Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
ist?«
»Murgelström«, sagte Mallory und nickte. »Ich habe ihn kurz gesehen, ehe ich die Treppe herabstieg.«
»Was möchte er?«, wollte Mephisto wissen.
»Was möchte denn irgendjemand ?«, lautete Mallorys ironische Gegenfrage. »Hätte er auch nur halbwegs Grips, würde er wie der Teufel aus der Stadt verschwinden, solange er die Möglichkeit dazu hat. Der Grundy und Murgelströms eigene Gilde werden bei Sonnenaufgang auf ihn Jagd machen.« Er wandte sich an den Spiegel. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muss heute Nacht immer noch das eine oder andere erledigen. Stellst du mich jetzt durch oder nicht?«
»Und ich dachte, du wärst anders!«, schniefte Immergrün. »Ich dachte, du wärst aufmerksam und einfühlsam. Ich hätte es besser wissen müssen! Ihr seid alle gleich!« Er zögerte. »Ich verbinde dich«, sagte er verdrießlich. »Er soll genau wissen, wo du steckst, und ich hoffe, dass er dir etwas Schlimmes antut.«
Auf einmal trübte sich der Spiegel ein, und dann tauchte das Gesicht des Grundys auf.
»Warum hast du Verbindung aufgenommen?«, fragte der Dämon.
»Ich dachte, ich teile dir mit, dass ich meinen ersten Kontrollpunkt bereits passiert habe.«
»Du lügst. Das Katzenmädchen ist nicht dort.«
»Ich habe nicht vor, dir eine Chance zu geben, damit du Hand an sie legst«, sagte Mallory. »Ich habe sie angewiesen, sich davon zu überzeugen, dass ich um halb fünf vor diesem Haus stehe. Ich weiß nicht, wo sie sich dazu versteckt hatte, und ich weiß nicht, wo sie jetzt steckt.« Er zögerte. »Ich weiß jedoch, wo sie in einer Stunde sein wird, und falls sie mich dort nicht zu sehen bekommt, ist das Spiel aus.«
»Ich bin grenzenlos geduldig«, sagte der Grundy grimmig. »Ich kann warten.«
»Ich wollte nur sicherstellen, dass du nicht überstürzt handelst, wenn ich hier weggehe. Ich habe den Stein nach wie vor nicht bei mir; ich werde weiterhin die Rendezvouspunkte aufsuchen, sodass du dir nur selbst ein Bein stellen würdest, wenn du mich jetzt umbringst.«
Der Grundy blickte an Mallory vorbei auf Mephisto. »Du hast dich mit dem Feind verbündet«, sagte er drohend.
»Nein, Sir!«, protestierte Mephisto. »Ich doch nicht! Ich habe ihn erst heute Abend kennengelernt. Das schwöre ich, Grundy!«
»Er ist ein würdiger Widersacher«, fuhr der Grundy fort. »Du bist ein feiger, winselnder, unfähiger, zweitklassiger Illusionist, der auf Cocktailpartys Gäste unterhalten kann und sonst nichts. Du dachtest, du könntest dich mir entgegenstellen, ohne ein persönliches Risiko einzugehen. Du hast dich geirrt!«
»Nein!«, jammerte Mephisto.
»Ich kümmere mich später um dich«, versprach der Grundy. »Nicht für das, was du getan hast, sondern für das, was du bist.«
Das Bild verschwand, und auf einmal zeigte sich Immergrün wieder nur als gewöhnlicher Spiegel.
»Sehen Sie?«, schrillte Mephisto. »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?«
»Ich habe gar nichts getan«, wandte Mallory ein. »Sie haben sich uns aus freien Stücken angeschlossen.«
»Aber da wusste ich nicht, dass es so weit kommen würde!«
»Es ist ein Risiko, das Sie eingegangen sind«, versetzte der Detektiv achselzuckend. »Man tritt nicht gegen jemanden wie den Grundy an, ohne ein Risiko einzugehen. Das wussten Sie, und wenn nicht, so hätten Sie es lieber doch wissen sollen.«
»Phrasen!«, kreischte Mephisto. »Der Grundy möchte mich umbringen, und ich bekomme nur hohle Phrasen zu hören!«
»Wahrscheinlich blufft er nur«, sagte Mallory. »Schließlich hat er auch Winnifred und Eohippus gehen lassen.«
»Was scheren mich eine fette alte Frau und ein Tier? Ich bin es, um den ich mir Sorgen mache!«
»Die beiden sind zehn von Ihrer Sorte wert!«, erklärte Mallory hitzig. »Sie sind losgezogen und haben sich dem Feind gestellt. Hingegen haben Sie sich in Ihrer Wohnung versteckt und nur davon geschwafelt, wie tapfer Sie wären.«
»Nun, jetzt rede ich nicht mehr nur«, sagte Mephisto plötzlich, streckte die Hand aus und brachte aus der hohlen Luft einen Zauberstab zum Vorschein. Er richtete ihn auf Mallory. »Sie haben eine Pistole in der Tasche. Holen Sie sie ganz vorsichtig heraus.«
Mallory starrte ihn an und rührte sich nicht.
»Ich scherze nicht, Mallory!«, raunzte Mephisto. Er richtete den Zauberstab auf eine Lampe, und unvermittelt verschwand die Lampe - Schirm, Birne und Sockel - mit lautem Knall. »Das hier ist kein Spielzeug. Holen Sie jetzt die Pistole hervor und legen Sie
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