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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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verzichten.«
    Abwehrend hob sie die Hände. »Hey, ich mach das ganz wie du willst. Du bestimmst die Richtung, und ich bringe das genau so rüber. Die Leute sehen nur das, was wir ihnen zeigen wollen. Entweder du lässt sie selbst über die Partie quatschen, oder wir zeigen ihnen die Bilder, die wir auswählen. Was ist dir lieber?«
    »Du hast die Partie aufgezeichnet?«, fragte er überrascht, statt auf ihre Frage zu antworten.
    »Natürlich. Das mach ich in solchen Fällen so gut wie immer.«
    »Auch jetzt?«
    »Nein. Jetzt reden wir ja nur. Vorhin wollte ich auch lediglich ein paar Stimmungsbilder von einer Pokerrunde machen. Die Mischung am Tisch war optisch spannend, darum bin ich eingestiegen. Authentisches Material, du verstehst? Nicht gestellt, nicht gecasted.«
    Aleksej nickte. Optisch spannend klang immerhin fast nach einem Kompliment. Und plötzlich fiel ihm ein, woher er sie kannte, eine Formulierung oder die Art, wie sie gerade die Hände bewegt hatte, musste eine Verknüpfung in seinem Hirn hergestellt haben.
    »Jetzt hab ich’s. Du moderierst diese Boulevardsendung bei GalaxyView.«
    Sie lächelte, als hätte er etwas gewonnen. Vielleicht dachte sie auch, sie hätte nun bei ihm gepunktet, weil er sie als Promi erkannt hatte, aber das Gegenteil war der Fall: Er hatte nur drei Minuten der Sendung ertragen, sie war furchtbar gewesen. Ein bisschen schrill, ein bisschen anzüglich, ein bisschen anbiedernd und eigentlich kein bisschen intelligent. Das Schlimmste war für ihn gewesen, wie eine freie Beta gegenüber Menschen im Studio und den menschlichen Zuschauern agiert hatte, nicht selbstbewusst, sondern als wäre sie dankbar für ihre Freiheit, nicht sauer auf die Jahre der Unterdrückung.
    » Chez Lydia .« Sie nickte. »Ich bin Lydia Lemont.«
    »Und das soll in dieser Sendung gezeigt werden?«, fragte Aleksej wenig begeistert.
    Ihr Lächeln erstarb. »Kein Fan?«
    »Ich hab’s nur fünf, vielleicht zehn Minuten gesehen«, antwortete Aleksej ausweichend und schlug dabei aus Freundlichkeit ein wenig Zeit drauf.
    »Kein Fan. Verstehe.« Sie schürzte die Lippen.
    »Sagen wir einfach, ich hab zu wenig gesehen, um mir ein Urteil zu erlauben. Und der erste Eindruck von dir in echt war sehr viel positiver.« Das Süßholzraspeln verlernte man im All, wenn man es je beherrscht hatte.
    »Eindeutig kein Fan der Sendung.« Aber sie lächelte wieder. »Da haben wir was gemeinsam.«
    »Bitte?«
    »Es ist ein Job. Der Einzige, der mir in einem großen Sender angeboten wurde. Es ist ein Anfang, die Dominanz der reinen Menschen in den Medien zu unterwandern. Es ist nicht das Format, in dem ich bleiben will.«
    »Irgendwo muss man anfangen«, sagte Aleksej. Er sah es noch immer als Anbiederung. Wäre er frei, würde er sich für so etwas nicht hergeben. Aber er hatte jetzt einfach keine Lust, sich mit ihr zu streiten, und trotz allem noch immer eine kleine Hoffnung, in ihrem Bett zu landen.
    »Hör zu, ich kann die Bilder wirklich so schneiden, dass du sympathisch und lässig rüberkommst. Kein Opfer, mit dem man Mitleid hat. Ich bin selbst Beta, ich weiß, wie wichtig ein entsprechender Ruf als Justifier ist. Kein Mitleid, versprochen.«
    »Ein Verlierer ist und bleibt ein Verlierer.« Was verstand sie daran nicht? Er wollte nicht sympathisch rüberkommen, nicht als jemand, den Niederlagen nicht jucken, er wollte ein Gewinner sein.
    Energisch schüttelte sie den Kopf und sah ihn wieder intensiv an. Er mochte nicht wissen, wie viele Enthüllungen sie diesen unergründlichen Katzenaugen zu verdanken hatte. So kalt wie möglich starrte er zurück. Nein, er würde nicht klein beigeben.
    »Weißt du, wer die wirklichen Verlierer in dem Spiel waren?«, fragte sie. »Der Glatzkopf, der Heavy und ich. Wir waren beim faszinierendsten Spiel im Starluck seit Ewigkeiten dabei und hatten nichts in der Hand. Wie du waren wir dabei, aber unsere Namen und Karten werden bald vergessen sein, wenn sie überhaupt je erwähnt werden. Wahrscheinlich existieren wir bereits jetzt in den kursierenden Berichten und Gerüchten schon nicht mehr, herausgekürzt, weil zu belanglos. Belanglos«, wiederholte sie das Wort langsam. »Nun, ich bin Journalistin, ich kann damit gut leben. Ja, ich bin einfach froh, zufällig dabeigewesen zu sein, denn ich muss nicht gewinnen, um eine Story zu bekommen. Das bringt mein Job eben mit sich: Immer nah dran an den Geschehnissen, aber niemals wirklich involviert. Und näher als ich konnte niemand an der

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