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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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als ein Strahler eine Weile auf dem blutverschmierten Gesicht der Frau verharrte, war Lydia trotz der gebrochenen Nase und rostroten Flecken sicher. »Ja. Ich hab sie zwei- oder dreimal rauskommen und mit Getränken wieder reingehen sehen.«
    »Gut.« Sörensen wandte sich wieder an den Jungen. »Hast du beobachtet, was passiert ist?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich erzähl’s, wenn sie mir einen bläst.« Er deutete auf Lydia. »Die aus dem Fernsehen.«
    Sie starrte ihn an und wollte schon giften, er solle sie nicht mit seiner Mutter verwechseln, hielt sich aber zurück. Der Junge war elf, und die Hälfte der Kussmünder auf dem Spiegel war etwa auf Höhe seiner Lippen gewesen, jedenfalls, wenn er hochhackige Schuhe trug. »Hör zu, Kleiner, du kriegst ein Autogramm von der aus dem Fernsehen und einen Schmatzer auf die Wange.«
    Forschend sah er sie an, als schätzte er ab, was so ein Schmatzer wert sein könnte, dann nickte er. »Okay. Aber er macht ein Foto vom Schmatzer. Zum Beweis.«
    »Er ist auch aus dem Fernsehen.«
    »Papperlapapp«, sagte Sörensen, als stünde er auf einer Bühne und wartete auf einen Lacher.
    »Echt?« Der Junge musterte ihn irritiert. »Kenn ich aber nicht.«
    Sörensen lächelte gequält.
    »Er gibt dir sicher auch einen Schmatzer.«
    »Nein, danke.«
    Sörensens Lächeln gefror.
    »Kann ich meinen Freunden aber wenigstens erzählen, dass du mir einen geblasen hast?«, fragte der Junge.
    »Nein«, sagte Lydia und ließ sich einen Zettel geben. Wahrscheinlich würde er es trotzdem tun, und das Foto wäre sein Beweis. Der Schmatzer danach. »Wie heißt du?«
    »Achill.«
    Sie schrieb: Für Achill, den Held der Hinterhöfe . Dann setzte sie ihren Namen und ein schwungvolles Herz darunter. Sollte der arme Knilch doch was zum Erzählen haben, das tat ihr nicht weh. »Das und den Schmatzer bekommst du, wenn du gesprochen hast.«
    »Es waren drei Männer, alle mit schwarzen Anzügen. Zwei haben hier gelauert, der andere ist mit der toten Frau reingekommen. Also, als sie noch gelebt hat. Plötzlich haben sie sie umkreist und ohne Vorwarnung zusammengeschlagen. Mit so kurzen Eisenstangen, so lang wie mein Unterarm, und mit den Schuhen getreten haben sie auch. Voll in die Fresse und in den Bauch und auf die Hände. Dabei haben sie immer gefragt: Wohin? Wohin? Wohin? , und sie hat gewimmert und gekeucht: Ich weiß es nicht . Und: Hilfe! Und: Bitte! Bis sie dann tot war.« Seine Stimme zitterte nicht, er klang fast unbeteiligt, doch in den Augen flackerte es.
    »Sie hat es ihnen nicht gesagt?«
    »Nein. Sie wusste es nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Irritiert sah er sie an, dann zuckte er mit den Schultern. »Sie klang verzweifelt, nicht trotzig. Sie hätte bestimmt gern weitergelebt, und die Männer wussten, wie man ihr wehtut. Warum sonst hätte sie das eine halbe Stunde lang ertragen sollen?«
    Manch einer erträgt vieles, um seine Familie zu schützen , dachte Lydia, doch sie glaubte nicht, dass das eine Familienangelegenheit war, zumindest nicht eine Vater-Mutter-Kind-Familie. Also sagte sie nichts dazu und fragte: »Hast du die Polizei gerufen?«
    »Nein. Das tun wir nicht, wir kümmern uns selbst um uns. Ich kannte die Frau nicht, und Mama will nicht, dass ich mit der Polizei rede. Das gibt nur Ärger, die hilft nicht und hat dann uns auf dem Kieker.« Er zog die Nase hoch. »Nein. Wenn ich da angerufen hätte, dann hätten sie mir lauter komische Fragen gestellt, und wenn ich nicht antworte, dann bin ich verdächtig.«
    »Meinst du nicht, dass sie jetzt von Wohnung zu Wohnung laufen und dir auch so lauter Fragen stellen?«, fragte Lydia.
    »Klar, aber ich hab gesagt, ich hab nichts gesehen und nichts gehört. Wenn man nicht anruft, kann man immer so tun, als habe man mit Musik im Ohr geschlafen oder wäre gerade erst heimgekommen.«
    Lydia gab ihm das Autogramm und den versprochenen Schmatzer. Dabei strahlte sie nicht so professionell wie sonst üblich. Sörensen machte zwei Bilder mit Achills Kommunikator.
    »Würdest du die Männer wiedererkennen?«, fragte er.
    »Nein.« Wieder zog er die Nase hoch, und Lydia war überzeugt, dass er log.
    »Hat vielleicht sonst noch jemand etwas gesehen? Was meinst du?«
    »Ja. An vielen Fenstern waren Gesichter.«
    »Sie haben alle zugesehen?«, fragte Lydia.
    »Klar. Man muss doch Bescheid wissen, und sonst ist hier ja nichts los.«
    Nichts los. Auch eine Sichtweise.
    »Brauchst du mich noch?«, fragte sie Sörensen. Sie wollte hier raus, Jungen

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