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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Reaktion auf das Gekläffe, diese leeren Drohungen eines Mannes, der sich mit solchen letzten Worten als Sieger fühlte, auch wenn er aus dem Gebäude eskortiert wurde.
    Lydia nickte zum Tresen hinüber und sagte: »Danke.«
    Die Frau hinter dem Tresen zuckte mit den Schultern. »Ich hab gesehen, was ich gesehen hab.«
    Ein kopfgroßer, glänzender Cleanbot wischte surrend die klebrige Pfütze vom Boden. Aleksej bestellte ein neues Bier und sah zum Bartisch hinüber, an dem die vier Idioten gestanden hatten. Der Chip war verschwunden, er war wieder einmal zu langsam gewesen. Heute war wirklich nicht sein Tag.
    »Idioten«, sagte Aleksej und stieß mit Lydia an. Reste von Adrenalin pumpten noch immer durch seinen Körper, er hätte ihnen gern auf die Fresse gegeben, um sich abzureagieren.
    »Idioten«, sagte auch Lydia und musterte ihn mit ihren dunkelgrünen Augen. Auch wenn sie ihm bislang nicht ihre Zimmernummer verraten hatte, sie hatte Interesse an ihm, das spürte er.
    Noch eine Weile sprachen sie über die vier Liga-Freunde und die Liga für ein reines Menschentum im Allgemeinen, die im letzten Jahr deutlich Zuwachs bekommen hatte, seit 3040 nach langen Kämpfen der Gewerkschaft allen Betahumanoiden halb-menschlicher Status zuerkannt worden war und sie sich dank des Buybacks-Prinzips sogar die Freiheit von ihren Konzernen erkaufen konnten. Doch die entsprechenden Summen waren horrend, und Aleksej fragte sich, wie Lydia ihre Freiheit in so kurzer Zeit hatte erlangen können. Laut fragte er das nicht, sondern ganz unverbindlich: »Und? Was machst du eigentlich so?«
    Sie zögerte kurz, als habe er sie überrascht, dann sagte sie: »Ich bin Journalistin. Und Reporterin.«
    »Cool«, sagte er, aber das hätte er wohl bei den meisten Jobs geantwortet. Was sollte er auch sonst sagen? Schließlich wollte er mit ihr ins Bett. »Und? Bist du wegen einer Story hier?«
    »Ich hatte tatsächlich gehofft, eine zu finden.«
    »Und? Glück gehabt?«
    »Ja.«
    »Komm schon. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Du hast deine Story gefunden. Um was geht’s? Ich verrate es auch keinem.«
    Einen Augenblick lang sah sie ihn zögernd an, dann lächelte sie. »Um dich.«
    »Um mich?«
    »Deine Niederlage am Pokertisch war einfach unglaublich. Die Leute werden noch in Tagen davon reden, wenn ich darüber berichte, sogar in Wochen oder Monaten. Hast du nicht bemerkt, wie sie dich ansehen?«
    Die Leute gafften ihn ständig an, er war schließlich nur ein halber Beta, noch dazu mit einem blank rasierten Gesicht und antiquiertem Irokesenschnitt. Er fiel eben auf, darauf achtete er schon gar nicht mehr. Und die vier aus der Liga hatten ihn auch nicht wegen der Pokerpartie blöd angemacht. »Ich bin deine Story? Meine Niederlage ist deine Story?«
    »Ja. Ich berichte über Einzelschicksale, über Menschen, und vor allem über Betas, um all die Vorurteile abzubauen, um uns ein, nun ja, menschliches Gesicht zu geben, und überhaupt … Aber – ehrlich gesagt – darum geht es in deinem Fall nicht. Da geht es um eine wahrlich außergewöhnliche Pokerpartie, die man medial noch größer machen kann. Denk doch mal darüber nach. Sie werden noch in Monaten über dieses einzigartige Spiel reden! Über dich!«
    »Und warum sollte ich das wollen? Dass die Leute mich noch länger als Verlierer im Gedächtnis behalten? Der dämliche Beta, der einem Menschen unterlegen war. Eine tolle Geschichte, um für unsere Gleichheit zu werben.« Seine Stimme hatte einen bitteren Ton angenommen. Er hatte tatsächlich gedacht, sie hätte ihn einfach so angesprochen, doch wie bei dem Bunny war es nur ihr Job gewesen. Auch sie hatte kein Interesse an ihm. »Seht, Menschen, hier habt ihr euren neuen Lieblingsbeta mit dem samtweichen, glänzenden Fell: Aleksej, der freundliche Verlierer aus der Nachbarschaft.«
    »Das ist doch Unsinn. Wer mit einer solchen Hand verliert, ist kein Verlierer.« Sie lächelte ihn an und schüttelte sanft den Kopf. Ihr intensiver Blick bohrte sich in seinen.
    »Sondern?«
    »Er war Teil eines legendären Spiels. Der zweite Held, ohne den diese Geschichte nie möglich gewesen wäre. Der tragische Held, der stets die Sympathien gewinnt, wenn auch nicht das Geld. Du hast cool und mit einem lockeren Spruch reagiert, das mögen die Leute. Kein jammernder Verlierer, sondern ein unglaublicher Pechvogel, dem die Herzen einfach zufliegen müssen.«
    »Die Herzen? Oder meinst du doch Mitleid?« Aleksej schnaubte. »Auf Mitleid kann ich

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