, und die Schemen zeigten sich zahlreicher als zuvor, als wüssten sie, dass ihr Jäger tot war und sie nun unbehelligt über den Planeten wandeln konnten.
Na, wer ist hier der Verrückte?
Aleksej achtete weder auf die Schemen noch auf die penetrante Stimme und hielt sich in Richtung Baba Yaga . Er hatte keinen Plan, aber wozu auch? Er wusste nicht, wie die Situation im Raumschiff war, er würde sich einfach auf seine Glückssträhne verlassen.
Und dann stand unvermittelt Pavel vor ihm, eine leichte Rüstung in weiß-grauen Tarnfarben am Leib, das schwere Gewehr in den Händen, den Lauf jedoch zu Boden gerichtet. Überrascht starrten sie sich an.
Zieh! , drängte die Stimme in Aleksejs Kopf, und sie hatte Recht, doch weil er beschlossen hatte, sie zu ignorieren, hielt er die Waffe bockig zu Boden gerichtet. Er würde ihr nicht gehorchen.
Zieh, du verrückter Idiot!
Vielleicht war er wirklich verrückt, aber das ließ er bestimmt nicht von einer Stimme in seinem Kopf diagnostizieren.
Auch Pavel hob die Waffe nicht, sein Arm hatte nicht einmal gezuckt. Sie musterten sich, und Aleksej konnte in den Augen des Wolfsbetas mehr Neugier und vorsichtiges Misstrauen lesen als Hass.
»Und jetzt?«, fragte er nach einigen Sekunden der Stille.
»Wer hat da hinten geschossen?«
»Gennaro.«
»Und?«
»Er ist
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