Justin Bieber - die ganze Geschichte
für den Upload der Clips. Die beiden dachten sich erst mal nichts weiter dabei, und für Justin ging der Alltag normal weiter.
Zumindest fast normal. Denn er war immer noch traurig darüber, dass er den Contest nicht gewonnen hatte. Aber hinter der Enttäuschung schob sich ein Gefühl nach vorn, das ihn enorm anspornte: Justin wusste nach dem Erlebnis mit dem Stratford Star endgültig, dass er absolut nichts anderes wollte, als auf der Bühne zu stehen, zu singen, zu tanzen, Musik zu machen. Das war es, was ihn vollkommen einnahm – und er wollte unbedingt wieder vor einem Publikum spielen.
Dazu bekam Justin sehr schnell Gelegenheit. Als er nach dem Contest mit seinen Kumpels mal wieder Spaß haben wollte, kamen sie auf eine ziemlich kostspielige Idee, wie Justin im April 2010 im Magazin People berichtete: »Ich wollte mit meinen Freunden Golf spielen, und ich hatte kein Geld dafür.« Woher aber sollte er die Dollars für eine teure Runde auf dem Golfplatz nehmen? Justins Lösung des Problems: »Ich ging nach draußen, um zu performen.« Er wollte sich das Geld als Straßenmusiker verdienen.
Die Idee kam ihm, weil in seiner Heimatstadt gerade Scharen von Touristen unterwegs waren. Sie wollten das Shakespeare-Theaterfestival erleben, das jedes Jahr im Sommer stattfindet. Es ist das größte Festival Kanadas zu Ehren des berühmten englischen Dichters und Dramatikers. Stratford gibt sich jedes Jahr richtig Mühe, weil die Stadt schließlich nach Stratford-upon-Avon, der Geburtsstadt von William Shakespeare, benannt wurde.
Wenn das Festival in Gang ist, kann sich der Ort kaum vor Besuchern retten. Eine Million Touristen muss die Stadt dann verkraften. Das Hauptspielzentrum für die Aufführungen ist das Avon Theatre. Dort kommen gewaltige Busladungen von Besuchern an. Ein idealer Platz für einen Straßenmusiker, dachte sich Justin. Denn einige der vielen Menschen, die dort in das Theater und wieder hinausgingen, waren bestimmt bereit, ihm eine kleine Spende zu geben, wenn er sang und Gitarre spielte.
Pattie war allerdings besorgt, dass ihrem Sprössling etwas passieren könnte. Also wurde der Großvater gebeten, gegenüber von Justins Auftrittsort vor dem Avon Theatre im Auto zu warten und auf den angehenden Superstar aufzupassen.
Als das geklärt war, machte es sich der damals 13-jährige Justin mit seiner für ihn noch reichlich großen Gitarre auf den Stufen vor dem Eingang des Theaters gemütlich. Er legte den aufgeklappten Gitarrenkoffer als Sammelbüchse für das hoffentlich hineinprasselnde Geld vor seine Füße und sang und spielte drauflos.
Das hätte natürlich danebengehen können. Schließlich gab es in Stratford wegen des Festivals viele lockende Angebote, ein Theaterstück zu sehen, aber genauso in Geschäften Geld loszuwerden, ein Kino zu besuchen und und und.
Aber der mutige Plan funktionierte. Justins Gesang und sein Gitarrenspiel zogen die Leute wie magnetisch an. Bei jedem Lied, das er spielte, blieben die Touristen auf ihrem Weg stehen und hörten und sahen ihm zu. Mal bestand sein Publikum aus Schulklassen auf einem Ausflug, mal aus Sportteams, aus Leuten aus der High Society, mal aus einer Familie, die Stratford besuchte, dann aus einem älteren Pärchen und allen möglichen anderen Passanten, jung, alt, reich und weniger reich – alle hatten eines gemeinsam: Sie lauschten völlig hingerissen, applaudierten und füllten Justins Gitarrenkasten mit Geldmünzen und -scheinen.
Einmal fand er sogar einen Zettel, auf den ein Girl namens Tiffany ihre Telefonnummer geschrieben hatte und offensichtlich ein Date mit Justin wollte. Der konnte es kaum fassen, und seine Kumpels waren richtig neidisch. Was aus dieser Geschichte wurde, hat Justin allerdings nie verraten.
Eines Tages wurde er von einer Gruppe von Schülern gefilmt, die aus dem städtischen Theater kam. Einer von ihnen lud den Clip bei YouTube hoch – der bis zum November 2010 erstaunliche 2,5 Millionen Zugriffe hatte.
Im Video sitzt Justin schüchtern vor dem großen Theatergebäude, gekleidet in ein rotes Sweatshirt und Blue Jeans. Neben ihm steht eine Wasserflasche, vor ihm der Gitarrenkasten. Justin wirkt nervös, aber er singt mit kräftiger, klarer, beeindruckender Stimme und begleitet sich dabei souverän auf der Gitarre. Er spielte damals unter anderem »I’ll Be«, einen Top-5-Hit aus dem Jahr 1998 für Sänger Edwin McCain und den religiösen Song »Refine Me« der Folksängerin Jennifer Knapp.
Der User, der den Clip
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